Von Li Yafang und Zheng Wenhua
Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ist ein
weltweites Bundesunternehmen für internationale Zusammenarbeit.
Rund 12 000 Mitarbeiter in mehr als 120 Ländern arbeiten
überwiegend im Auftrag des Entwicklungsministeriums (BMZ) daran,
die Lebenschancen der Menschen des Südens und des Ostens dauerhaft
zu verbessern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten.
Seit 20 Jahren ist die GTZ in China tätig und ihre Schwerpunkte
liegen in den Bereichen „Wirtschafts- und Strukturreform“,
„Umweltschutz und Energiemanagement“, „Ressourcenschutz und
Armutsminderung“ sowie „Berufsausbildung und Qualifizierung“. Im
Rahmen des Chinesisch-Europäischen Wirtschaftskongresses der 3.
Asien-Pazifik-Wochen haben wir den Generaldirektor der GTZ,
Wolfgang Schmidt, der den Vorsitz des Westforums im GTZ-Gebäude
leitete, interviewt.
www.china.org.cn (im folgenden „CIIC“): Was halten Sie von der
Erschließungspolitik der chinesischen Regierung?
Wolfang Schmidt (im folgenden „Schmidt“): Sie ist im Grund genommen
von uns begrüßt und unterstützt. Ich halte es für dringend
notwendig, eine gleichmäßige Entwicklung in China zu verwirklichen.
Zur Zeit florieren die Küstenprovinzen und der Abstand zwischen Ost
und west ist immer größer geworden, so daß die chinesische
Regierung beschlossen hat, etwas zu tun. Wir wollen gerne dabei
helfen.
CIIC: Seit wann hat die GTZ Projekte in Westchina eingeführt?
Schmidt: Seit etwa 20 Jahren sind wir überhaupt in China
präsentiert, und genauso lang haben wir in Westchina Projekte
eingeführt, einschließlich Projektentwicklung, Gründung von
Institutionen, Beseitigung von Umweltproblemen usw.
CIIC: Sind Sie mit dem Investitionsumfeld in Westchina zufrieden?
Welche Erwartungen haben Sie noch von der chinesischen Seite?
Schmidt: Es gibt einige Dinge zu nennen: Das erste ist die
Infrastruktur. Die Westprovinzen liegen nicht so verkehrsgünstig
wie die Küstenprovinzen, also muß man den Zugang verbessern, d.h.,
mam muß mehr Flughäfen, Eisenbahnen und Straßen bauen, moderne
Industrien entwickeln und Informationszentren einrichten.
Das zweit entscheidendste ist, die Qualifikation der lokalen
Menschen zu verbessern.
Drittens ist Investition erforderlich, die bestehenden Industrien
leistungsfähiger zu machen. Z. B. ist Landwirtschaft ein
bedeutender Anteil des gesamten Wirtschaftsgeschehens, aber wenn es
eine moderne leistungsfähige Landwirtschaft wäre, dann kann man
mehr tun.
CIIC: Wie sind die von der GTZ durchgeführten Projekte verlaufen?
Welche Probleme haben sie bei der Projektausführung getroffen?
Schmidt: Wir haben tatsächlich nur Erfolge, überhaupt in China. Als
Nachteile nennen wir die mangelhafte Bereitschaft, die
Unterstützung und Enthusiasmus der Bevölkerung. Deswegen ist
vorzustellen, daß großenflächige Auffassungsprogramme tätig sind,
damit die Menschen, die mitarbeiten müssen, verstehen, worums es
geht, damit die Bereitschaft und Unterstützung der lokalen Menschen
sehr stark aufsteigen.
CIIC: Bedeutet die Bekanntmachung der großangelegten Erschließung
Westchinas mehr Geschäftschancen für deutsche Firmen?
Schmidt: Für uns ist Westchina nicht nur als eine Produktionsstätte
interessant, sondern auch als ein riesiger Markt. Der immer
aufsteigende Wohlstand der chinesischen Bevölkerung bedeutet für
unsere deutschen Firmen neue Absatzmöglichkeiten auf der einen
Seite, und auf der anderen Seite durch die bessere Infrastruktur
können in einigen Westprovinzen auch Produktionsstätten entstehen,
und letztens, wenn sich eine zentralasiatische Wirtschaftssphäre
herausbildet, dann könnte auch der alte Gedanke der „Seidenstraße“
wiederbelebt werden, so daß gerade Westchina als eine Brücke
zwischen Zentralsien und dem chinesischen Binnenland eine wichtige
Funktion übt. Bis dahin wird der Handel florieren, die Wirtschaft
im allgemeinen blühen und insbesondere es geht den Menschen
gut.
CIIC: Wie sieht, Ihrer Meinung nach, die Zukunft Westchinas
aus?
Schmidt: Es gibt sicher eine schöne Zukunft in Westchina. Es geht
aber nicht so leicht wie in den Ostprovinzen, wegen der zu vielen
Nachteile. Doch sind alle natürlichen Nachteile zu korrigieren.
Also muß man mit den Maßnahmen, die schon erwähnt wurden,
versuchen, mit der Entschlossenheit und mit Enthusiasmus. Ich
glaube, in 20 bzw. 30 Jahren wird Westchina ein Ort, wo alle
wollten.
CIIC: Haben Sie noch weitere Entwicklungspläne in Westchina?
Schmidt: Wir werden sicher unsere Arbeit in Westchina stärken, dies
ist auch der Wunsch der chinesischen Regierung. Wir rechnen damit,
uns stärker in Westchina engagieren, wobei spielen und Wirtschafts-
und Strukturreform, Umweltschutz und Energiemanagement,
Ressourcenschutz und Armutsminderung sowie Aus- und Fortbildung im
Forstwesen sicherlich eine wichtige Rolle. Und ich bin davon
überzeugt, daß unsere zukünftigen Projekte wie in der Vergangenheit
auch erfolgreich sein werden.
CIIC: Was wünschen Sie noch von der chinesischen Regierung?
Schmidt: Ich denke, daß die Entwicklungspläne der chinesischen
Regierung im Einklang mit den Wünschen der lokalen Bevölkerung
stehen sollten. Sie haben das Recht zu wissen, was wird bei ihnen
getan und was für sie geschieht. Wenn das sicherzustellen ist, dann
bin ich zuversichtlich von der Entwicklung Westchinas.
CIIC: China wird bald der WTO beitreten. Welche Chancen und
Herausforderungen stehen, Ihrer Meinung nach, vor dem Land?
Schmidt: Die größte Herausforderung besteht darin, mit den neuen
importierten Produkten zu konkurrieren, so steht China unter dem
Druck, die Industrien zu modernisieren, die Qualität zu verbessern,
neue Produkte zu entwickeln und sich zuzunehmen. Die chinesische
Bevölkerung wird aber davon viel profitieren. Sie werden mit
Sicherheit bessere Produkte mit niedrigem Preis kaufen können. Das
ist auch ein Vorteil. Die Produzenten werden mehr an die ganze Welt
denken. Die zunehmende Konkurrenz wird auch dazu führen, daß die
chinesischen Unternehmen auf dem Weltmarkt stark konkurrenzfähig
sind. Dies stellt den chinesischen Firmen zugleich auch eine
Herausforderung.
Zum Schluß sagte Herr Schmidt, er sei im letzten Jahr zum ersten
Mal in China. Er finde das Land schön, die Menschen gastfreundlich
und die chinesische Küche der deutschen überlegen. Er
beabsichtigte, wiederzukommen.
(www.china.org.cn/8. Oktober 2001)