Lang Lang ist ein 20jähriger Pianist und für sein Alter sehr
erfolgreich. Um seinen Tourneeplan zum Beispiel muss er sich nicht
sorgen – er ist für die kommenden drei Jahre bereits komplett
ausgebucht. Lang Lang war im Januar dieses Jahres zu Gastspielen in
Deutschland, im Februar dann in Kanada und in der Schweiz, und im
März in Frankreich und den USA.
Lang Lang war 3 Jahre alt, als er zum ersten Mal mit dem
Klavierspiel in Berührung kam. Das war Anfang der 80er Jahre, also
zu Beginn der Reform und Öffnung in China. Damals führten die
meisten Chinesen noch ein eher bescheidenes Leben. Ein Klavier galt
damals als Luxusobjekt.
Lang Langs Eltern kauften ihm trotzdem ein Klavier. Dafür hatten
sie zuvor über Jahre hinweg sparsam leben müssen. Der kleine Lang
Lang liebte das Klavierspielen und zeigte schon damals starke
Begabung. Glücklicherweise wurde er dann auch von Zhu Yafang am
Musikkonservatorium Shengyang als Schüler aufgenommen –die
Professorin galt damals als eine der besten Klavierlehrerinnen.
Lang Lang erwarb in dieser Zeit eine solide Grundlage für sein
heutiges, brillantes Klavierspiel. Bereits mit fünf Jahren
erspielte er sich beim Klavierwettbewerb der Stadt Shenyang den
ersten Preis und gab sein erstes Solokonzert.
Lang Langs Erfolg basiert natürlich auf seinem Talent – mehr aber
vielleicht noch auf seinem Fleiß. Lang Lang zeigte schon als junger
Klaviervirtuose große Selbstdisziplin. Er saß damals fast täglich
über 10 Stunden am Klavier. Auch sein Vater Lang Guoren ist
musikalisch begabt. Er war früher Knie-Geige-Spieler. Als er das
Klavier-Talent seines Sohns entdeckte, kündigte er seine Arbeit und
brachte seinen Sohn zur Fortbildung in das zentrale
Musikkonservatorium nach Beijing.
Lang Guoren ist ein strenger Vater im chinesischen Sinne. Er lobte
Lang Lang niemals und unterdrückte selbst dann jegliche
Gefühlsäußerungen, wenn sein Sohn mal wieder vom Erfolg gekrönt
wurde. Der Vater engagierte den besten Lehrer für seinen Sohn und
kontrollierte ihn auch sehr streng bei den Übungen. Mit Erfolg:
Bereits mit elf Jahren nahm Lang Lang auf eigene Kosten am 4.
internationalen Klavierwettbewerb im deutschen Ettlingen teil und
errang den ersten Platz. Zudem wurde ihm ein Sonderpreis für
hervorragende künstlerische Leistungen verliehen.
Bei dem Wettbewerb spielte Lang Lang eine Etüde und ein Rondo von
Chopin. Lang Lang zeigte beim Spielen großes Selbstvertrauen und
sein bestes Niveau. Die Jury war überrascht, dass Lang Lang in so
jungem Alter derartige musikalische Darstellungskraft besitzt. Es
war das ersteMal, dass Lang Lang bei einem internationalen
Wettbewerb einen Preis gewann – und es sollte keineswegs das letzte
Mal bleiben.
In
Japan nahm Lang Lang später am 2. internationalen Tschaikovsky-
Klavierspielwettbewerb für junge Pianisten teil. Damals war er erst
13 Jahre alt. Der Wettbewerb gilt als weltweit ranghöchste und
wichtigste Veranstaltung dieser Art und hat schon zahlreichen
Nachwuchs-Pianisten dazu verholfen, sich international einen Namen
zu machen. Beim Finale spielte Lang Lang das 2. Konzert von Chopin
- ein Klavierstück mit dem Motiv Liebe. Viele Beobachter fragten
sich vorher besorgt, ob ein 13jähriger ohne jede große
Liebeserfahrung die anrührende und romantische Stimmung angemessen
zum Ausdruck bringen kann. Und man sorgte sich auch, ob Lang Lang
professionell mit dem Moskauer Sinfonie-Orchester zusammenspielen
würde. Denn er hatte bis dahin keinerlei Orchester-Erfahrung
vorzuweisen. Doch all die Sorgen waren umsonst: Lang Lang setzte
sich gegen mehr als 70 Konkurrenten durch und erreichte auch bei
diesem Wettbewerb den ersten Platz. Die Jury-Direktorin meinte
anerkennend, Lang Lang sei der beste Wettbewerb-Teilnehmer, den sie
je in ihrem Leben gesehen habe. Die Musik sei komplett mit seiner
Seele verschmolzen, sein Verständnis für Musik tief - und seine
Spieltechnik ausgezeichnet. Daher habe er den Meistertitel mehr als
verdient. Das russische Jury-Mitglied Cherdak schloß nach dem
Wettbewerb sogar Verträge mit Lang Lang ab. Die Folge: Der junge
chinesische Pianist wurde bereits im darauffolgenden Jahr zu einer
Tournee nach Russland, Japan, Südkorea, Israel und Italien
eingeladen.
Zwei Jahre später begann Lang Lang eine Welttournee. Im Mai 1996
gab er ein Solo-Konzert in Tokio, im Juli und August Gastspiele in
den USA, und im November das Abschiedkonzert im zentralen
Musikkonservatorium Beijing, wo er zuvor studiert hatte.
1997, mit 16 Jahren, wurde Lang Lang mit hervorragenden
Studienleistungen von der bekannten amerikanischen
Curtis-Musikhochschule aufgenommen. Sein Lehrer war der Rektor
dieser Hochschule, der bekannte Musiker Gary Graffman. Während
seines Studiums gab Lang Lang weltweit mehr als 200 Gastspiele. Und
er hat inzwischen mit zahlreichen weltbekannten
Sinfornie-Orchestern zusammengearbeitet. Viele Musikgiganten der
Welt haben Lang Langs virtuoses Klavierspiel gewürdigt. Der junge
chinesische Pianist sagt, für ihn sei es natürlich ein Glück, mit
weltbekannten Orchestern und Musikern zusammenarbeiten zu
können:
"Großartige Dirigenten und Sinfornie-Orchester haben eine starke
Anziehungskraft. Als Solist erhält man von ihnen große Anregungen.
Und umgekehrt kann auch ein guter Solist gute Orchester und
Dirigenten mitreißen. Erst durch diese gegenseitigen Inspirationen
kann eine bessere Musik entstehen."