Chengde ist eine kleine Stadt im
Nordosten der Provinz Hebei, 230 Kilometer von Beijing entfernt.
Sie liegt in einem landschaftlich schönen Tal, in dem auch das
Klima sehr angenehm ist. Diese Stadt ist vor allem wegen ihrer
kaiserlichen Sommerresidenz und der ringsum auf den Berghängen
gelegenen acht Tempel bekannt.
Die Sommerresidenz befindet sich am
westlichen Ufer des Wulie-Flusses im Norden von Chengde. Sie nimmt
eine Fläche von 564 ha ein und ist somit die größte, im
Originalzustand erhaltene kaiserliche Gartenanlage in China. Das
Baugelände wurde vom Qing-Kaiser Kangxi selbst ausgewählt und die
Residenz wurde auf seinen Befehl hin errichtet. Die Bauarbeiten
dauerten etwa 90 Jahre, also von 1703 bis 1792 während der
Regierungszeit der Qing-Kaiser Kangxi, Yongzheng und Qianlong. Die
kaiserliche Residenz war ein wichtiger Ort zur Vereinigung aller
Nationalitäten und zur Durchführung diplomatischer Betätigungen der
Qing-Regierung. Nach der Fertigstellung der Residenz verbrachten
hier die Kaiser jedes Jahr mit ihren Frauen und Konkubinen den
Sommer, erledigten Staatsangelegenheiten und empfingen mongolische
Fürsten und Adlige, Oberhäupter der nationalen Minderheiten
Xinjiangs und Tibets sowie ausländische Gesandte zur Audienz.
Die Residenz teilt sich in ein
Palast- und ein Parkviertel. Das Palastviertel liegt am südlichen
Rand des Geländes. Die Bauten waren für die Kaiser bestimmt. Das
Parkviertel besteht aus drei Teilen: See-, Flachland- und
Gebirgsgebiet. Das Seegebiet im Norden des Palastviertels nimmt
eine Fläche von 43 ha ein. Hier gibt es 8 Inselchen, die durch
Brücken miteinander verbunden sind. Das ganze Seegebiet bietet den
Besuchern ein malerisches Landschaftsbild, wie man es südlich des
Yangtse findet. Das Flachlandgebiet nördlich des Seegebiets ist ein
flaches Gelände, das an die Steppenlandschaft Nordchinas erinnert.
Das Gebirgsgebiet liegt im Nordwesten der Residenz und macht vier
Fünftel der Gesamtfläche aus. Auf den Berghängen wachsen unzählige
kräftige Kiefern und dazwischen liegen viele Bauten.
In der Sommerresidenz wurde die
natürliche Umgebung teilweise künstlich umgestaltet. Es gibt dort
Berge und Wälder sowie Wasserfälle, die sowohl die kultivierte
Feinheit und Anmut der Parkanlagen südlich des Yangtse als auch die
schlichte Ungebundenheit nordchinesischer Naturschönheit empfinden
lassen. So kann man sagen, daß sie eine Zusammenschau aller
chinesischen Gartenbautechniken darbietet.
Nördlich und östlich der Residenz
liegt ein prächtiger Tempelkomplex im Baustil der Han-, tibetischen
und mongolischen Nationalität -- die Acht Äußeren Tempel. Sie
wurden ebenfalls in der Qing-Zeit erbaut, häuptsächlich für Adlige
und Persönlichkeiten aus der Oberschicht der nationalen
Minderheiten Nord- und Westchinas, die sich hier zur Audienz beim
Kaiser einfanden. Die meisten Tempel wurden nach dem Muster der
lamaistischen Klöster in anderen Landesteilen gebaut. Zum Beispiel
sind die Tempel Puning, Putuozongsheng und Xumifushou Nachbildungen
der Klöster Sangyuan, Potala, Zhaxilhunbu in Tibet. Der
Anyuan-Tempel wurde dem Gurzha-Tempel in Yili, Xinjiang,
nachgebaut.
Die Sommerresidenz und die Acht
Äußeren Tempel sind heute eine große touristische Attraktion der
Stadt Chengde. Die Natur rings um diese Gegend ist sehr anziehend
und malerisch: Berge und Wasser, alter Baumbestand sowie romantisch
gelegte Villen und Pavillons erfreuen das Auge des Besuchers.
Idyllische Seen mit glasklarem Wasser, in denen sich -- wie grüne
Oasen -- kleine Inseln befinden, geben ihnen eine besondere
Ausstrahlung. Jedes Jahr im Sommer ziehen sie zahlreiche in- und
ausländische Touristen an. Im Jahre 1994 wurden die Sommerresidenz
und die Acht Äußeren Tempel von der UNESCO zum Kulturerbe der Welt
erklärt.