Volkssagen über den Küchengott |
Um den 23. Tag des 12. Monats nach dem traditionellen chinesischen Mondkalender beginnen in China die Vorbereitungen für das chinesische Frühlingsfest. Man nennt den Tag auch Chinas "Klein-Neujahrstag". An diesem Tag hat der Küchengott in China eine sehr wichtige Bedeutung. Die Menschen verehren ihn fast als Mitglied der Familie. Diese Verehrung geht bereits auf die Zhou-Zeit (11. Jhdt. bis 771 v.Chr.) vor über 2.000 Jahren zurück. Es gibt in China viele interessante Volkssagen über den Küchengott. Nun erzählen wir Ihnen eine davon. Die Geschichte handelt von einem reichen Mann, der Zhang Sheng heißt. Seine Frau Ding Xiang ist sehr tugendhaft. Am Anfang sind sie verliebt wie die Turteltäubchen. Ihr Leben ist von einer ausgeprägten Harmonie erfüllt. Eines Tages lernt Zhang Sheng bei seinen Geschäften in einem anderen Landesteil ein schönes Mädchen kennen, das Hai Tang heißt. Es war Liebe auf den ersten Blick bei Zhang Sheng. Hai Tang liebt jedoch nur das Geld von Zhang Sheng und tut alles, um ihm zu gefallen. Nach einigen Monaten nahm Zhang das Mädchen zur Konkubine. Hai Tang gefällt nicht, dass die offizielle Frau von Zhang, Ding Xiang nämlich, noch schöner als sie aussieht und in der Familie eine höhere Stellung als sie hat. Sie zwingt dann ihren Mann, dass er Ding Xiang verstößt und in ihr Elternhaus zurückschickt. Seitdem leben Zhang und Hai Tang auf großem Fuß. In nur zwei Jahren haben sie ob der großen Verschwendung keinen Pfennig mehr. Hai Tang verlässt Zhang dann und heiratet einen anderen reichen Mann. Zhang ist seither sehr einsam. Er hat in den vergangenen zwei Jahren keine Einnahmen mehr und ist gezwungen, sich durch Bettelei durchs Leben zu schlagen. Eines Tages im Winter war die Bettelei erfolglos. Zhang wird wegen des Hungers und der enormen Kälte vor der Tür einer reichen Familie bewusstlos. Das Dienstmädchen der Familie findet ihn und trägt ihn in die Küche. Sie gibt ihm etwas zu essen und sagt dann der Hausherrin bescheid. Nach einer Weile kommt die Gastgeberin zu ihm. Durch ein Fenster sieht Zhang, dass diese Frau seine ehemalige Frau Ding Xiang ist, die er vor zwei Jahren verstoßen hatte. Er schämt sich in Grund und Boden und will sich am liebsten in Luft auflösen. Er verbirgt sich im Herd. Ding Xiang hat in der Küche niemand gesehen und fragt dann ihr Dienstmädchen. Beide suchen überall in der Küche und finden ihn schließlich im Herd. Ding Xiang erkennt ihren früheren Ehemann Zhang Sheng, der nun aber wegen der heißen Temperatur im Herd tot ist. Sie ist sehr traurig und stirbt aus Gram kurze Zeit später. Von dieser Sache hört der Jadekaiser im Himmel, der höchsten Gottheit des Taoismus. Er ist der Überzeugung, dass Zhang Sheng seine eigenen Fehler eingesehen hat und dass sein Charakter deshalb gut sei. So verleiht der Jadekaiser dem Zhang Sheng den Titel "Küchengott". Viele Menschen bezeichnen die erste Ehefrau Ding Xiang deshalb als "Küchengöttin" und verehren beide zusammen in der Küche. Man sagt, der Küchengott weiß über alle guten und bösen Taten in der Familie bescheid. Und einmal im Jahr, 7 Tage vor Beginn eines neuen Jahres, berichtet dieser Küchengott dem großen Jadekaiser im Himmel über das, was er von der Familie weiß. Der Jadekaiser bestimmt darauf hin das Schicksal der Familie fürs ganze nächste Jahr. Damit der Küchengott nichts Böses petzt und oben beim Jadekaiser nur gute Sachen über die Familie erzählt, kocht jede Familie für ihren Küchengott süße Puddings, klebrige Kuchen und Honignaschereien und stellt sie einer Statue des Küchengottes vor die Nase. Manchmal wird dem Küchengott der Mund mit Süßem regelrecht zugeklebt. (CRI, 1. Februar 2005) |