Home Aktuelles
Multimedia
Service
Themenarchiv
Community
Home>Wirtschaft Schriftgröße: klein mittel groß
31. 08. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

China will Eurozone helfen – neue Milliardenaufträge für die deutsche Wirtschaft

Schlagwörter: Schulden Währungskrise Chinabesuch Merkel

China werde weitere europäische Staatsanleihen kaufen, sofern das Schuldenrisiko der Eurozone eingedämmt werden könne – dies sagte Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao am Donnerstag in Beijing beim Staatsbesuch der deutschen Bundeskanzlerin.

Wen lends eurozone a hand

Ministerpräsident Wen Jiabao hieß am gestrigen Donnerstag die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in Beijing willkommen. [Photo/China Daily]

In einem ersten Gespräch mit Merkel brachte Wen sein Vertrauen in den Euro und die Wirtschaft der EU zum Ausdruck. Merkel wiederum versicherte Wen, dass Europa alles Nötige tun werde, um die derzeitige Schulden- und Währungskrise zu überwinden.

"China wird die Kommunikation und Abstimmung mit der EU, der EZB, den relevanten internationalen Fonds und den wichtigsten Ländern verstärken, um verschuldete EU-Länder zu unterstützen", sagte Wen. China hoffe, dass die EU ein Gleichgewicht herstellen könne zwischen finanzpolitischer Sparsamkeit auf der einen und gezielt eingesetzter wirtschaftlicher Wachstumsanreize auf der anderen Seite, so Wen weiter. "Die europäische Schuldenkrise wird immer schlimmer und die internationale Gemeinschaft reagiert immer besorgter darauf. Um ehrlich zu sein, auch ich bin besorgt", sagte der chinesische Ministerpräsident gegenüber den Reportern.

Es sei ungewiss, ob Griechenland die Eurozone verlassen werde. Auch wisse man nicht genau, ob Italien und Spanien wirklich umfangreiche Maßnahmen einleiten werden, um ihre Budgetprobleme in den Griff zu kriegen.

"Ob die Probleme gelöst werden können, entscheidet sich daran, ob Griechenland, Italiern und Spanien wirklich die Entschlossenheit haben, die nötigen Reformen durchzuziehen", sagte Wen. "Die Lösung der europäischen Schuldenkrise erfordert Sparsamkeit und eine vorsichtige Ausbalancierung der einzelnen europäischen Volkswirtschaften gegeneinander."

Der zweitätige Staatsbesuch ist Merkels zweiter Chinabesuch in diesem Jahr und findet vor dem Hintergrund einer sich verschlimmernden EU-Schuldenkrise und einem schwächelnden chinesisch-europäischen Handel statt.

Seit sich die beiden Regierungschefs zuletzt im Februar getroffen haben, hat China eine ganze Reihe von Hilfsmaßnahmen ergriffen, darunter eine Finanzspritze im Umfang von 43 Milliarden US-Dollar zur Rekapitalisierung des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Merkel ging mit der Einschätzung Wens, dass die Eurokrise noch nicht vorbei sei, konform. Sie sagte aber auch, dass die bisherigen Reformanstrengungen nun langsam erste Erfolge zeigten.

"Ich habe dem Herrn Ministerpräsidenten gesagt, dass derzeit eine ganze Serie von Reformmaßnahmen durchgeführt werden und dass Europa den absoluten politischen Willen hat, den Euro wieder in eine starke Währung zu verwandeln", sagte Merkel auf einer Pressekonferenz.

Zhang Monan, ein Ökonom des Staatlichen Informationszentrums, einem Think Tank der chinesischen Regierung, sagte, dass China möglicherweise in geringem Umfang europäische Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten kaufen könnte. Doch es sei viel zu gefährlich, jetzt große Beträge in europäische Staatsanleihen zu stecken, da sich die Situation von Griechenland, Spanien und Italien im September noch einmal dramatisch verschlechtern könne.

"Der Ministerpräsident hat ein starkes Zeichen an seinen wichtigsten Handelspartner gesendet und außerdem gezeigt, dass China dabei helfen wird, das Vertrauen in den Euro und die baldige Erholung der Weltwirtschaft zu stabilisieren", sagte Zhang.

Die EU-Schuldenkrise hat die Nachfrage nach chinesischen Exportprodukten deutlich schrumpfen lassen. China durchläuft gerade eine Phase, die durch einen deutlichen Rückgang seines Wirtschaftswachstums geprägt ist – dem stärksten Rückgang seit über drei Jahren. Diese schwache Phase steht in direkter Verbindung mit dem Rückgang des sino-europäischen Handels, der im Juli nur noch bei 48 Milliarden US-Dollar lag – im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von 8,9 Prozent. Chinas Exporte in die EU fielen sogar um 16,6 Prozent auf nunmehr 29,4 Milliarden Dollar.

In den Gesprächen mit Merkel betonte Wen daher auch die Wichtigkeit einer Stärkung der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen China und Europa.

Ein großes Geschäft konnte dann gleich am Donnerstag unter Dach und Fach gebracht werden: Die ICBC Financial Leasing, eine Tochter der Commercial Bank of China, unterschrieb einen Vertrag mit Airbus über den Kauf von 50 Flugzeugen der A320-Serie, darunter auch 20 Exemplare des A320 neo (new engine option). Es ist das erste Mal, dass China den A320 neo bestellt. Basierend auf dem Listenpreis der Flugzeuge hat dieser Deal einen Wert von 3,5 Milliarden Dollar – Anfang des Jahres hatte ein Streit zwischen der EU und China über das "EU Emissions Trading Scheme" und die damit verbundene CO2-Steuer zu einer Stornierung eines zwölf Milliarden-Deals mit Airbus geführt.

China und Deutschland haben insgesamt noch zehn weitere Verträge unterschrieben, und zwar in den Bereichen Luftfahrt, Seefahrt, Automobilindustrie, Kommunikation, Energie, Umwelt und Gesundheit.

Deutschland ist Chinas größter Handelspartner in der EU – nahezu die Hälfte aller europäischen Exporte nach China kommen aus Deutschland, und ein gutes Viertel aller europäischen Importe aus China landet in Deutschland. Der Handel zwischen den beiden Ländern erreichte 2011 ein Volumen von 169 Milliarden Dollar, gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 18,9 Prozent.

Merkel, deren derzeitiger Chinabesuch ihr sechster seit ihrem Amtsantritt im November 2005 ist, betonte, dass China und Deutschland eine große Anzahl gemeinsamer Interessen hätten.

Quelle: german.china.org.cn

Druckversion | Artikel versenden | Kommentar | Leserbrief | zu Favoriten hinzufügen | Korrektur

Kommentar schreiben
Kommentar
Ihr Name
Kommentare
Keine Kommentare.
mehr