Von Li Yafang und Zheng Wenhua
Der 23. September war der letzte Aufführungstag für das
Schattentheater-Truppe aus dem Kreis Huaxian, Provinz Shaanxi, im
Puppentheatermuseum Neukölln in Berlin. Schon gut eine Stunde nach
der Aufführung wollten die neugierigen Berliner noch nicht
verlassen, sie stellten eine nach der anderen Frage an die fünf
schlichten Bauernschauspieler.
Im
Schattentheater, auch Piying (Hautschatten) oder Dengying
(Lichtschatten) genannt, werden aus Tierhaut gefertigte Stabpuppen
verwendet, die von virtuosen Puppenspielern geführt werden. Das
Schattentheater hat in der Provinz Shaanxi und insbesondere im
Kreis Huaxian eine lange Tradition. Ursprünglich war es als
Unterhaltung am kaiserlichen Hof beliebt, seit der Tang-Dynastie
(618-907) wurde es auch im Volk immer populärer. Vor über tausend
Jahren entstanden, nimmt das Schattentheater einen wichtigen Platz
im kulturellen Leben Chinas ein.
Die Schattentheater-Truppe aus dem Kreis Huaxian ist bekannt für
ein besonders harmonisches Zusammenwirken von Puppenspielern,
Sängern und Musikern.
Luise Thomae, 75, eine Hobby-Schauspielerin auf der Hamburger
Schattenbühe, hatte sich leidenschaftlich für die Verbreitung des
Schattenthaters aus Huaxian in Deutschland eingesetzt. Sie schätzte
das Schattentheater aus Huaxian hoch ein und hatte einmal diese
Truppe auch nach Deutschland zur Tournee in ganz Deutschland
eingeladen, was ein begeistertes Echo gefunden hatte.
„Sie haben über 30 Jahre gespielt und besitzen ein hohes Niveau.
Die Figuren und die Gesänge sind so schön und faszinierend, dass
ich extra aus Hamburg hierher gefahren, um es zu bewundern“, sagte
sie.
Ganz zufällig haben wir im Theater Brigitte Krebs, eine ehemalige
Expertin in der deutschen Abteilung der Wochenschrift „Beijing
Rundschau“, getroffen. Begeistert sagte sie: „Das Schattentheater
hat mich sehr gut gefallen. Es erinnert mich an China, an Beijing,
an das Freundschaftshotel, wo ich vier Jahre lang gewohnt habe, und
an das erste Mal, als ich in China Schattentheater bewunderte. Vom
Lachen und Beifall her gesehen, freut sich das Publikum sehr
darauf.“
Hein Möbis ist ein Diplom-Ingenieur in Berlin. Er sagte: „Es ist
das erste Mal in meinem Leben, ein chinesisches Schattenspiel
anzusehen. Ich konnte zwar die Gesänge überhaupt nicht verstehen,
aber die Figuren und die Tänze haben mich sehr gut gefallen.“
Sehr merkwürdig sahen wir einen alten Mann, der nach dem Ende des
Schattenspiels viele Schattenfiguren gekauft hatte. Er wartete dort
ruhig auf die Puppenspieler, um sich beraten lassen, welche Figuren
er eigentlich besitzt hatte.
Das Schattentheater aus Huaxian wurde im Rahmen der
Asien-Pazifik-Wochen zwischen der Zeit vom 19. bis 23. September
täglich viermal aufgeführt. Jedes Mal war das Puppentheater
Neukölln voll belegt.
(www.china.org.cn/2. Oktober 2001)