Vor 100 Jahren wurde der erste
chinesische Film mit dem Namen "Eroberung des Berges Jun(Din Jun
Shan)" veröffentlicht.
Der Film wurde unter der Regie von
Ren Qingtai, dem Geschäftsführer des Fotoateliers Fengtai in
Beijing gedreht. Ren hatte sich zuvor auf eigene Kosten in Japan
fortbilden lassen und gehörte nun zur "Neuen Schule". Er ließ ein
Kaufhaus zum ersten Kino in Beijing umbauen. Obwohl das Geschäft
einigermaßen gut ging, empfingen die chinesischen Zuschauer jedoch
die ausländischen kurzen Filme, die sie bis dahin bereits seit zehn
Jahren kannten und die inhaltlich von "einheimischen Ereignissen,
Sitten und Gebräuchen weit entfernt" waren, nicht mehr als
Neuheiten. Dies regte Herrn Ren an, selbst Filme zu drehen und er
richtete sein Augenmerk auf die damals populärste Kunstart – die
Peking-Oper. Er lud Tan Xinpei, den beliebtesten Schauspieler der
Peking-Oper von damals, ein, als Hauptdarsteller aufzutreten.
Der Film enthielt nur einige
Ausschnitte des gleichnamigen Peking-Opernstücks und spielte
beachtliche Gewinne ein. Damit begann die Geschichte des
chinesischen Films. Der chinesische Film ist seit seinen Anfängen
durch seine Verbindung mit populären und künstlerischen Gattungen
des chinesischen Volkes gekennzeichnet, so dass der Importartikel
Film eine einheimische Prägung bekam.
Allerdings waren viele chinesische
Filme Nachahmungen westlicher Stummfilme. In jener Zeit gab es
Filme, in denen ein Schauspieler Charly Chaplin nachahmt.
Die Filmemacher in China waren mit
dem Problem konfrontiert, den Geschmack der chinesischen Zuschauer
besser zu entsprechen. 1923 haben Zheng Zhengqiu und Zhang Shichuan
das Drehbuch "Ein Waisenkind rettet seinen Großvater(Gu Er Jiu Zu
Ji)" geschrieben und auch dabei Regie geführt. Dieser Film stellt
einen Meilenstein in der Frühphase der Entwicklung des chinesischen
Films dar. Zahlreiche Zuschauer strömten ins Kino und sahen sich
unter Tränen den Film an. Der Film handelt von der liebevollen
Verbundenheit von Familienangehörigen und ihrer schmerzlichen
Trennung. Das Thema ist, auch aus heutiger Sicht, sehr typisch
"chinesisch". Es lässt sich feststellen, dass mit diesem Film eine
besondere Tradition des chinesischen Films begründet wurde, nämlich
dass großer Wert auf die gesellschaftlich erzieherische Funktion
der Filme gelegt wird. Dies entspricht der langen chinesischen
Tradition und insbesondere der überlieferten kulturellen Maxime:
"Die Literatur soll das Dao, also den rechten Weg von Ethik und
Politik, darlegen und ihm dienen."
Bis zur Gründung der VR China
schufen die Rekordkasseneinnahmen dreier chinesischer Filme eine
Legende, das sind "Schicksal der Zwillingsschwestern(Jie Mei Hua)",
"Lied der Fischer(Yu Guangqu)" und "Der Fluss des Frühlings strömt
ostwärts(Yi Jiang Chun Shui Xiang Dong Liu)", der Regisseur der
letzten zwei Filme war Cai Chusheng.
"Es ist selten, dass der Mensch das
80. Lebensjahr erreicht, es ist aber einmalig, dass ein Film 80
Tage ununterbrochen aufgeführt wurde." Damit wurde die Begeisterung
über den Film "Der Fluss des Frühlings strömt ostwärts"
beschrieben. Cai Chusheng ist einer der Vertreter der "zweiten
Generation" des chinesischen Films. Sein Erfolg ist darauf
zurückzuführen, dass er im Vergleich zu den zeitgenössischen
Filmemachern der gesellschaftlichen Realität mehr Aufmerksamkeit
schenkte und die grundlegende traditionelle Wertschätzung von
Chinesen besang. Im Vordergrund handelt der Film zwar von einem
undankbaren Mann, der nach seiner Karriere seine Ehefrau, die
zusammen mit ihm in der Armut gelitten hatte, im Stich lässt, also
von einer für die chinesischen Zuschauer vertrauten und bei ihnen
beliebten Thematik, aber der Handlungskomplex des Films ist im
8-jährigen (1937–1945) Widerstandskrieg gegen die japanische
Aggression eingebettet. Der Regisseur Cai ließ die tragische
Geschichte einer Familie im großen sozialen Kontext erzählen, damit
wurde dargestellt, wie die Veränderung von Staat und Gesellschaft
einzelne Familien und Personen beeinflusste, und der Leitgedanke
des von alters überlieferten Sinnspruchs über "Jedermanns
Verantwortung für das Schicksal seines Landes" zum Ausdruck
gebracht. Im Film sind das nationale Bewusstsein, das historische
Bewusstsein des Landes und die dramaturgische Wirkungskraft
miteinander verschmolzen, so dass ein Film über Familienethik zu
einem eposartigen Filmklassiker gesteigert wurde.
In den vergangenen 100 Jahren
verfolgten die meisten chinesischen Filme das Ziel der
"erzählerischen Spannung", der "lebhaften, gewundenen Handlung" und
der "in dramatischem Konflikt gestalteten Figuren". Diese
Zielsetzung war seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts
besonders deutlich erkennbar. In den Filmen wurden die gediegene
chinesische literarische Tradition und der Einfluss ausgereifter
Theater- und Opernstücke widergespiegelt. Die einzigartige
erzählerische Tradition formte Geschmack und Rezeptionsgewohnheit
der chinesischen Zuschauer. Heute haben sie immer noch starkes
Interesse an spannenden Geschichten. Vor dem Hintergrund dieser
Tradition hat seit langem das Erzählen einer Geschichte Vorrang vor
der Gestaltung der Figuren und die Erzählung bildet das erstrangige
Element in der chinesischen Filmschöpfung.
Nach Cai Chusheng führte Xie Jin als
Vertreter der "dritten Generation" die ethische Geisteshaltung des
chinesischen Films weiter. Nach der Beendigung der Kulturrevolution
(1966–1976) veranlasste Xie Jin mit seinen durch die Familien- und
politische Ethik geprägten Filmhandlungen die Zuschauer zur
Reflexion über die Kulturrevolution und über die Leiden, die auch
die politischen Kampagnen zuvor den Menschen zugefügt hatten, und
brachte ihnen zugleich aber auch inneren Trost. Die
"traditionellen" Zuschauer sahen sich mit ihrer
Rezeptionsgewohnheit sehr gern Xie Jins Filme an und waren durch
sie bewegt. Darin ist seine große Beliebtheit begründet, die bis
zum Ende des vorigen Jahrhunderts fortdauerte. Nach einer Umfrage,
die von namhaften Datenerhebungsfirmen wie Horizon Group unter den
chinesischen Filmzuschauern in Beijing und Shanghai durchgeführt
wurde, nannten immerhin 25 Prozent der Befragten Xie Jin ihren
"beliebtesten Regisseur im Inland". Er bekam mehr Stimmen als die
Nummer 2 Zhang Yimou, der damals gerade am Höhepunkt seiner
Regisseurkarriere stand.
(China.org.cn, China Heute)
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