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31. 03. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Reich zu Reich gesellt sich gern - Chinas Einkommenskluft soll sich schließen

Schlagwörter: Einkommenskluft China Reiche Arme

Höchst problematisch sind die Einkommensunterschiede zwischen Stadt und Land. Nach Angaben des Staatlichen Statistikamtes bewegt sich im Jahr 2011 das verfügbare Einkommen der Stadtbewohner gegenüber dem Nettoeinkommen der Landwirte im Verhältnis 3,13 : 1. Das jährliche Nettoeinkommen von Chinas Landbewohnern betrug im Durchschnitt gerade einmal 6977 Yuan (831 Euro).

"Die öffentlichen Finanzen kommen nicht in ausreichendem Maße dem ländlichen Raum zugute. Wenn wir die öffentlichen Dienstleistungen berücksichtigen, die von den Bürgern in Anspruch genommen werden, ist das Einkommen der Stadtbewohner sogar sechsmal größer als das der ländlichen Bevölkerung", sagt Shang. Unter "Öffentlichen Dienstleistungen" sind unter anderem Wasser- und Stromversorgung, die Bereitstellung von Verkehrsmitteln und -wegen sowie von Bildungsstätten und medizinischen Einrichtungen zu verstehen.

Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur fließen in erster Linie in den innerstädtischen Straßenbau oder in Bau und Unterhalt der Verkehrswege zwischen großen Städten, während der Zustand der Straßen in ländlichen Regionen so schlecht ist, dass oftmals nicht einmal regelmäßige Postverbindungen zu den Dörfern bestehen. Der Betrieb und die Leistungsfähigkeit öffentlicher Schulen sei in Städten viel besser als auf dem Lande, was sich nicht nur in der Höhe der Lehrergehälter zeige, so Shang.

Chinas Bauern sind in der Regel nicht produktiv genug, weil die Flächen, die sie bewirtschaften, zu klein sind. Die überwiegende Mehrheit der Landwirte sind nur rund einen Monat im Jahr mit Feldarbeit beschäftigt. "Wenn nun immer mehr Bauern in die Städte abwandern und sich dort dauerhaft niederlassen, sollten die Bodennutzungsrechte dieses Personenkreises den auf dem Lande verbliebenen Bauern übertragen werden, damit diese durch die Bestellung größerer Flächen ihre Einkommen erhöhen können", meint Shang.

Positiv zu vermerken sei, dass seit 2010 die Geschwindigkeit des Einkommenswachstums der Landbewohner die des Einkommens der Stadtbewohner übertroffen habe. Wenn dieser Trend anhält, könne die Kluft verringert werden, gibt sich Shang optimistisch.

Probleme und Lösungen

Es gelte, die Steuern für Bezieher hoher Einkommen zu erhöhen, die Bezüge für Manager von Staatsbetrieben zu begrenzen, den Anteil der Durchschnittsverdiener an der Erwerbsbevölkerung zu erhöhen, die Chancengleichheit zu fördern und die Löhne der Geringverdiener anzuheben, sagte Wen Jiabao am 5. März im Tätigkeitsbericht der Regierung.

Nach Meinung von Shang sollte der Mindestlohn angehoben werden, was einkommensschwachen Kreisen der Bevölkerung zugute käme. Auch sollte die Regierung der Bekämpfung der Armut in den Städten größere Aufmerksamkeit schenken. Familien, bei denen ein Elternteil oder beide wegen Arbeitslosigkeit als Ernährer ausfielen, gerieten leicht in eine Notlage.

Zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage armer Bevölkerungsschichten schlägt Sun Xiaoyu vor, dass die Regierung Sozialabsicherungssysteme ausbaut und dabei insbesondere den Geldbetrag erhöht, der dem Versicherten ausbezahlt wird: "Die Regierung hat sich in diesem Bereich aber bereits sehr bemüht und Gewaltiges geleistet", meint der Forscher.

Eine weitere wichtige Maßnahme wäre nach Sun die Einführung von Tarifverhandlungen zwischen Unternehmern und Arbeitnehmervertretern, möglicherweise unter Mitwirkung der Gewerkschaften. Dies könnte zu einem kontinuierlichen Lohnanstieg führen und zugleich die Mitspracherechte der Arbeitnehmer sicherstellen. Der gegenwärtige Zustand, dass allein die Arbeitgeberseite über die Höhe der Löhne bestimmt, könnte so überwunden werden.

Shang argwöhnt, dass eine gerechtere Verteilung des Volksvermögens auf den Widerstand bestimmter Interessengruppen stoßen wird: "Ein langer Weg liegt vor uns. Es empfiehlt sich, dass die Regierung dabei schrittweise vorgeht. Das Einkommen von Beziehern hoher Gehälter soll sich nur wenig erhöhen, während das Einkommen von Geringverdienern stark erhöht werden muss. So kann sich nach und nach die Kluft verringern."

Einige Mitglieder der PKKCV sind keineswegs einverstanden mit dem Beschluss der Zentralregierung, die Gehälter und Vergütungen im Spitzenmanagement staatseigener Betriebe und im Bankensektor zu begrenzen.

"Im Vergleich mit ihren ausländischen Kollegen verdienen Chinas Top-Manager in staatlichen Unternehmen und Finanzinstituten wenig. Es ist nicht gerechtfertigt, hier eine strikte Begrenzung ihrer Gehälter und Bonuszahlungen anzusteuern", meint Zhang Yichen, CEO der CITIC Capital Holdings Ltd.

Zhang Xiaoji teilt diese Ansicht: "Wenn es keine finanziellen Anreize gibt, wie können da chinesische Staatsunternehmen talentierte Manager anwerben? Wenn Top-Manager nicht gut bezahlt sind, werden sie auf jeden Fall zu ausländischen Unternehmen wechseln. Wir können uns nicht in Gleichmacherei üben. Das raubt Chinas Wirtschaft nur Vitalität und jeglichen Auftrieb."

Die Lösung sieht Zhang in einem "gesunden Gesellschaftskonzept", das er ausgerechnet in den Vereinigten Staaten verwirklicht sieht. US-Bürger hätten eine gesunde Einstellung zum Leistungsprinzip und neigten nicht zu Sozialneid. Sie gingen davon aus, dass sie in Zukunft selbst ein größeres Stück vom Kuchen abbekämen. "Das ist der richtige Lösungsansatz für dieses Problem", meint der Außenwirtschaftsexperte.

Im Frühjahr der Bauer die Rösser anspannt: Mitglieder einer Genossenschaft in der Provinz Hubei bei der Frühjahrsbestellung der Felder

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Quelle: Beijing Rundschau

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