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24. 09. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

China muss auf Anti-Dumping-Untersuchung reagieren Exklusiv

Schlagwörter: Anti-Dumping-Untersuchung EU-Kommission Solarbranche Reindustrialisierung erneuerbare Energie Schiefergas

von Wang Ran, Beijing

Am 6. September hat die EU-Kommission ein Anti-Dumping-Verfahren gegen die chinesische Solarbranche eingeleitet. Mit einem Streitwert von über 20 Milliarden US-Dollar gilt dies als der größte Streitfall in der chinesischen Außenhandelsgeschichte. Mehr als 400.000 Menschen sind von dieser Frage betroffen. Bereits früher hatte die chinesische Solarindustrie eine Anti-Dumping-Untersuchung von den USA am Hals. Dazu wies Han Xiaoping, der stellvertretende Generalsekretär der Finanzkommission des chinesischen Unternehmensinvestitionsverbandes und CEO von China5e.com in einem Interview mit China.org.cn darauf hin, dass die Anti-Dumping-Untersuchung eine oberflächliche Erscheinung darstelle, hinter der die USA und die EU das Nachsehen hätten.

Han Xiaoping, der stellvertretende Generalsekretär der Finanzkommission des chinesischen Unternehmensinvestitionsverbandes und CEO von China5e.com

Anti-Dumping-Untersuchung geht auf die US-amerikanische "Reindustrialisierung" zurück und zielt auf die Unterdrückung der Finanzierungskraft der chinesischen Fertigungsindustrie ab.

Han meinte, dass die Anti-Dumping-Untersuchungen aus den USA und von der EU vor dem Hintergrund der US-amerikanischen "Reindustrialisierung" stehe. Die Kreditkrise an der Wall Street hätte die USA dazu veranlasst, die auf den Finanzsektor angewiesenen "Deindustrialisierung" zu einer auf der Realwirtschaft basierenden "Reindustrialisierung" zu verwandeln. Diese Reform sei im vollen Gange. Das rapide Tempo würde die Erwartung vielen Experten übertreffen.

Die "Reindustrialisierungsstrategie" der USA hätte zuerst hochentwickelte Industrieländer wie Deutschland, Frankreich, Japan und Südkorea betroffen und die Konkurrenz verschärft. Langfristig gesehen sollte auch China davon erfasst werden. Der Grund läge klar auf der Hand: Wenn chinesische und US-amerikanische High-Tech-Produkte auf dem internationalen Markt konkurrieren würden, müssten viele Länder aus Angst vor den USA auf die chinesischen Produkte verzichten. Dies würde die chinesische Wirtschaft, die sich derzeit in einer kritischen Übergangsphase von der technologischen Innovation und der industriellen Modernisierung befände, drastisch behindern.

Ein Beispiel ist die US-amerikanische Anti-Dumping-Untersuchung gegen die chinesischen Solarprodukte: Der wirkliche Grund läge darin, den chinesischen erneuerbaren Energie-Sektor, eine Branche mit enormem Potenzial, zu unterdrücken. Bereits im Jahre 2010 hat die USA eine Anti-Dumping-Untersuchung gegen chinesische Windkraftanlangen durchgeführt. Da die meisten chinesischen erneuerbaren Energien-Unternehmen in den USA an der Börse notiert sind, würde die Anti-Dumping-Untersuchung sicherlich die Entscheidungen der Investoren beeinflussen. Dies würde dazu führen, dass die Finanzierungskraft der chinesischen erneuerbaren Energie-Unternehmen auf der internationalen Bühne nachließe. Gleichzeitig hätten die USA die Schiefergasförderung, auch eine Art erneuerbare Energieform, mit äußerster Kraft vorangetrieben. Schiefergas ist in Tonsteinen gespeichertes Erdgas, dessen Erschließung technisch anspruchsvoll ist.

Um dem "Domino-Effekt" auf dem internationalen Markt vorzubeugen, muss China aktiv reagieren.

Seit Oktober 2011 haben die USA ein Anti-Dumping-Verfahren gegen chinesische Solarprodukte eingeleitet. Die chinesische Regierung hat zu keinen heftigen Gegenmaßnahmen oder Vergeltungen gegriffen und lediglich ihren Wunsch zur Beilegung der Handelsstreitigkeiten durch Verhandlungen geäußert. Erst im vergangenen Mai, als die USA erklärten, dass die chinesischen Solarhersteller Strafzölle im Wert von 250 Prozent entrichten müssten, erhob China Einwände dagegen. Da Europa fand, dass China nicht rechtzeitig effektive Gegenmaßnahmen gegen die USA ergriffen habe, folgte der größte Markt für chinesische Solarprodukte ihrem US-amerikanischen Vorbild. Vor kurzem hat sogar Indien eine Anti-Dumping-Klage gegen China eingereicht. Obwohl Indien keinen großen Anteil auf dem Exportmarkt für chinesische Solarprodukte ausmacht, erhöht dies den Druck auf die chinesischen Produkte auf dem internationalen Markt.

Han ist der Ansicht, dass die USA die WTO-Regeln stets ignorieren und nach eigenem Willen handeln würden. Falls etwas in ihrem eigenen Interesse liegen sollte, würden sie die Regeln befolgen; falls nicht, verstießen sie einfach gegen alle Bestimmungen. Wenn alle Volkswirtschaften der Welt so rücksichtslos handeln würden, würde auf dem internationalen Markt ein Chaos herrschen. Die ungerechten und unfairen Handelsstreite gegen China würden sich vermehren. Deswegen müsse China auf den Druck aus den USA und Europa effektiv reagieren. China sollte nicht mehr "sanfte" Politik betreiben, sondern Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, wie zum Beispiel Euroschulden zu verkaufen und der US-amerikanischen Autoindustrie einen Schlag zu versetzen. Nur so könnte China vorbeugen, einen "Domino-Effekt", also den Boykott von chinesischen Produkten, auf dem internationalen Markt auszulösen.

Unternehmen sollen Märkte in Ländern der Dritten Welt erschließen

Egal, wie die Handelskontroverse zu Ende gehen wird, rechnete Han mit einer großen Veränderung in der chinesischen Solarbranche. Manche Unternehmen könnten überleben, während andere wiederum in die Pleite gehen würden. Dies entspräche dem Gesetz der Marktwirtschaft.

Han schlug vor, dass die Unternehmen durch eine Stärkung der Technologieerforschung mit günstigen Preisen den internationalen Markt vor allem in den Entwicklungsländern weiterhin erschließen sollten. Die Regierung sollte beschleunigt Energienverwaltungsmaßnahmen erlassen, damit sich die chinesische Solarbranche gesund entwickeln könne. Gleichzeitig sei die inländische Nachfrage anzukurbeln. Dies sei die beste Methode, die derzeitige Situation mit der übermäßigen Abhängigkeit vom ausländischen Markt zu verbessern.

Der Kommentar spiegelt die Meinung des Autors wider, nicht notwendigerweise die von China.org.cn.

Quelle: german.china.org.cn

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