Jin Yong und Gu Long sind die
bekanntesten Autoren chinesischer Heldengeschichten und ihre Fans
kennen sich in der imaginären Welt, die sie kreiert haben, bestens
aus. Seit den 1970er Jahren wurden die Romane dieser beiden Autoren
zunehmend verfilmt und ganz besonders in den letzten Jahren wurden
auf dem chinesischen Festland, Hong Kong, Taiwan und Singapur
zahlreiche dieser Heldensagen als Fernsehserien verfilmt.
Nachdem 2003 die Filme "Lachen und
Stolz auf dem Schlachtfeld" und "Geschichte des Adlerjägers"
abgedreht waren, verfilmte das Chinesische Zentralfernsehen ein
weiteres Werk Jin Yongs, "Acht Kapitel des Himmelsdrachen". Der
Regisseur, Zhou Xiaowen, arbeitete mit verschiedenen
Handlungssträngen, die sich teilweise überlappen. Er erzählt die
Geschichte von Qiao Feng, der Nummer Eins im Kongfu; von Duan Yu,
einem Fürsten des Dali-Reiches und von Xu Zhu, einem Mönch des
berühmten Shaolin-Klosters und umreißt die zersplitterten
Machtverhältnisse am Ende der Südlichen Song-Dynastie. Außerdem
offenbart er Jin Yongs Überzeugung, dass "der große Ritter für sein
Land und Volk kämpft" und sein tiefes Verständnis der
konfuzianischen Kultur.
Durch die hervorragende Darstellung
der Schauspieler und den überragenden Regisseur ist das
künstlerische Niveau aller drei Verfilmungen im Vergleich zu
ähnlichen Serien sehr hoch. Sie sind allesamt gut auf dem Markt
angekommen. In vielen chinesischen Städten und Provinzen stehen
diese Produktionen bei den Einschaltquoten an erster Stelle.
Der hohe Beliebtheitsgrad dieser
altchinesischen Kongfu-Serien basiert auf der breiten Leserschaft
der Heldenromane, die den Stoff für die Fernsehserien lieferten.
1993 gründete die Beijing-Universität den ersten Verband zum Thema:
"Hobby Heldensagen". Beim ersten Einschreibetermin schrieben sich
bereits 300 Personen als Mitglieder ein. Im darauffolgenden Jahr
fanden jeden Monat zweimal Veranstaltungen statt, beispielsweise
Lehrer und Schülersymposien, Schreibwettbewerbe, Gewinnspiele oder
Fernsehserien- und Filmvorführungen. Im Frühjahr 1995 bot Professor
Yan Jiayan vom Fachbereich Chinesisch der Beijing-Universität einen
Kurs über Jin Yongs Romane an, ein Zeichen dafür, dass sich die
Heldensagen weg von der Trivialliteratur hin zur offiziell
anerkannten Literatur entwickeln.
Zum Beginn des 21. Jahrhunderts und
der zunehmenden Verfilmung derartiger Romane und Erzählungen sind
die Einschaltquoten zwar nach wie vor hoch, doch werden diese Filme
im Internet und in anderen Medien heftig angegriffen.
China hat sich in den letzten
Jahrzehnten schnell entwickelt und sogenannte Generationenprobleme
werden immer häufiger. Wer in den 60er und 70er Jahren geboren
wurde, konnte in seiner Jugend einzig Heldensagen und Liebesromane
als Ablenkung vom eintönigen Unterrichtsalltag finden. Heutige
Schüler und Studenten, die in den 80er Jahren geboren wurden,
können auf ein weit größeres Unterhaltungsangebot zurückgreifen.
Sie verstehen die große Begeisterung der älteren Generationen für
die Heldensagen und alten Kongfu-Filme nicht mehr.
"Zieht man innerhalb der Mauer
Blumen, duftet es draußen", so lautet ein altes chinesisches
Sprichwort. Während sich in China historische Heldensagen und
darauf basierende Kongfu-Verfilmungen gerade neuorientieren, haben
sie mittlerweile ihren Weg aus China hinaus in die Welt und nach
Hollywood gefunden.
(China.org.cn, China Heute, 23.
Oktober 2003)
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