III. Ökologischer Aufbau und Umweltschutz
im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung
     
 

 Das Ökosystem in Tibet ist so empfindlich, dass es der Fähigkeit zur Entstörung und Selbstverjüngung entbehrt. Von einer Zerstörung würde es sich lange Zeit kaum erholen. Seit mehr als 50 Jahren verfolgt Tibet stets eine Strategie der nachhaltigen Entwicklung und hält daran fest, den ökolo gischen Aufbau, den Umweltschutz und den Wirtschafts aufbau eng miteinander zu verbinden und koordiniert zu entwickeln. Das hat nicht nur zu einer schnellen wirt schaftlichen Entwicklung und stetigen Erhöhung des Lebens standards, sondern auch zum wirkungsvollen Schutz der Ökologie und Umwelt beigetragen. Die jüngste Untersu chung zeigt, dass das Wasser und die Luft in Tibet im Großen und Ganzen unverschmutzt blieben und dass in der Stadt die Konzentration der Schwebeteilchen in der Luft im Jahres durchschnitt nur zwischen 193 und 268 pro Kubikmeter liegt. Im ganzen tibetischen Gebiet ist noch kein einziger schwerer Unfall hinsichtlich der Umweltverschmutzung passiert. Die wichtigen Flüsse und Seen blieben zum großen Teil unberührt.

— Großer Wert wurde darauf gelegt, dass die land wirtschaftliche Produktion und Erschließung mit dem Umweltschutz und dem ökologischen Aufbau Schritt halten. Aufgrund der widrigen Naturbedingungen und der schwachen Infrastruktur hat die Landwirtschaft in Tibet einen niedrigen Ertrag an Getreide und ist sehr anfällig für Naturkatastrophen. Deshalb muss man den Aufbau der landwirtschaftlichen Infrastruktur verstärken, die Acker flächen mit niedrigen Erträgen verbessern und bei der landwirtschaftlichen Produktion und Entwicklung aktiv danach streben, die ökologische Qualität der Landwirtschaft zu erhöhen. Tibet legt großen Wert darauf, durch die Verbesserung der Ökologie und Umwelt im Zuge der landwirtschaftlichen Entwicklung die Getreideproduktion zu erhöhen. Mit Hilfe der Regierung wurden die für die Wasser und Bodenerhaltung ungünstigen Anbaugewohnheiten wie z.B. die seit Jahrtausenden übliche „weiße Brache“, bei der man die Felder einfach brachliegen lässt, verändert und biologische Anbauformen wie der Fruchtwechsel zwischen Getreide und Futterpflanzen eingeführt. Damit wurden die Fruchtbarkeit und die Fähigkeit des Bodens zur Wasser aufnahme verstärkt. Man hat ferner gute Arbeit bei Was serbauprojekten geleistet und auch die Anlage von Wald streifen an Feldern forciert, um den Boden vor Erosion durch Wind und vor Versandung zu schützen. Durch unablässige Anstrengungen ist die Ertragsrate des Hauptanbaugebietes in Zentral-Tibet erheblich gestiegen, die Bodenerosion ist deutlich zurückgegangen, und die Naturbedingungen wie Wasser und Wärme, von denen die Feldfrüchte abhängig sind, wurden verbessert. Im Jahr 2000 stellten Fachleute fest, dass die Kennziffer für die gesamte Umwelt der Landwirtschaft in diesem Gebiet gegenüber vor zehn Jahren um 1,5 Pro zentpunkte gestiegen ist. Die Verbesserung der Ökologie und Umwelt hat eine ständige Erhöhung des Entwicklungsstandes der Landwirtschaft bewirkt. Seit 14 Jahren hat Tibet ununter brochen reiche Ernten erlebt. Die Getreideproduktion im Jahr 2001 betrug 982 500 Tonnen, womit sich Tibet selbst versorgen kann.

Mit großen Geldsummen vom Staat wurde in Tibet eine Reihe von Projekten zur umfassenden Entwicklung der Landwirtschaft aufgebaut. Dabei hat man stets darauf geachtet, die Bodenerschließung mit der Verbesserung der Ökologie zu verbinden und die Vergrößerung der Felder parallel mit der Verbesserung der Ökologie und Umwelt durchzuführen. Bei wichtigen Projekten wie der umfassenden landwirtschaftlichen Erschließung der Einzugsgebiete des Mittellaufs des Yarlung Zangbo und seiner Nebenflüsse Lhasa und Nyang Qu, in die die Zentralregierung direkt 1,2 Milliarden Yuan investiert hat, waren der Umweltschutz und der ökologische Aufbau Schwerpunkte der Arbeit. Nach Abschluss dieses Projekts haben die zuständigen Behörden eine Folgeüberwachung der Ökologie und Umwelt des Erschließungsgebiets angeordnet. Die Ergebnisse zeigen, dass durch die Verbindung der biologischen Maßnahmen mit denen der Bauprojekte die Nutzungsformen und der Nutzungseffekt des Bodens sowie die Flächen der künstlich angelegten Bodendecken merklich gestiegen sind, dass die Verwüstung und die Erosion des Bodens wirksam kontrolliert wurden und dass sich die umfassenden Kennziffern für die ökologische Qualität um eine bis drei Stufen erhöht haben. Die umfassende Entwicklung der Landwirtschaft hat enorme Vorteile nicht nur für die wirtschaftliche, sondern auch für die soziale und ökologische Entwicklung gebracht.

— Die besten Industrieprojekte wurden ausgewählt, und die Bekämpfung und Vorbeugung von Verschmut zungen wurde verstärkt. Erst nach der friedlichen Be freiung hat sich die Industrie in Tibet Schritt für Schritt entwickelt. Bis heute gibt es hier nur sehr wenige Industrie betriebe, und die industrielle Verschmutzung ist demzufolge nicht auffällig. Um möglichst zu vermeiden, dass sich die Entwicklung der Industrie auf die Ökologie und Umwelt negativ auswirkt, hält die Regierung des Autonomen Gebiets Tibet stets daran fest, der Entwicklung und dem Umweltschutz gleichermaßen Aufmerksamkeit zu schenken. Bei der Entwicklung der Industrie hat man sich das Ziel gesetzt, dass die Effizienz für die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung übereinstimmt. Keinesfalls soll ein Industrieprojekt realisiert werden, nur um wirtschaftliche Vorteile anzustreben und eine industrielle Lücke zu füllen. So hat die Regierung eine Reihe von Maßnahmen zur wirksamen Be kämpfung der Verschmutzung getroffen, die garantieren sollen, dass die Entwicklung der modernen Industrie die Ökologie und Umwelt nicht zerstört. Erstens werden industrielle Verschmutzungen durch die Regulierung der Branchen- und Produktstruktur sowie durch die technische Umgestaltung vermieden bzw. behandelt. Beispielsweise hat die Fabrik für Lederwaren in Lhasa zugleich mit der Einführung fortschrittlicher technologischer Anlagen aus Deutschland auch entsprechende Einrichtungen zum Um weltschutz importiert. Die Lhasa-Brauerei, die früher das Wasser erheblich verschmutzte, hat im Zuge technischer Erneuerungen über 4 Millionen Yuan in die Abwasserbehandlung investiert, so dass sie ihr Abwasser nun norm gerecht ableitet. Zweitens wird die Überwachung der Umwelt strikt durchgeführt, und jene Betriebe, die ihre Abfallstoffe noch nicht normgerecht emissieren, werden saniert. Nach dem Prinzip der Regulierung der industriellen Struktur, nach dem man große Betriebe errichten und kleine schließen soll, wurden sechs Zementfabriken im Stadtgebiet von Lhasa, die die Umwelt schwer belastet haben, geschlossen. Auch andere Verschmutzungen verursachende Betriebe wurden stillgelegt, und rückständige technische Anlagen, die vom Staat verboten wurden, hat man ausrangiert.

— Die Bewertung der Einflüsse der Erschließung von Ressourcen und der wichtigen Infrastrukturprojekte auf die Ökologie und Umwelt und deren Verwaltung wurden verstärkt. Alle Neu-, Um- und Ausbauprojekte werden erst nach einer Bewertung ihrer Einflüsse auf die Umwelt genehmigt. Die Bewertung der Einflüsse auf die Umwelt und das System der „Dreifachen Gleichzeitigkeiten“ (beim Aufbau eines Projekts werden die Einrichtungen zur Vorbeugung und zur Bekämpfung von Verschmutzungen mit den Hauptgebäuden gleichzeitig geplant, gebaut und in Betrieb genommen) werden strikt durchgeführt. Bei mehr als 80% der großen und mittelgroßen Projekte wurde die Einflussbewertung bereits praktiziert. Bei einem Projekt für die Erschließung von Chromeisen in Norbusa und Shang kasam wurden die Maßnahmen zum Schutz der Ökologie und Umwelt als Schwerpunkt der Erschließung umgesetzt. Auch beim weltbekannten Wasserkraftwerk am See Yamzhoyumco wurde von der Entscheidung über seinen Bau bis zur Fertigstellung der Umweltschutz umfassend in Betracht gezogen. Seit Inbetriebnahme dieses Kraftwerks hat die Stromerzeugung nicht zum Fallen des Wasserstands dieses Sees geführt. Seine Ökosysteme und seine natürliche Umwelt wurden nicht in Mitleidenschaft gezogen.

— Auf die umfassende Verbesserung der Ökologie und Umwelt in den Städten und Gemeinden sowie der Lebensumwelt in den dicht bevölkerten Regionen Tibets wurde großer Wert gelegt. Seit langem steht die umfassende Verbesserung der Ökologie und Umwelt in den Städten und Gemeinden auf der Liste der Schwerpunkte beim ökolo gischen Aufbau und Umweltschutz in Tibet. Um eine gute Luftqualität zu garantieren, hat Tibet in den Städten und Gemeinden die Verwendung umweltfreundlicher Energien aktiv gefördert. Als Haushaltsbrennstoffe werden Holz, Kuhfladen, Kohle und Öl allmählich nicht mehr gebraucht. Viel Mühe wird darauf verwandt, den Einsatz von Gas zu steigern. Im Jahr 2001 benutzten bereits 44 600 Haushalte in Lhasa und Xigaze (83% aller Haushalte) flüssiges Erdgas. Durch die aktive Nutzung der sauberen Energien wie Wasserkraft, Erdwärme, Solarenergie und Windenergie hat sich ein System der Energiegewinnung und -nutzung heraus gebildet, in dem mit der Wasserkraft als Hauptenergieträger mehrere Energieträger sich ergänzen, was sich positiv auf den Umweltschutz auswirkt. Durch den Gebrauch der Solar energie im ganzen Autonomen Gebiet Tibet werden zur Zeit jährlich 130 000 Tonnen Standardkohlen eingespart.

Lhasa und Xigaze haben jetzt eine begrünte Fläche von 1693,6 Hektar, 47,48 Hektar sind öffentliche Grünanlagen. Insgesamt sind 23,5% der bebauten Gebiete begrünt. Der Aufbau des Wasserleitungsnetzes über und unter der Erde und die Behandlung von Abfallstoffen wurden verstärkt. Die Wasserversorgungsleitung hat eine Länge von 679,46 Kilometern und die der Abflussrohre eine Länge von 392,77 Kilometern. Mit einer Investition in Höhe von 51,2794 Millionen Yuan ist in Lhasa eine Deponie für städtische Abfälle errichtet worden. Einrichtungen zur Müllbeseitigung sind auch in anderen Städten und Gemeinden geplant oder bereits im Bau.

— Die umweltfreundlichen Industrien mit lokalen Charakteristika einschließlich des Tourismus wurden tatkräftig entwickelt. Industrien mit lokalen Charakte ristiken zu entwickeln, die die Ökologie und Umwelt wenig belasten, ist nach wie vor eine wichtige Politik zur Be schleunigung des wirtschaftlichen Aufbaus in Tibet. Mit seinen einzigartigen geografischen und kulturellen Bedin gungen besitzt Tibet hervorragende Bedingungen für die Entwicklung des tertiären Sektors wie z.B. des Tourismus. Die Volksregierung des Autonomen Gebiets Tibet verab schiedete 1996 die „Resolution zur Beschleunigung der Entwicklung des Tourismus“. Als eine der Säulenbranchen wurde der Tourismus vorrangig und energisch ausgebaut. Im Jahr 2001 kamen 686 100 Besucher aus dem In- und Ausland nach Tibet. Das daraus erzielte Einkommen erreichte 750 Millionen Yuan und 46,38 Millionen US-Dollar. Im Tourismus sind heute 6506 Personen tätig, und mehr als 30 000 arbeiten in Branchen, die mit dem Tourismus eng verbunden sind. So hat der Tourismus eine immer höhere Stellung in der tibetischen Volkswirtschaft eingenommen. Gleichzeitig hat man in Tibet stets die vom Tourismus drohenden Gefahren für die Ökologie und Umwelt in Betracht gezogen, auch wenn der Tourismus relativ wenig Verschmutzung mit sich bringt, und die für den Tourismus und den Umweltschutz zuständigen Behörden haben aktive Maßnahmen getroffen, um durch die Sammlung, Sortierung und Behandlung der Abfälle eine Verschmutzung der Ökologie und Umwelt zu vermeiden. Sogar in den Basislagern für die Bergsteiger auf dem Qomolangma wurden unter schwierigsten Bedingungen Sammelstellen für die Abfälle von Bergsteigern und Touristen errichtet, und der Müll wird hier regelmäßig abge fahren und entsorgt.