Gurkenbier?

Aussehen, Geruch und Geschmack sind für westliche Biertrinker was vollig Neues: Grün kommt es aus der Flasche, es riecht entfernt nach Schorle, doch trinkt man davon, schmeckt's eher nach Gurke. Abgebildet auf dem Flaschenetikett sind Gurken.

Ein Reinheitsgebot für Bier hat es in China nie gegeben, und die Bezeichnung "Gerstensaft" trifft auf die meisten chinesischen Biere schon deshalb nicht zu, weil sie aus Reismalz gebraut sind.

Das Gurkenbier ist eine neue Erfindung der Chinesen. Verwendet wird dafür die chinesische Bittergurke, die im Reich der Mitte auch als Salat oder warmes Gemüsegericht auf den Tisch kommt. Beides für Besucher aus dem Westen sehr gewöhnungsbedürftig! Doch in China schwört man auf die gesundheitsfördernde Wirkung dieser Gurke. Im Sommer treibe sie die Hitze aus dem Körper, heisst es, und für die traditionelle chinesische Medizin ist sie ein unverzichtbarer Bestandteil verschiedener Präparate.

Inzwischen sind mehrere Brauereien der Provinzen Hebei und Shanxi mit Gurkenbieren auf dem Markt, darunter auch eine Brauerei mit US-amerikanischer Beteiligung. Selbst die renommierte Tsingtau-Brauerei, ein ehemals deutsches Unternehmen (gegründet 1903, als das deutsche Kaiserreich eine der Kolonialmächte in China war), hat ihr Sortiment um ein Bier mit Bittergurkensaft bereichert.

Bei einem Geschmackstest, unternommen von einer deutsch-chinesischen Reisegruppe, landete das Tsingtau-Gurkenbier auf Platz eins. Urteil der deutschen Teilnehmer: Frisch, herber Geschmack, und nach dem Motto "Mal was anderes" durchaus akzeptabel.

(China Heute/China.org.cn, 9. Juni 2004)