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27. 08. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Kommerzialisierung der Kultur zügeln

Schlagwörter: Kommerzialisierung der Kultur,Mogao-Grotten,Yumenguan-Pass

Über schüchterne Versuche, Kulturdenkmäler vor der Tourismusindustrie zu schützen.

Mogao-Grotten

Yumenguan-Pass

In der Stadt Dunhuang in der nordwestchinesischen Provinz Gansu liegen die berühmten Mogao-Grotten. Durch eine 1600 Meter lange Felswand ziehen sich 735 Grotten, deren Wandmalereien von einer Vielfalt künstlerischer Stile aus mehreren chinesischen Dynastien zeugen. Die Mogao-Grotten zählen zu den größten und am besten erhaltenen Stätten buddhistischer Kunst in der Welt. Als solche müssen sie geschützt werden.

Besondere Schutzmaßnahmen

Jedes Jahr dürfen nur zwei Millionen Besucher die Grotten betreten, da das Kohlendioxid, das sie ausatmen, den Verfall der Wandmalereien beschleunigt. Geräte überwachen die Feuchtigkeit im Inneren der Grotten, wird eine Normzeile überschritten, werden die Tore verriegelt.

Liu Hongli führt Touristen durch die Schatzkammern buddhistischer Kunst, unterweist sie in deren Geschichte und entschlüsselt religiöse Symbole. Wie ihre Kollegen ist sie eine Expertin. Ein Masterabschluss und fundiertes Wissen in Geschichte, Kunst und Religion sind die Mindestanforderungen an Tour-Guides in den Mogao-Grotten.

Von den vierzig Grotten, die man besichtigen kann, werden bald nur noch zwanzig für Besucher zugänglich sein. In Zukunft kann man sich in einer Ausstellungshalle eine 3D Version der Grotten zu Gemüt führen.

"Auch diese Schutzmaßnahme ändert nichts an der natürlichen Erosion", so Sun Xuehu von der Stadtregierung in Dunhuang. Und dennoch ist sie überzeugt: "Ich möchte wetten, das hier sind die am wenigsten kommerzialisierten historischen Relikte des Landes."

Kommerzialisierung mit Vorsicht genießen

Um die meisten historischen Fundstätten steht es nicht so rosig. Offiziellen Statistiken zufolge verschwanden in den letzten drei Jahrzehnten über 40 000 historische Bauwerke von der Bildfläche. Die Kommerzialisierung zu touristischen Zwecken zählte dabei zu den Hauptursachen.

Andererseits ist sie eine Möglichkeit, um viele bislang unbeachtete Relikte aus der Verborgenheit zu holen.

In Dunhuang, einst eine Metropole an der Seidenstraße, gibt es mehr als 240 historische Relikte, darunter Teile der Großen Mauer, alte Theater, Tempel und antike Grabstätten, die kaum jemand zu Gesicht bekommt. Oft führt nicht einmal eine Straße dorthin.

Um die kulturellen Relikte zu erhalten, wäre eine kommerzielle Nutzung zweifelsohne die beste Lösung. Durch Investitionen der Regierung könnte man ihren Erhalt finanzieren. Doch das Budget in Dunhuang ist knapp und Geld "für die Vergangenheit auszugeben" wäre ein Luxus.

Eine Erfolgsgeschichte hat sich auf dem Yangguan-Pass nordwestlich von Dunhuang abgespielt. Vor Jahrhunderten war dieser Pass das Tor zwischen West- und Zentralchina. Heute aber ist der vom Wüstensande verweht, mit bloßem Auge ist er gar nicht mehr zu erkennen. Für Touristen war er daher bislang wenig attraktiv. Das änderte sich, als der Wissenschaftler Ji Yonggang nach über zehn Jahren der Planung aus eigener Tasche ein Museum finanzierte, in dem historische Relikte rund um die Nutzung des Passes gezeigt werden. Inzwischen schwärmen Jahr für Jahr Millionen von Touristen an den Yangguan-Pass.

Zhang Zhiying, Leiterin der Dunhuanger Denkmalschutzbehörde, findet, dass es an der Zeit sei, private Investoren in die Erhaltung der Relikte miteinzubeziehen. Nur ist Investition immer profitorientiert, das könnte Orten wie den Mogao-Grotten schaden.

Vorsicht ist also geboten. "Man muss die Unternehmen von den Kulturdenkmälern profitieren lassen, ohne dass sie dabei Schaden anrichten", meint Zhang. Die touristische Erschließung der Gegend erfordere strenge Standards. Daran, dass die Kooperation mit privaten Unternehmen eine Win-Win-Situation ergeben könne, zweifelt Zhao Zhiying nicht.

Ihr Fazit: Ein Unternehmen dürfe in Einrichtungen investieren, die der Förderung historischer Stätte dienten, bei den Relikten selbst aber dürften private Investoren nicht das Sagen haben. Deren Schutz habe stets die oberste Priorität.

Quelle: Beijing Rundschau

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