Der Kaiserpalast befindet sich in
der Mitte Beijings. Die prächtigen Eckdächer des Kaiserpalastes
erheben sich hoch über die hohe Stadtmauer. Außen am Fuß der
Stadtmauer verläuft der breite Stadtgraben. Hier war die Residenz
der Kaiser der letzten zwei feudalen Dynastien -- der Ming- und
Qing-Dynastie. In nahezu 500 Jahren hatten 24 Kaiser hier gelebt
und laufende Staatsgeschäfte erledigt.
In alten Zeiten wurde der
Kaiserpalst als die "Verbotene Stadt" bezeichnet. 1406 begann der
Ming-Kaiser Zhudi mit dem Bau dieses Palastes. Bis zur
Fertigstellung des Bauwerkes dauerten die Bauarbeiten 14 Jahre
lang. Der Kaierpalast, eine Holzkonstruktion, hat über 9000 Räume
und ist heute der größte und vollständigste Gebäudekomplex der
Welt, der aus der Ming-Dynastie nahezu unverändert erhalten
geblieben ist.
Baukosten und Bauaufwand des
Kaiserpalastes sind nahezu unvorstellbar. Nach historischen
Aufzeichnungen wurde der Palast innerhalb von 14 Jahren von
insgesamt 100 000 Handwerkern und einer Million Fronarbeitern
fertiggestellt. Das Baumaterial kam aus allen Landesteilen. Der
nahezu 300 Tonnen schwere Stein mit Schnittdekor hinter der
Baohedian (Halle der Erhaltung der Harmonie) wurde in einem Berg,
der 50 Kilometer von Beijing entfernt liegt, geschlagen. Zur
Beförderung dieses riesigen Steins gruben Arbeiter Brunnen aus und
schütteten Wasser auf den Weg. Nachdem das Wasser auf dem Weg zu
Eis gefroren war, wurde der Stein mit einem Landboot, das von
Pferden und Mauleseln gezogen wurde, befördert. Während der
Beförderung wurden insgesamt mehr als 1000 Pferde und Maulesel
gebraucht. Als der riesige Stein in den Kaiserpalast kam, waren 28
Tage vergangen.
Das Kaiserpalastgebiet ist in zwei
Teile -- den Außenhof und den Innenhof -- gegliedert. Der Außenhof
mit drei Haupthallen wie Taihedian (Halle der Höchsten Harmonie),
Zhonghedian (Halle der Vollkommenen Harmonie) und Baohedian (Halle
der Erhaltung der Harmonie) als Mittelpunkt, befindet sich im
Südteil. Dort empfing der Kaiser hohe Beamte, übte seine Macht aus
und hielt wichtige Feiern und große Zeremonien ab; der Innenhof mit
drei Hauptpalästen wie Tianqingong (Palast der Himmlischen
Reinheit), Jiaotaidian (Halle der Berührung von Himmel und Erde)
und Kunninggong (Palast der Irdischen Ruhe) als Mittelpunkt
befindet sich im Nordteil. Dort lebte der Kaiser mit der Kaiserin
und den kaiserlichen Konkubinen und erledigte laufende
Staatsgeschäfte. An beiden Seiten der drei Hauptpaläste stehen die
sechs östlichen und die sechs westlichen Paläste, die für
kaiserliche Konkubinen und Hofmädchen bestimmt waren.
Die Verbotene Stadt hat eine
Mittellinie, die auch die von Beijing war und sich von Süd nach
Nord erstreckte. Alle Haupthallen und -paläste liegen auf dieser
Mittelachse. Der große Gebäudekomplex ist links und rechts
symmetrisch und in bester Ordnung. Taihedian im Zentrum des
Kaiserpalastes ist 35,5 Meter hoch und war das höchste Bauwerk der
Ming-und Qing-Dynastie Beijings. In der Ming- und Qing-Dynastie
bestieg der Kaiser hier den Thron, empfing hohe Beamte und hielt
wichtige Feiern und große Zeremonien wie Hochzeiten und Geburtstage
oder das Frühlingsfest u.a. ab.
In alten Zeiten glaubten die
Chinesen an die Lehre von Yin und Yang (nach der chinesischen
Philosophie, Medizin usw. Die beiden entgegengesetzten Prinzipien
der Natur mit Yin als weiblichem und negativem und Yang als
männlichem und positivem Element) und an die Fünf Elemente (Metall,
Holz, Wasser, Feuer und Erde, nach alter Auffassung
Grundbestandteile der materiellen Welt, aus deren Zusammenwirken
die traditionelle chinesische Medizin die physiologischen und
pathologischen Erscheinungen erklärt). Während des Baus des
Kaiserpalastes wurde diese Lehre auch in Anwendung gebracht.
Der Kaiserpalast ist eine große
Schatzkammer. Hier werden zahlreiche kostbare Kulturgegenstände wie
antike Keramiken mit farbigem Dekor, Steingeräte, Jadeartikel,
Bronzewaren, Porzellanwaren, Krieger- und Pferdefiguren von Qin
Shihuang, Bambus-, Holz- und Elfenbeinschnitzereien, Gemälde,
Kalligraphien, die vier Schätze der Studierstube (Papier, Pinsel,
Tusche und Tuschstein) u. a. gesammelt. Außerdem werden heute über
600 000 Kulturgegenstände, die während der Periode des
Widerstandskrieges gegen die japanische Aggression (1937-1945) vom
Kaiserpalast nach Taiwan gebracht wurden, im Palastmuseum in Taipei
gesammelt.