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06. 03. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

China und Deutschland – zwei große Exportnationen auf Abwegen? Exklusiv

Schlagwörter: Export Wirtschaft Risiko Außenhandel

Baltic-Dry-Index im Sturzflug, Stahlproduktion rückläufig

Der Baltic-Dry-Index (BDI) wurde von der Baltic Exchange in London kreiert. Er gibt die preislichen Veränderungen bei den Transportkosten verschiedener Rohstoffe, wie zum Beispiel bei verschiedenen Erzen, Stahl und fossilen Brennstoffen, an. Der BDI gilt als ein Indikator der Weltwirtschaft – und ist im Februar auf den niedrigsten Stand seit über 25 Jahren gefallen.

BALTIC DRY INDEX (BDIY)

High:

718.00

   Low:

718.00

Day Range:

718.00 - 718.00

   52-Week Range:

647.00 - 2,173.00

Year To Date:

-58.69%

   1-Year:

-42.19%

Übersicht: Aktuelle Entwicklung des BDI (24. Februar 2012). Seit Jahresbeginn hat der Index fast 60 Prozent verloren – ein Hinweis auf den kommenden Absturz der Weltwirtschaft?

Die Frachtraten für Tanker und große Containerschiffe sind derzeit so niedrig, dass die Schiffsreeder nicht nur kein Geld mehr verdienen, sondern sogar massiv draufzahlen müssen – denn die Instandhaltung solcher Meeres-Giganten kostet viel Geld. Die niedrigen Frachtraten sind ein deutlicher Indikator für den Abschwung – denn wenn Nachfrage nach den Schiffen gering ist, sinken natürlich auch die Preise der Verschiffung.

Krisenindikator: Der BDI (oben, dunkelblau) sank noch unter den Tiefstwert von 2008 – und somit auf den niedrigsten Stand seit knapp 25 Jahren.

Ähnliche Anzeichen gibt es bei der Stahlproduktion. Diese lag Anfang 2011 weltweit noch bei bis zu 130 Millionen Tonnen pro Monat (Mai). Gegen Ende des Jahres wurden jedoch nur noch 115 Millionen Tonnen monatlich erreicht – ein Minus von knapp 12 Prozent. In Deutschland lag die Stahlproduktion im Dezember um fünf Prozent unter dem Vorjahreswert und im Vergleich zur Hochsaison 2011 sogar bei minus 26 Prozent.

Düstere Aussichten für den Außenhandel in 2012

Analysiert man den ersten "Ausrutscher" der Weltwirtschaft zwischen 2008 und 2009, dann sieht man, dass die chinesische Wirtschaft – trotz des größten Konjunktur- und Kreditprogramms, das China je aufgelegt hat – äußerst anfällig ist gegen externe Schocks. Hinzukommt, dass China kein weiteres Konjunkturpaket auflegen kann, jedenfalls nicht in der benötigten Größenordnung: schon die letzte Finanzspritze hatte die Inflationsrate teilweise auf über sechs Prozent katapultiert. Gehen die Inflationsraten jedoch zu schnell nach oben, müssen die Notenbanken mit Zinsanhebungen gegensteuern. Das gilt für China wie auch für den Rest der Welt. Für die chinesischen Provinzen wäre dies – ebenso wie für alle westlichen Industrienationen – der finanzielle Supergau: bei ihren gigantischen Schulden könnten sie sich die erhöhten Zinsen nur für einen sehr kurzen Zeitraum leisten. Dann würden die Lichter ausgehen.

Für Deutschland sieht es aber noch schlimmer aus als für China. Das liegt einerseits an der europäischen Schuldenkrise und andererseits am massiven Vertrauensverlust in den Euro. Während Länder wie Griechenland, Portugal, Spanien und Italien gegenüber den Notenbanken anderer Länder Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als 600 Milliarden Euro haben, hat die Deutsche Bundesbank unter einem als "Target2" bezeichneten Posten Forderungen in Höhe von über 500 Milliarden Euro angehäuft – und die sind so gut wie uneinbringlich. Übersetzt heißt dies: Deutschland sitzt in der Falle. Es muss einerseits die überschuldete Südflanke der EU am Leben erhalten – und wird gleichzeitig viel weniger in all diese Länder exportieren können. Das Ergebnis ist, um einmal die deutsche Kanzlerin zu zitieren, "alternativlos": auch das starke Deutschland wird unter dieser gewaltigen Last irgendwann zusammenbrechen. Europa wird danach für mehrere Jahre in einer schweren Depression versinken – und diese wird wiederum starke negative Auswirkungen auf China haben.

Es kann keinen Zweifel mehr geben – die Weltwirtschaft hat den Rückwärtsgang eingelegt. Der zweite "Ausrutscher" steht kurz bevor, und er wird aus den oben genannten Gründen deutlich heftiger werden als der erste von 2008/2009. Zwei der größten Wirtschaftsnationen der Welt, Deutschland und China, werden aufgrund ihrer stark exportorientierten Wirtschaft von diesem Abschwung ganz besonders hart getroffen werden – und wahrscheinlich viele Jahre brauchen, um sich wieder davon zu erholen.

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Quelle: german.china.org.cn

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