Unter dem Pseudonym Liu Yi hat eine Viertklässlerin aus dem Gebirge Daliangshan in der südwestchinesischen Provinz Sichuan eine Aufsatz mit dem Titel "Träne" geschrieben, der derzeit die Herzen vieler Netizens berührt. Der im wahrsten Sinne zu Tränen rührende Text lässt einen realisieren, dass sich Glück meist und für jeden gleich anfühlt, Unglück aber viele Gesichter haben kann.

Liu Yi, 20. Juni 2015.

"Papa ist vor vier Jahren gestorben.

Er hatte mich immer sehr lieb. Mama dachte sich jeden Tag etwas Leckeres zu essen für mich aus. Vielleicht dachte sie dabei aber auch an Papa.

Mama ist sehr krank. Sie ist in die Stadt gefahren und nach Xichang, aber das Geld reicht nicht und so ist ihre Krankheit auch nicht besser.

Eines Tages ist sie umgekippt und als ich gesehen habe, wie schlecht es ihr geht, musste ich weinen. Ich sagte zu ihr: 'Mama, Dir muss es unbedingt schnell wieder gut gehen. Ich helfe Dir, koche für Dich und Du schläfst viel und dann wird das wieder.'

Am zweiten Tag ist Mama nicht aufgestanden und sie sah auch nicht sehr gut aus. Ich habe sofort meinem Onkel, der gerade von der Arbeit gekommen war, gesagt, er muss Mama in die Stadt bringen.

Am dritten Tag bin ich morgens ins Krankenhaus, um Mama zu besuchen, aber sie war noch nicht aufgewacht. Ich habe ihr ganz leicht die Hände gewaschen, dann ist sie aufgewacht. Sie nahm meine Hand und nannte mich bei meinem Spitznamen:

'Meimei, Mama möchte nach Hause.'

'Warum?', frage ich.

'Hier ist es nicht so gemütlich wie zuhause.'

Also habe ich Mama mit nach Hause genommen. Wir saßen ein bisschen zusammen, dann bin ich in die Küche, um ihr etwas zu Essen zu machen. Als das Essen fertig war, habe ich nach ihr gerufen. Aber Mama war schon gestorben.

In den Lehrbüchern wird von einem Sonne-Mond-See gesprochen. Das muss der Ort sein, an dem die Töchter an ihre Eltern denken und ihre Tränen lassen."