Präsidentin der Shanghaier Handelskammer über die Entwicklung der Privatwirtschaft in Shanghai
Von Zhang Yan

Es ist allen bekannt, daß sich die Privatwirtschaft Shanghais in den letzten zwei Jahren sehr schnell entwickelte. Darum interviewte ich extra Frau Ren Wenyan, Mitglied des Landeskomitees der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes, Vizevorsitzende des Ständigen Ausschusses des städtischen Volkskongresses, Vorsitzende der Vereinigung der Industriellen und Kaufleute und Präsidentin der Handelskammer der Stadt Shanghai.

Frau Ren zufolge gab es Ende 2001 in Shanghai 176 384 Privatunternehmen mit 1 978 872 Beschäftigten (davon 367 546 Investoren und 1 611 326 Arbeiter), ein Plus von 27,6% bzw. 31,1% gegenüber Ende 2000, und 221 118 Einzelbetriebe für Industrie und Handel mit 272 057 Beschäftigten, ein Plus von 10,1% bzw. 10,9% gegenüber Ende 2000.

Sie wies darauf hin, daß die Entwicklung der Privatwirtschaft der Stadt Shanghai die folgenden vier Besonderheiten aufgewiesen hat:

1. Die Privatwirtschaft der Stadt Shanghai hat einen großen Geschäftsumfang und spielt bei der Ankurbelung der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt eine bemerkenswerte Rolle. Ende 2001 betrug das eingetragene Kapital der Einzelbetriebe für Industrie und Handel Shanghais 2,3 Mrd. Yuan, pro Betrieb 10 400 Yuan, ein Plus von 13,3% bzw. 3% gegenüber Ende 2000, und das eingetragene Kapital der Privatunternehmen 186,21 Mrd. Yuan, pro Unternehmen 1,056 Mio. Yuan, ein Plus von 43,1% bzw. 22,4% gegenüber 2000. Bei all diesen Statistiken liegt Shanghai an der Spitze der Tabelle aller Provinzen, autonomen Gebiete und regierungsunmittelbaren Städte Chinas. 98 Unternehmen verfügten über ein eingetragenes Kapital von mehr als 100 Mio. Yuan. 2001 erzielte die Privat- und Einzelwirtschaft Shanghais ein Produktions- und Absatzvolumen von 274,45 Mrd. Yuan, ein Plus von 40,6% gegenüber 2000, und einen Zuwachswert von 41,6 Mrd. Yuan, der 8,4% des Bruttoinlandsprodukts der Stadt ausmachte. 2001 entrichtete die Privat- und Einzelwirtschaft Shanghais Steuern im Wert von 10,819 Mrd. Yuan, was 8,3% der Finanzeinnahmen der Stadt ausmachte.

2. Die Privatwirtschaft der Stadt Shanghai hat viele Wirtschaftssektoren betreten. Im tertiären Sektor, besonders in den Bereichen der Hochtechnologie und der modernen Dienstleistungen, sind die meisten Unternehmen Privatunternehmen. Ende 2001 gab es im primären Sektor 466 Privatunternehmen, 0,3% der Gesamtzahl der Unternehmen, im sekundären Sektor 51 339 Privatunternehmen, 29,1% der Gesamtzahl der Unternehmen, und im tertiären Sektor 124 579 Privatunternehmen, 70,6% der Gesamtzahl der Unternehmen. Unter den Privatunternehmen entwickelten sich die wissenschaftlich-technisch intensiven Unternehmen besonders schnell. Ende 2001 gab es in Shanghai 11 714 Unternehmen, die sich mit wissenschaftlicher Forschung und technischer Entwicklung beschäftigten. 120 Privatunternehmen wurden zu High-Tech-Unternehmen der Stadt Shanghai erklärt. Besonders in den Bereichen der IT und der Biochemie entwickelten sich Privatunternehmen schnell. Im High-Tech-Park Zhangjiang gab es 1449 eingetragene High-Tech-Unternehmen für IT bzw. Biochemie, davon waren 671 Privatunternehmen, 46,3% der Gesamtzahl der Unternehmen. Im Bereich der sozialen Dienstleistungen belief sich die Zahl der Privatunternehmen, die sich mit modernen Dienstleistungen wie Informationsdienst, Konsulting und Vermittlung beschäftigen, auf 7569, ein Plus von 50% gegenüber Ende 2000. Außerdem sind in den Bereichen Marktforschung, Versicherungsvertretung, Warenzirkulation und andere moderne Dienstleistungen Privatunternehmen entstanden.

3. Immer mehr Leute aus anderen Provinzen und Städten gehen nach Shanghai, um dort Unternehmen zu gründen. Einige Privatunternehmen von anderen Provinzen haben ein Auge auf die günstigen Bedingungen Shanghais hinsichtlich Informationen, Fachkräften, Technologien, Geldmitteln und Geschäftsumfeld. So haben sie ihren Sitz nach Shanghai verlegt. Ende 2001 machten die Privatunternehmen aus anderen Provinzen bzw. Städten, die in Shanghai investierten, 28,7% der Gesamtzahl der Unternehmen der Stadt aus. Viele private Gesellschaften wie die Xiwang-Unternehmensgruppe und die Renmin-Unternehmensgruppe für elektrische Geräte haben sich in Shanghai niedergelassen und dort Unternehmen gegründet. Im letzten Jahr placierten sich fünf Unternehmen aus anderen Provinzen bzw. Städten, die sich in Shanghai niedergelassen hatten, unter den zehn ersten der 100 Unternehmen, die als Top-Unternehmen der Stadt im Geschäftsjahr 2000 ausgezeichnet wurden.

4. Die Entwicklung der Privatunternehmen der Stadt Shanghai fördert die Wiederbeschäftigung, indem diese viele Arbeitslose und freigesetzte Arbeiter beschäftigen. Gegenwärtig beschäftigen die Privat- und Einzelbetriebe der Stadt Shanghai 2,251 Mio. Menschen, ein Plus von 28,3% gegenüber dem gleichen Zeitraum des letzten Jahres. Diese entsprechen einem Drittel der Gesamtzahl der Beschäftigten der staats- bzw. kollektiveigenen Unternehmen und Institutionen der Stadt. In der Kampagne der Stadt Shanghai, im Jahr 2001 100 000 neue Arbeitsplätze zu schaffen, spielte die Privat- und Einzelwirtschaft eine wichtige Rolle. Im ganzen Jahr beschäftigten die Privat- und Einzelbetriebe der Stadt insgesamt 141 000 arbeitsfähige Menschen.

Nachdem sie über den Zustand der Entwicklung der Privatwirtschaft der Stadt Shanghai und die erzielten Leistungen gesprochen hatte, ging sie auf die Fragen ein, denen Shanghai bei der Entwicklung der Privatwirtschaft Aufmerksamkeit schenken muß.

Zunächst einmal die Frage des Umfeldes für die Geschäftstätigkeiten der Privatunternehmen

Frau Ren sagte: „Die Privatwirtschaft Chinas hat sich im Zuge der Entwicklung der Marktwirtschaft allmählich herausgebildet. Sie ist dadurch gekennzeichnet, daß sie sich der Marktwirtschaft anpaßt. Das bedeutet aber nicht, daß die Regierung sie nicht verwalten kann. Die Regierung muß den Privatunternehmen ein gutes Umfeld für faire Geschäfte schaffen.“

Als nächstes die Frage der Schwierigkeiten der Privatunternehmen bei der Kreditaufnahme

In Anbetracht dessen, daß es den mittelgroßen und kleinen Unternehmen, insbesondere den Privatunternehmen, schwer fällt, Kredite aufzunehmen, arbeitet das Finanzamt der Stadt Shanghai mit der Chinesischen Versicherungsgesellschaft für Investitionen zusammen, den mittelgroßen und kleinen Unternehmen Shanghais Kredite zu gewähren. Wenn ein kleines Unternehmen bei einer Bank ein Darlehen beantragt, aber sein Vermögen nicht den Forderungen der Bank genügen kann, kann es bei der Bank den Antrag stellen, daß die Chinesische Versicherungsgesellschaft für Investitionen die Bürgschaft übernimmt. Normalerweise ist die Versicherungsgesellschaft mit der Bürgschaft einverstanden, wenn keine besonderen Fälle auftreten. Für ein Projekt mit einer Investition von weniger als 3 Mio. Yuan braucht sie nur das Gutachten des betreffenden Stadtbezirks bzw. Kreises. Für ein Projekt mit einer Investition von 3 bis 5 Mio. Yuan sollen die Leiter des betreffenden Stadtbezirks bzw. Kreises zusammen mit den Leitern der der Bank und der Filiale der Versicherungsgesellschaft zu dem beantragenden Unternehmen gehen, um gemeinsam das Projekt zu überprüfen, wobei das Gutachten der Filiale der Versicherungsgesellschaft ins Gewicht fällt. Für ein Projekt mit einer Investition von mehr als 5 Mio. Yuan muß der Antrag des Unternehmens von der Dachgesellschaft überprüft werden. Bisher sind den mittelgroßen und kleinen Unternehmen bereits Kredite in Höhe von 5 Mrd. Yuan gewährt worden, was bei der Förderung der Entwicklung der mittelgroßen und kleinen Unternehmen Shanghais, insbesondere der Privatunternehmen, eine große Rolle gespielt hat.

Darüber hinaus verliert Shanghai kein Wort über Privatunternehmen, um deren Entwicklung zu fördern. Laut Frau Ren behandeln das Parteikomitee und die Regierung der Stadt Shanghai alle Eigentumsformen der Wirtschaft ganz gleich. Solange die Unternehmen die Gesetze, Verordnungen und politischen Richtlinien des Staates befolgen und gesetzmäßig wirtschaften, werden sie von ihnen unterstützt. Deshalb gibt die Stadtregierung bei der Entwicklung der Privatwirtschaft keine Losung aus und stellt keine Forderung, sondern schafft nur entsprechend dem Marktgesetz und dem Umfang und dem Geschäftsbereich der Unternehmen ein Umfeld für einen geordneten Wettbewerb. Die Privatunternehmer sind mit solch einem Umfeld zufrieden.

Zum Schluß sprach Frau Ren über die Entwicklungstendenz der Privatunternehmen Shanghais in den kommenden Jahren. Sie sagte, in den kommenden Jahren werde sich die Branche für moderne Dienstleistungen in Shanghai, besonders die Branche für Vermittlung bzw. Warenzirkulation, noch schneller entwickeln. Die Privatunternehmen Shanghais würden mit noch moderneren Technologien arbeiten und noch mehr Sektoren betreten. Nachdem viele hochqualifizierte Fachkräfte in die Privatunternehmen eingetreten seien, würden viele Privatunternehmer nach der Kapitalakkumulation beginnen, ihren Fuß in die Branchen für Informationen, Biologie und IT zu setzen. Einige Branchen wie Bankwesen, Versicherungswesen und Telekommunikation, die ursprünglich nicht für privates Kapital zugänglich gewesen seien, würden mit ihrer Öffnung für ausländisches Kapital auch für Privatunternehmen geöffnet werden. Eine Situation, in der sich die Privatunternehmen Shanghais in Übereinstimmung mit der Standortverteilung der Industrien Shanghais und den Entwicklungszielen Shanghais als einer internationalen Metropole entwickelten, sei bereits entstanden.

(www.china.org.cn/29. März 2002)


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