Chinesische Wissenschaftler haben ein Schädelfossil eines fischähnlichen Stamm-Tetrapoden ausgegraben, das die ältesten Aufzeichnungen von Tetrapoden um rund zehn Millionen Jahre nach hinten verschieben könnte, wie es in einer Forschungsarbeit heißt, die am Dienstag im Online-Journal "Nature Communications" publiziert worden ist. Der Stamm-Tetrapode, der in Südwestchina entdeckt wurde, wird das wissenschaftliche Verständnis über die Evolution von Flossen zu Gliedmaßen um einiges erweitern, heißt es weiter.

Lebende Tetrapoden, wie Frösche, Schildkröten, Vögel und Säugetiere, sind nur eine Untergruppe der Tetrapoden-Superklasse, zu der auch Stamm-Tetrapoden mit Flossen und Gliedmaßen gehören. Einige Stamm-Tetrapoden-Spezien sollen vor rund 370 Millionen Jahren auf Land gekommen sein und sich nach und nach in die ältesten terrestrialen Wirbeltiere und schließlich zum Menschen entwickelt haben. Vorher hatte es eine Spanne von mindestens 16 Millionen Jahren seit der ältesten Aufzeichnung eines Lungenfisch-Stamm-Fossils bis zum ältesten bekannten Stamm-Tetrapoden, dem Kenichthys, a Stamm-Tetrapoden mit Flossen, gegeben. Da die neue Entdeckung die Aufzeichnungen von Tetrapoden um einige zehn Millionen Jahre nach hinten verschiebt, kann das Auftreten der Tetrapoden-Superklasse weit näher hin zur geschätzten Zeit der Änderung von Lungenfischen zu Tetrapoden zugeordnet werden. Mit der Studie wird außerdem die morphologische Spanne zwischen Tetrapoden und Lungenfischen geschlossen, und es wird die Evolution der Charakterveränderungen während der anfänglichen Diversifikation der Stamm-Tetrapoden gezeigt.

Zusätzlich bietet eine Röntgen-Tomografie-Studie des Schädels neue fossile Beweise über den Ursprung des Tetrapodengehirns. Eine Simulation der Gehirnbedingungen deutet an, dass einige wichtige Gehirnmodifikationen, die mit dem terrestrialen Leben zusammenhängen, sich zu Beginn der Tetrapodenevolution ereigneten, also viel früher als zuvor angenommen. Der neu entdeckte Stamm-Tetrapode wird "Tungsenia paradoxa" genannt, zum Gedenken an den bekannten chinesischen Geologen Liu Dongsheng (1917-2008), dem 2004 Chinas höchster Preis verliehen worden war.