Helmut Schmidt: Ich bin ein Freund Chinas

Der frühere deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt hat der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua in Berlin ein Interview gegeben. Helmut Schmidt ist ein China-Fan. Daran lässt der 86 Jahre alte ehemalige deutsche Bundeskanzler keinen Zweifel. Mit seinem Krückstock in der Hand pendelt er regelmäßig zwischen China und Deutschland. "Ich bin ein Freund Chinas und verfolge die Entwicklungen Chinas mit großer Aufmerksamkeit", sagte Schmidt in dem Interview.

Der deutsche Ex-Bundeskanzler bezeichnete das rasche Wirtschaftswachstum Chinas in den vergangenen mehr als 20 Jahren als beispiellos in der Welt. China habe begonnen, in vielen Hochtechnologiebereichen mit den entwickelten Ländern gleichzuziehen. Damit sei China nicht mehr nur in der Konsumgüterproduktion ein starker Konkurrent. Helmut Schmidt stellte fest, dass China mit seiner Geschichte von mehreren tausend Jahren auch nach fast zwei Jahrhunderten der Katastrophen eine enorme Vitalität zeige.

Nach Ansicht des Ex-Bundeskanzlers ist China in der heutigen Welt von wachsender Bedeutung. In seinem Buch "Die Mächte der Zukunft" befasste sich Helmut Schmidt ein ganzes Kapitel lang mit dem Status und der Zukunft Chinas. Auf die Mutmaßungen über eine Bedrohung durch China antwortet Helmut Schmidt, er könne eine derartige Bedrohung nicht erkennen.

Helmut Schmidt ist in seinem Leben schon mehrfach nach China gereist und hat dadurch ein Verständnis für die Situation und Entwicklung in diesem Land aufgebaut. Im Interview mit Xinhua zeigte der Ex-Bundeskanzler seine Bewunderung für die jahrtausendealte chinesische Zivilisation. Dabei forderte er die westlichen Länder auf, ihre Vorurteile gegenüber China abzubauen. Die chinesische Kultur sei viel früher als die europäische entstanden. Die in einigen westlichen Ländern vertretene Idee, nach der China einen demokratischen Weg nach westlichem Muster gehen sollte, wies Helmut Schmidt zurück. Die Werte von Europas Demokratie und Kultur könnten nicht einfach auf die chinesische Kultur mit ihrer ganz eigenen Jahrtausende alten Geschichte übertragen werden.

Er vertrete die Meinung, dass die Entwicklung einer Kultur von den Begebenheiten und Erfahrungen in ihrer Geschichte geprägt wird. Diese Begebenheiten und Erfahrungen müssten beim Vergleich der Kulturen berücksichtigt werden.

Deshalb müsse die chinesische Kultur mit anderen Standards bemessen werden als die Kultur Europas. Oder bildlich ausgedrückt: Wenn Europas Kultur ein Baum sei, dann sei Chinas Kultur ein anderer Baum, betonte Helmut Schmidt. Der deutsche Ex-Bundeskanzler zeigte sich ferner zuversichtlich über die chinesisch-deutschen Beziehungen. Nach seiner Ansicht entwickelten sich die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und Deutschland problemlos. Und auch für die Zukunft zeichnet Helmut Schmidt ein positives Bild. Die bilateralen Beziehungen werden seiner Meinung nach ihre positive Entwicklung beibehalten.

(CRI/China.org.cn, 15. Dezember 2004)