Der Sommerpalast (Yiheyuan), der
hauptsächlich aus dem Wanshoushan (Berg der Langlebigkeit) und dem
Kunming-See besteht, befindet sich im Nordwesten Beijings. Die
Gesamtfläche beträgt 290 ha, drei Viertel davon entfallen auf den
See. Der Yiheyuan ist eine auch im Ausland bekannte
klassisch-chinesische Gartenanlage.
Der dicht bewachsene Wanshou-Berg
erhebt sich am nördlichen Ufer des Kunming-Sees. Auf dem Berggipfel
steht der Foxiangge-Pavillon. Dahinter in der Ferne sind die Gipfel
der Westberge und die Schatz-Pagode auf dem Jadequellen-Berg zu
sehen.
Der Sommerpalast ist aufgeteilt in
ein Viertel für die Erledigung der Staatsangelegenheiten, ein Wohn-
und ein Vergnügungsviertel.
Betritt man den Palast durch das
Osttor, den Haupteingang des Sommerpalastes, kommt man in das
Viertel für die Erledigung der Staatsangelegenheiten. Das
Hauptgebäude ist hier die Renshoudian (Halle des Wohlwollens und
der Langlebigkeit). Im Innenhof wachsen Kiefern und Zypressen. Vor
den Treppen der Renshoudian stehen aus Bronze gegossene Dreifüße,
Drachen und Phönixe. Während der Qing-Zeit empfingen hier die
Kaiserinwitwe Cixi und der Kaiser Guangxu ihre Beamten zur Audienz.
Die Renshoudian und ihre Ausstattung sind heute noch im
Originalzustand erhalten.
Hinter der Renshoudian liegt das
Wohnviertel, wo die Kaiserinwitwe Cixi, der Kaiser Guangxu und
seine Konkubinen wohnten. Es besteht aus drei großen von
Wohnhäusern umschlossenen Höfen. Die Leshoutang (Halle der Freude
und Langlebigkeit) wurde als Schlafgemach für die Kaiserinwitwe
Cixi bestimmt. Der Überlieferung zufolge wurden täglich 60 Tael
Silber als Verpflegungsgeld für Cixi ausgegeben. Östlich der
Leshou-Halle befindet sich Deheyuan, eines der drei bekannten
Theater aus der Qing-Zeit (die anderen heißen jeweils Changyinge im
Kaiserpalast und Qingyinge in der Sommerresidenz in Chengde,
Provinz Hebei), wo die Kaiserinwitwe Cixi mit
Peking-Oper-Aufführungen ihren Geburtstag feierte.
Westlich des Wohnviertels befindet
sich das Vergnügungsviertel, nämlich der Wanshoushan und der
Kunming-See. Architektonisch ist der Vorhang des Wanshoushan am
schönsten. Steigt man von dem direkt am Seeufer gelegenen Torbogen
"Jade-Palast über den Wolken" empor, so kommt man zu den Zhihuihai
(Tempel des Weisheitsmeeres) auf dem Berggipfel. Auf dieser Linie
liegen auch das Paiyun- und das Ergong-Tor, die Paiyun- und die
Dehui-Halle sowie der Foxiangge (Pavillon des Göttlichen
Wohlgeruchs). Die Kaiserinwitwe Cixi ging oft zum Gottesdienst in
den Foxiangge. Östlich des Foxiang-Pavillons steht das Zhuanlunzang
(Archiv der buddhistischen Sutren) und westlich davon der Baoyunge
(Pavillon der wertvollen Wolken). Der Baoyunge liegt auf einem
Sockel aus Marmor und sieht wie ein grünlicher Holzbau aus. In
Wirklichkeit ist der ganze Pavillon aus Bronze und wiegt 207
Tonnen. Vom Gipfel des Wanshoushan aus hat man eine herrliche
Aussicht auf den Kunming-See und die umliegende Landschaft. Auf dem
See spannen sich zwei Brücken, und zwar die 150 Meter lange
Siebzehn-Bogen-Brücke und die "Jade-Gürtel-Brücke" aus Marmor. Die
Siebzehn-Bogen-Brücke ist mit 564 Löwenfiguren dekoriert.
Entlang dem nördlichen Seeufer
verläuft ein überdachter, 728 Meter langer Wandelgang. Die
Deckenbalken sind mit 8000 Malereien verziert.
Der Sommerpalast Yiheyuan ist eine
Gartenanlage mit einer langen Geschichte. Zur Zeit der
Yuan-Dynastie leitete der Hydrologe Guo Shoujing die
Irrigationsarbeiten an dieser Stelle. Bergbäche aus den Westbergen
und der dortige See namens Wenshan wurden miteinander verbunden.
Der See wurde erweitert und in den "Westsee" umbenannt. Während der
Qing-Zeit entstanden rings um die Westberge kaiserliche
Gartenanlagen: Der Changchunyuan, Yuanmingyuan, der Jingmingyuan am
Jadequelle-Berg, der Jinyiyuan am Xiangshan-Berg und der Qingyiyuan
am Wanshou-Berg, damals der Wengshan-Berg genannt. All diese Gärten
wurden zusammen als die Sanshan Wuyuan (3 Berge und 5 Gärten)
bezeichnet. Der letztgenannte Garten war der Vorläufer des
Sommerpalastes. Im Jahre 1750, ein Jahr vor der Feier des 60.
Geburtstages seiner Mutter, ließ der vierte Qing-Kaiser Qianlong
den Qingyi-Garten anlegen. Der Wengshan wurde in Wanshoushan und
der Westsee in Kunming-See umgetauft. Im Jahre 1860 während des
Zweiten Opiumkriegs wurden fast alle Bauten im Qingyiyuan zerstört.
Um der Kaiserinwitwe Cixi zu schmeicheln, ließ Prinz Yi Xian, als
er 1885 zum Amtschef der Marine ernannt wurde, den Qingyiyuan mit
den Geldern, die für den Ausbau der kaiserlichen Flotte bestimmt
waren, renovieren bzw. wiederherstellen. Die Arbeiten zogen sich
bis 1895 hin. Der Qingyiyuan wurde in Yiheyuan umgetauft.
Seit der Gründung der Volksrepublik
China im Jahre 1949 ist der Sommerpalast als öffentlicher Park
zugänglich. Jährlich zieht der Sommerpalast zahlreiche Touristen
an. Im Jahre 1998 wurde der Sommerpalast von der UNESCO in die
"Liste des Weltkultur- und-naturerbes" aufgenommen.