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28. 06. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Subjektive Schönheit oder einfach nur hässlich?

Schlagwörter: Architektur Machtästhetik Moderne Tradition Design Pritzker-Preis

Das neue Gebäude von China Central Television landete vergangenes Jahr bei einer Online-Umfrage auf Platz eins der "hässlichsten Gebäude in China". Manche Experten sehen die hässlichen Gebäude in China als Ausdruck von Chinas Machtästhetik, während andere sie als Ergebnis eines Mangels an heimischer architektonischer Kultur betrachten. Jedenfalls sind sich fast alle einig: Eine Veränderung muss her.

Das neue Gebäude von China Central Television (CCTV) ist seit seinem Bau umstritten wegen seines futuristischen Designs. Es landete vergangenes Jahr bei einer Online-Umfrage von der Architektur-Webseite archcy.com auf Platz eins der "hässlichsten Gebäude in China". Manche Experten sehen die hässlichen Gebäude in China als Ausdruck von Chinas Machtästhetik, während andere sie als Ergebnis eines Mangels an heimischer architektonischer Kultur betrachten. Jedenfalls sind sich fast alle einig: Eine Veränderung muss her.

Machtästhetik

2004 veröffentlichte China News Weeks den Artikel "Power Aesthetics: The Biggest Enemy of Chinese Architecture", in dem das Design heimischer Gebäude in Relation zu Machttraditionen analysiert wird. Die Idee der "Machtästhetik" bringt übertriebene und ähnliche Gebäude hervor, um die Macht der Behörden zu vergrößern, heißt es in dem Artikel.

Die Verbotene Stadt ist ein Beispiel der chinesischen Machtästhetik. In dem Artikel heißt es, dass im Zuge des Eintritts Chinas ins 21. Jahrhundert eine neue Theorie entstand, nämlich die so genannte "Zeitästhetik". Investoren und Bauunternehmer begannen, in kurzer Zeit große, moderne Gebäude zu konstruieren und dabei Sicherheit und andere wichtige Faktoren zu ignorieren. Das Ziel von Größe und Schnelligkeit hat zu einem Teufelskreis geführt, der die Gebäude an Propaganda oder Marketing-Mittel für Investoren erinnern lässt. Die Urbanisierung und wirtschaftliche Entwicklung Chinas in den vergangenen zehn Jahren hat eine Fülle an hässlichen Gebäuden hervorgebracht.

Cao Xiaoxi, stellvertretender Chefarchitekt bei der China Architecture Design and Research Group, meint, dass Architektur die komplexe Mischung von Funktion, Ressourcen, Kunst und Technologie von Gebäuden sei. Es sei eine Reflektion des Verhältnisses zwischen den Menschen und der Umgebung. Er schreibt das Phänomen ästhetisch unzufriedenstellender Gebäude in China dem Mangel an heimischer architektonischer Kultur, einem allgemein unzureichenden Management der Branche und den mangelnden Fähigkeiten der Architekten zu.

Andere Ansichten

Fang Zhenning, Kunst- und Architekturkritiker, fasst die chinesische architektonische Kultur als ein Gebiet mit fünf verschiedenen Charakteristika zusammen: Ein komplexes Verhältnis zwischen privaten und staatseigenen Projekten, ein Focus auf Investoren und Bauunternehmer anstelle von Architekten, ein Kampf zwischen Moderne und Tradition beim Design, eine unterschiedliche Entwicklung von Gebäuden in unterschiedlichen Regionen und ein Erlernen von traditioneller Technologie und Techniken. Der Widerspruch zwischen alt und neu, städtisch und ländlich macht es schwierig für chinesische Architekten, ihren eigenen Stil zu finden.

Wang Shu, Gewinner des diesjährigen Pritzker-Preises, war der erste chinesische Preisträger, seitdem der Preis 1979 ins Leben gerufen wurde. Cao erklärt, dass Wang einen alternativen Weg der städtischen Planung eröffne, einen Weg der Reduzierung von existierenden Kontrasten.

Ein weiteres preisgekröntes Gebäude, das Fangyuan-Gebäude in Shenyang, war das einzige asiatische Gebäude, das bei der Internationalen Architekturausstellung in Venedig 2000 einen Preis gewonnen hat. Der Designer, der taiwanesische Architekt C.Y. Lee, wurde inspiriert von der Form einer chinesischen Münze, ein Symbol für Wohlstand und eine gute Zukunft. Unglücklicherweise scheint Lee's Idee nicht gut umgesetzt worden zu sein. Fangyuan wurde von einer Lifestyle- und Reise-Webseite von CNN zu einem der zehn hässlichsten Gebäude der Welt auserkoren, und außerdem von der britischen Tageszeitung The Guardian zu einem der 21 hässlichsten Gebäude, die jemals auf der Welt entworfen oder erbaut worden sind. Im Mai richtete Sina Weibo eine Seite für Internetnutzer ein, damit diese über Fangyuan abstimmen konnten. Über 500 Teilnehmer fanden das Gebäude "schön", während 200 Internetnutzer für "hässlich" stimmten. Das gegensätzliche Resultat führte zu einer philosophischen Frage: Kann Ästhetik rein objektiv sein, oder ist sie subjektiv und von kulturellen Determinanten bestimmt?

Quelle: Global Times

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