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12. 09. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Literatur ist wie Crack

Schlagwörter: Kinoverfilmung , Filmregisseur , Schriftsteller ,Romanautoren

Mo Yan, einer der in China am meisten gefeierten Autoren, hat für eine Kinoverfilmung eine Romanvorlage geschrieben, die der bekannte Filmregisseur Zhang Yimou jedoch ablehnt.

"Ich habe meine Heldin nach dem Bild von Gong Li entworfen, die (Gerüchten zufolge) früher Zhangs Geliebte war", erinnert sich Mo. "Und ich habe ihre Augen, Posen und ihr Lächeln während des gesamten Schreibens visualisiert. Ich habe den Film schon in meinem Kopf gedreht."

Mo sagte, Zhang sei sehr kritisch gewesen, als er das Drehbuch erhielt. "Er fragte mich: "Warum nimmst du uns das Denken ab? Du hast sogar die Kameraposition festgelegt!", erinnert sich der Autor.

Die scharfe Kritik ließ den Schriftsteller erkennen, dass "ein guter Schriftsteller nicht unbedingt ein guter Filmemacher sein muss".

Mo dachte, er könne seinen frühen Erfolg wiederholen. Zhang hatte im Jahr 1988 Mos Roman in den mit dem Golden Bären ausgezeichneten Film, "Das rote Kornfeld" adaptiert. Der Erfolg veranlasste den Autor einen extra Roman für den Regisseur zu schreiben.

Er erzählte vor kurzem auf einem internationalen Forum namens "Literatur im Zeitalter der Bilder" in Shanghai von dem Fall. Auf der Veranstaltung tauschten Schriftsteller aus dem In- und Ausland ihre Erfahrungen und Gedanken über die Beziehung zwischen Fiktion und Film aus.

Der Schriftsteller Su Tong, dessen Romane häufig Vorlage für Filme und Fernsehserien waren, sagte, er sei in Bezug auf die Verfilmung von Büchern immer vorsichtig gewesen. Er behandle sie als "entfernte Verwandte".

"Wir sind traurig zu sehen, dass die Literatur in den vergangenen zehn Jahren ihre Vorrangstellung vor allen möglichen Arten visueller Darstellung verloren hat.

Romanautoren werden allmählich an den Rand gedrängt", sagte Su Tong.

Der britische Autor David Mitchell räumte ein, dass das goldene Zeitalter der Literatur vorbei sei. Die Zukunft gehöre den Bildern. Allerdings nannte er auch einige Ausnahmen, vor allem den Erfolg von Kinder- und Jugendbüchern wie Harry Potter und der Bis(s)-Tetralogie.

Er sagte, die heutigen wilden Vampir- und Werwolfgeschichtenleser könnten möglicherweise in Zukunft tiefgehende und ernstere Geschichten bevorzugen.

"Literatur ist wie Crack, außer das sie gesunde Nebenwirkungen hat", sagte der britische Schriftsteller. "Sie verändert deinen Geisteszustand, regt die Phantasie an, und hilft dir, andere Kulturen und Menschen zu verstehen."

Mitchell glaubt, dass ähnlich Menschen, die kein Vitamin C bekommen, sich nach Obst sehnen, Menschen, die Youtube, Twitter, Facebook und das Fernsehen mit 200 Kanälen nutzen, einen stärkeren Hunger nach Literatur haben werden, weil ihnen genau das in ihrer "kulturellen Ernährung" fehlt.

Der japanischen Autor Atoda Takashi, der von 2007 bis 2011 Vorsitzender des japanischen Schriftstellerverbands war, sagte, im Vergleich zu den großen Investitionen und der Publikumswirksamkeit von Filmen hätten es Literaten geschafft, ihre Persönlichkeit zu behalten.

"Du musst nicht mehr jeden dazu bringen, deine Arbeit zu mögen, solange eine bestimmte kleine Gruppe sie akzeptiert. Und das gibt dir eine neue Schaffensfreiheit."

Quelle: german.china.org.cn

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