Jungunternehmer: Li Zhaohui folgte 2003 seinem Vater als Vorstand der Shanxi Haixin Iron & Steel Group und verwandelte den Betrieb innerhalb von drei Jahren zu einem der führenden Unternehmen der Branche.

Kein leichter Weg

Im März stellte ein Netizen, der sich als ein Unternehmer der zweiten Generation ausgab, Bilder eines Kurses online. In diesen Bildern schlief mehr als die Hälfte der Klasse, und die wenigen, welche wach waren, spielten entweder mit ihrem iPhone oder schwatzten mit anderen Studenten.

"Für die Studenten ist der Aufbau eines sozialen Netzwerks mit ihren Kommilitonen wichtiger als der Inhalt der Kurse", erklärt Qu Jun, ein Direktor des Zweit-Generationen-Ausbildungsprogramms an der Peking Universität. "Vielen von ihnen ist es egal, was die Lehrer im Unterricht erzählen."

"Fast alle Gründer von Privatunternehmen möchten ihr Geschäft ihren Kindern übergeben, sogar wenn sie wissen, dass diese nicht qualifiziert genug sind, den Betrieb zu führen", sagt Yang Guoan, ein Professor der China Europe International Business School (CEIBS). "Also bauen sie auf solche Ausbildungsstätten oder Ausbildungen im Ausland, um ihren Kindern bessere Qualifikationen zu ermöglichen."

Yang ist der Meinung, dass Kurse wie Reiten oder Weinverkostung für das Geschäft nicht so wichtig sind. Er findet: "Natürlich muss man bei gewissen Gelegenheiten ein wenig über diese Dinge Bescheid wissen, aber diese Art von Wissen ist leicht zugänglich, wenn man das Geld dazu hat. Es ist ziemlich oberflächlich."

Li Xiujuan, ebenfalls Professor bei CEIBS, teilt Yangs Ansichten. Yang meint: "Einige Eltern sind einfach zu beschäftigt, um sich um ihre Kinder zu kümmern, bis sie merken, dass es Zeit ist für die Übergabe. Aber da die zwei Generationen aufgrund von langanhaltenden Kommunikationsstörungen manchmal kaum miteinander reden können, ist das keine leichte Aufgabe."

"Rom wurde nicht an einem Tag erbaut", meint Li. "Sozialisation innerhalb der Familie ist wichtiger als Schulungen. Für eine Übergabe wäre es viel nützlicher, mehr mit den Kindern zu sprechen und sie von klein an mehr über den Betrieb erfahren und wissen zu lassen."

Li Zhaohui wurde 1981 geboren und übernahm 2003 die Position seines Vaters als Vorstand der Shanxi Haixin Iron & Steel Group.

Lis Vater wurde im Januar 2003 erschossen, und Li musste seine Schule in Australien verlassen, um zurückzukommen und die Firma zu übernehmen.

"Ich war in tiefer Trauer über den Tod meines Vaters und konnte mich lange Zeit nicht fangen", erzählt er. "Als zweiundzwanzigjähriger Mann ohne irgendwelche Erfahrung dachte ich nicht, dass ich diese Position jemals ausfüllen könnte."

Aber der Vorstand entschied, ihm die Stellung zu übertragen und diese Entscheidung erwies sich als richtig. Innerhalb von drei Jahren entwickelte sich die Haixin Iron & Steel Group zu einer der größten privaten Stahlhersteller Chinas und ihre Bilanzsumme erreichte im Jahr 2010 mit die Grenze von 909 Millionen Euro fast die Milliardengrenze."Mein Vater war lange mein Idol. Er hat mich immer gelehrt, Verantwortung zu tragen und hart zu arbeiten", erzählt Li. "Er hatte einen enormen Einfluss auf mich, und ich erinnere mich ständig daran, hart zu arbeiten, um seine Erwartungen zu erfüllen."

"Dies ist das Resultat der familiären Sozialisation und der Einflussnahme auf die Kinder während der Übergabephase", sagt Professor Li. "Die Eltern sollten ihren Kindern mehr über den Schmerz und die Anstrengungen zeigen, die mit dem Führen eines Betriebs unvermeidlich verbunden sind. Nur so können sie ihnen vermitteln, dass das Ganze kein Zuckerschlecken ist. Das ist in jedem Fall besser als sich seinen Kindern gegenüber immer nur als Geldautomat zu erweisen."