Die alte Kulturstadt Pingyao  
 

Die alte Kulturstadt Pingyao befindet sich in der Mitte der Provinz Shanxi. Die erste Stadtmauer von Pingyao wurde während der Regierungszeit (827 v. Chr. -782 v. Chr.) des Xuan-Königs der Westlichen Zhou-Dynastie (ca. 11. Jahrhundert v. Chr. -770 v. Chr.) aus gestampfter Erde errichtet. Später wurde sie mehrfach renoviert und verlängert. Historischen Aufzeichnungen zufolge war Pingyao Sitz der Kreisstadt Pingyao seit dem Jahr 221 v. Chr., in dem das Verwaltungssystem von Präfekturen und Kreisen in China eingeführt wurde. Sein heutiges Aussehen bekam Pingyao während der Dynastien Ming (1368-1644) und Qing (1644-1911). In China ist Pingyao die besterhaltene alte Kulturstadt in den von Han-Chinesen bewohnten Gebieten. Sie zeigt den Entwicklungsprozeß Chinas Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft und Religion in alter Zeit.

Die Stadtmauer mit 3000 Schießscharten hat einen Umfang vom 6 Kilometern, ist über zehn Meter hoch und drei bis sechs Meter breit. Auf der Mauer befinden sich 72 Wachttürme. Einer Legende nach sollen die 3000 Schießscharten und 72 Wachttürme 3000 Schüler von Konfuzius und 72 Weise symbolisieren.

In der ganzen Stadt gibt es vier Haupt- und acht Nebenstraßen. An ihren beiden Seiten reihen sich einstöckige Geschäfte mit schön verzierten Fassaden. An beiden Seiten der 72 Gassen der Stadt befinden sich insgesamt 3797 "Siheyuan" genannte Wohnhöfe. Die aus Ziegeln gebauten Wohnhöfe besitzen meistens einen schönen Torbogen, eine mit geschnitzten Backsteinen versehene Zwischenmauer und zwei oder drei Eingänge. Darüber hinaus sind überall in der Stadt Tempel unterschiedlicher Größe zu sehen.

In der Stadt und ihrer Umgebung gibt es viele Kulturdenkmäler, die heute noch gut erhalten sind. Die wichtigsten davon sind der Zhenguo-Tempel, der Shuanglin-Tempel, der taoistische Qingxi-Tempel und die Dacheng-Halle im Konfuziustempel. Der erstgenannte Tempel befindet sich nordöstlich des Nordtors der Stadt. Die Wanfo-Halle (die Zehntausend-Buddha-Halle) des Zhenguo-Tempels wurde während der Fünf Dynastien (907-960) erbaut. Sie ist das drittgrößte Holzbauwerk in China. In der Halle sind viele kostbare bunte Skulpturen zu sehen. Der Shuanglin-Tempel liegt südwestlich der Stadt. Er wurde im Jahr 571 wiederaufgebaut. In den mehr als zehn Hallen dieses Tempels sind über 2000 Buddhastatuen aus der Yuan- (1271-1368) und Ming-Zeit aufbewahrt.

In alter Zeit war Pingyao eine bekannte Handelsstadt. Viele Einwohner von Pingyao betrieben landesweit Handel. Deshalb sagt man, daß Pingyao die Wiege der Händler der Provinz Shanxi ist. Mit der Entwicklung des Handels waren während der Ming- und Qing-Zeit viele große Handelskammern, mit Pingyao als Zentrum, entstanden. In den verschiedenen Landesteilen hatten sie ihre Handelsvertretung. Mit der Entwicklung der Warenwirtschaft wurde im Jahre 1824 in Pingyao die "Rishengchang Piaohao" gegründet. Das war die erste private Bank für den Eintausch von Wechseln von Wertpapieren des Landes. Drei Jahre später wurden in den Provinzen Shandong, Henan, Liaoning und Jiangsu Zweigstellen errichtet. In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts erweitert die "Rishengchang Piaohao" ihre Geschäfte nach Japan, Singapur und Rußland. Während der Blütezeit Pingyaos Geschichte gab es hier 22 private Banken. Damals war Pingayo das Zentrum des Finanzwesens des Landes.

Am 3. Dezember 1997 wurde Pingyao in die "Liste der Kulturdenkmäler der Erde" (UNESCO-Liste) der Vereinten Nationen aufgenommen.