Dongzhi-Fest
 
Schon in der Frühlings- und Herbstperiode (770-221 v. Chr.) beobachtete man in China mit chinesischem Gnomon die Sonne und stellte die Wintersonnenwende (im Chinesischen: Dongzhi) als einen der 24 Jahreseinteilungstage des Mondkalenders, der dem 22. oder 23. Dezember entspricht, fest. Nach der Wintersonnenwende wird der Tag immer länger. Die Vorfahren der Chinesen gingen davon aus, dass Yang danach zunehmen und ein neuer Zyklus beginnen würde. Deshalb feierten sie diesen Tag als ein Fest.

Das Dongzhi-Fest hat seinen Ursprung in der Han-Dynastie (206 v. Chr.-220 n. Chr.) und erreichte in der Tang- und der Song-Dynastie (618-1279) seinen Höhepunkt. In der Han-Dynastie wurden an diesem Tag in den Behörden Gratulationszeremonien, die als „Gratulation zum Winter“ bezeichnet wurden, veranstaltet. Deshalb hatten alle Beamten an diesem Tag frei, die Truppen blieben an Ort und Stelle, die Grenzen wurden geschlossen und die Geschäfte legten den Betrieb still. Verwandte und Freunde verbrachten fröhlich einen ruhigen Tag, indem sie Besuche austauschten und einander Delikatessen schenkten. In der Tang- und der Song-Dynastie opferte man an diesem Tag dem Himmel und den Ahnen. Der Kaiser ging in einen Vorort, um eine Opferzeremonie zu veranstalten. In Dokumenten der Qing-Dynastie (1644-1911) heißt es sogar, dass das Dongzhi-Fest noch wichtiger als das Frühlingsfest sei. Das zeigt, dass unsere Vorfahren diesem Fest große Aufmerksamkeit schenkten.

In Nordchina isst man am Dongzhi-Fest an einigen Orten Huntun (klare Suppe mit Fleischtäschchen) und an anderen Orten Jiaozi. Man sagt, dass man kältebeständig sein würde, wenn man am Dongzhi-Fest Jiaozi esse. In einigen südchinesischen Gebieten hat man die Sitte, am Dongzhi-Fest Klebreis mit Rotbohnen zu essen, um Seuchen und Teufel zu vermeiden. In anderen südchinesischen Gebieten isst man an diesem Fest Tangyuan (im Wasser gekochte Klebreisklößchen mit Füllung). Tangyuan, die am Dongzhi-Fest gemacht werden, heißen auch Dongzhiyuan. Sie können sowohl als Opfer für Ahnen als auch als Geschenke für Verwandte und Freunde dienen. Auf Chinas Taiwan wird die Sitte heute noch beibehalten, dass man am Dongzhi-Fest mit neunschichtigen Kuchen aus Klebreis in Form von Hühnern, Enten, Schildkröten, Schweinen, Rindern und Schafen, die alle in China als Symbol des Glücks gelten, den Ahnen opfert. Leute aus demselben Clan versammeln sich am Dongzhi-Fest oder an einem Tag vor oder nach ihm im Ahnentempel, um ihren Ahnen zu opfern. Nach der Opferzeremonie veranstalten sie noch ein Bankett.

(China.org.cn, 31. Dezember 2003)

 


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