BILDUNGSWESEN
    Das Bildungswesen erlebte in allen Stufen und Arten eine relativ schnelle Entwicklung. Die Zahl der Erstsemester, die von allgemeinen Hochschulen aufgenommen wurden, nahm erheblich zu. Die Reform des Verwaltungssystems des Hochschulbildungswesens verzeichnete bedeutende Fortschritte. Die höhere Berufsbildung tat in der Entwicklung wichtige Schritte. Die allgemeinen Mittelschulen der Oberstufe nahmen mehr Schüler auf. Gleichzeitig ging es ebenfalls bei der qualitätsorientierten Bildung, der Einführung der neunjährigen Schulpflicht und der Beseitigung des Analphabetentums voran. Die Berufsbildung und die technische Bildung aller Stufen und Arten entwickelten sich gut.

    Die allgemeinbildenden Hochschulen und Universitäten nahmen 1,06 Mio. neue Studenten auf, 510 000 mehr als 1998, 4,13 Mio. Studenten studierten insgesamt an ihnen. Die Hochschulanstalten für Erwachsene nahmen 1,16 Mio. neue Studenten auf, 3,06 Mio. Studenten studieren insgesamt an ihnen. Die Lehranstalten für die Postgraduierten nahmen 90 000 Anwärter auf, 20 000 mehr als 1998, die Gesamtzahl betrug 230 000. Die allgemeinen Mittelschulen der Oberstufe nahmen 3,96 Mio. neue Schüler auf, 370 000 mehr als 1998, 10,5 Mio. betrug die Gesamtschülerzahl. Verschiedene Berufs- und Fachschulen nahmen 4,81 Mio. neue Schüler auf, 14,43 Mio. waren es insgesamt. Die allgemeinen Mittelschulen der Unterstufe nahmen 21,83 Mio. neue Schüler auf, insgesamt hatten sie 58,12 Mio. Schüler. Die Quote der Grundschulabgänger, die in die Mittelschule der Unterstufe aufrückten, betrug 88,5%. 20,3 Mio. neue Grundschüler wurden aufgenommen, insgesamt gab es im ganzen Land 135,48 Mio. Grundschüler, 99,1% der schulpflichtigen Kinder konnten eine Grundschule besuchen. Die Schulen für Sondererziehung nahmen 50 000 neue Schüler auf und wurden insgesamt von 370 000 Schülern besucht. 23,26 Mio. Kinder besuchten Kindergärten. 101,57 Mio. Personen nahmen an technischen Ausbildungskursen für Erwachsene teil. 2,99 Mio. Analphabeten besuchten Kurse zur Alphabetisierung.

    Es gibt zur Zeit 787 Lehranstalten für die Ausbildung von promovierten Forschungsmitarbeitern und die Zahl der letzteren betrug 9700. Um die Verbindung von Produktion, Unterricht und Forschung zu fördern, wurden in Unternehmen 62 Arbeitsstationen, in denen promovierte Mitarbeiter der Forschung nachgehen können, eingerichtet. Das System für die Ausbildung von promovierten Wissenschaftsräten ist eine wichtige Maßnahme für die Ausbildung von jahrhundertüberschreitenden Pionieren für die wissenschaftliche und technische Entwicklung. Viele der 600 promovierten Forschungsmitarbeiter, die ihre Arbeit in den o. g. Lehranstalten abschlossen, wurden zu Professoren, Wissenschaftsräten bzw. zu Rückgrat-Fachkräften für wichtige staatliche Forschungsprojekte und zu Vorreitern in der wissenschaftlichen und technischen Forschung. Der Statistik zufolge erhielten 20% der promovierten Forschungsmitarbeiter Preise auf Ministerial- und Kommissionsebene für Forschungsergebnisse bzw. Ehrentitel. 20% derjenigen, die durch den Wissenschaftsfonds für hervorragende junge Wissenschaftler, der von der Staatlichen Kommission für Naturwissenschaftsfonds gegründet wurde, finanziert wurden, waren promovierte Forschungsmitarbeiter.

    Die auf der Informationisierung basierende Bildung entwickelte sich rasch. Das Chinanet für Bildungswesen und wissenschaftliche Forschung (CERNET), eines der vier Chinanetzwerke, hat bereits einen gewissen Umfang. Im ganzen Land wurden ein staatliches Netzwerkzentrum und acht regionale Netzwerkzentren eingerichtet. Neztwerke für Bildungswesen und wissenschaftliche Forschung auf Provinzebene sind im Aufbau. Unvollständigen Statistiken zufolge sind zur Zeit über 300 000 Computer ans Netz angeschlossen und die Zahl der Netzbenutzer beträgt 500 000. Die Satellitenfernsehen-Erziehung ist ein wichtiger Bestandteil des Bildungswesens. Drei Satellitenkanäle, 104 Schulfernsehsender auf Provinz- und Stadtebene und 10 000 Satelliten-Bodenstationen bilden ein Netzwerk für das Bildungswesen, das alle Landesteile abdeckt.

    70 000 Mittel- und Grundschulen geben Computerunterricht und verfügen über 800 000 Computer, die entweder vernetzt sind bzw. Multimedia-Funktion haben. Über 10 Mio. Grund- und Mittelschüler haben die Grundkenntnisse zur Bedienung eines Computers erlernt.

    Angesichts der ausgeglichenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung in China wird das Ministerium für Bildungswesen die Informationisierung des Bildungswesens in drei Stufen vorantreiben. Erstens soll die bildungsbezogene Technologie mit der Multimedia-Computertechnik als Kern in den Schulen verbreitet und angewandt werden. Zweitens sollen Netzwerke verbreitet und angewandt und die Unterrichtsqualität mit Hilfe von Online-Ressourcen verbessert werden. Drittens soll modernes Fernstudium betrieben werden und eine große Menge von Online-Ressourcen geschaffen und zur Verfügung gestellt werden , um die wachsende Nachfrage zu befriedigen. In den kommenden drei Jahren wird die chinesische Regierung Geldmittel aufbringen, Gelder von Lokalregierungen, Betrieben und Einzelpersonen sammeln und mit dem CERNET und den Satelliten-Fernsehnetzwerken für Bildungswesen einen Rahmen für das moderne Fernstudium schaffen.

    Die Reduzierung der Überlastung der Grund- und     Mittelschüler

    In nicht wenigen Städten ist es üblich, daß morgens die Schüler mit schweren Schulmappen zur Schule eilen. Eine Untersuchung zeigte, daß die Schulmappe eines Grundschülers im allgemeinen zwischen 5 bis 8 Kilo schwer und die eines Mittelschülers meistens über 10 Kilo schwer ist. Meistens schleppen die Kinder neben Schulbüchern und Schreibwaren verschiedene Nachschlagebücher, Zusatzmaterialien, Prüfungspapiere, Notizbücher und Übungshefte mit sich herum.

    Außerdem müssen die Schüler noch eine große Menge von Schulaufgaben und Übungen für verschiedene Simulations-, Abschluß-, Semester- und Zwischenprüfungen machen. Viele Schüler haben täglich 8 Stunden Unterricht und machen außerdem noch morgens und abends Selbstschulungen. Einige Schüler müssen sogar an Feiertagen, in den Sommer- und Winterferien lernen. Manche Lehrer lassen Schüler als Strafe einen Text zig- sogar hundertmal schreiben oder die gleiche Übung wiederholt machen.

    Zu viele Hausaufgaben lassen vielen Schülern kaum mehr Freizeit. Wenn die Prüfung naht, nehmen die Schulaufgaben noch mehr zu, so daß oft nicht genügend Schlaf für die Schüler gewährleistet werden kann. Einer statistischen Angabe des Forschungszentrums der Chinesischen Jugend zufolge übertrafen im Jahr 1999 landesweit die täglichen Schreibstunden von 67,2 % städtischen und 45,6 % ländlichen Grundschülern der ersten bis dritten Klasse die staatliche Festlegung von 30 Minuten, die von 36,8 % städtischen und 26,3 % ländlichen Grundschülern der vierten bis sechsten Klasse die staatliche Festlegung von 60 Minuten und die von 20,6 % städtischen und 20,1 % ländlichen Mittelschülern die staatliche Festlegung von 90 Minuten. Außerdem übertrafen die Stunden, in denen die Grund- und Mittelschüler in der Schule waren, ebenfalls die staatliche Festlegung, und 46,9% der Grund- und Mittelschüler erreichten nicht die staatlich festgelegte Schlafstundenanzahl von 9 Stunden. 8,2% der Grund- und Mittelschüler schliefen täglich weniger als 7 Stunden, 12,6% weniger als 7 Stunden und 26,1% weniger als 8 Stunden

    Beamte des Bildungsministeriums gaben zu, die Erleichterung der Belastung der Schüler sei kein neues Thema, sondern eine wichtige Aufgabe, die schon lange von den Ministern für Bildungswesen ergriffen hätte werden müssen.

    Nach der erneuten Zusammenstellung der Lehrbücher für Grund- und Mittelschüler hat das Ministerium für Bildungswesen im Februar d. J. den „Lehrbücherkatalog des Herbstes 2000 für die Mittel- und Grundschule" empfohlen. Das Ministerium für Bildungswesen hat ferner vorgeschlagen, daß die Grundschüler künftig keine Hausaufgaben haben, sondern alle Schulaufgaben in der Schule erfüllt werden sollten.

    Kürzlich verkündete das Bildungskomitee der Stadt Shanghai eine allmähliche Reform des Prüfungssystems. Seit diesem Frühjahr gibt es in den Oberschulen der Stadt keine einheitlichen Prüfungen mehr. Alle Bezirke und Kreise sollen in den Oberschulen je nach ihrem Bildungszustand Abschlußprüfung durchführen. Die Abschlußprüfung der Unterstufe der Mittelschule und die Hochschulaufnahmeprüfung werden ebenfalls reformiert. Gesellschaftswissenschaftler und Pädagogen meinen, daß die Ursache für die schwere Belastung der Grund- und Mittelschüler im Prüfungsbildungssystem liegt, und riefen auf, das gegenwärtige Prüfungsbewertungssystem zu reformieren.

    Wang Mingda, der ehemalige Vizeminister für Bildungswesen, rief dazu auf, daß die Auffassung über die Heranbildung von Fachkräften in der Gesellschaft verändert werden sollte. Seiner Meinung nach ist es unrealistisch, daß alle die Hochschule besuchen, und es stimme auch nicht, daß man nur durch den Besuch einer Hochschule zu einer Fachkraft werden könne.

    Einige Pädagogen in Beijing wiesen darauf hin, daß die Popularisierung der Mittelschul- und Hochschulbildung und die Erhöhung des Prozentsatzes der Schüler, die in eine höhere Schule bzw. Hochschule aufgenommen werden, ein langfristiges Planungsziel für die Erleichterung der Belastung der Schüler darstellten. Ihrer Meinung nach ist dies eine der wesentlichen Aufgaben für die chinesische Regierung im neuen Jahrhundert.

    Die Reform der Hochschulstruktur

    Im April d. J. hat die Peking-Universität, die eine wichtige Stellung einnimmt und von großem Einfluß unter den chinesischen Universitäten ist, sich mit der Beijinger Medizinischen Hochschule zur neuen Peking-Universität zusammengelegt. Jiang Zemin, Generalsekretär des ZK der KPCh und Staatspräsident, schickte ein Glückwunschschreiben an die Peking-Universität. Es hieß in Jiangs Brief u. a., daß die Zusammenlegung der beiden renommierten Bildungsstätten, die zur Erhöhung der umfassenden Stärke der Peking-Universität und der Effizienz des Schulbetriebes beitrage, ein erfreuliches Ereignis in der Reform der Hochschulstruktur Chinas sei. Li Lanqing, Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros beim ZK der KPCh und Vizepremier, sagte auf einer Versammlung anläßlich der Zusammenlegung o. g. zweier Universitäten, daß es sich hier um die Zusammenlegung einer starken mit einer anderen starken Universität handele, die auf der gegenseitigen Ergänzung der Vorteile, der rationellen und der vollen Nutzung der Ressourcen im Bildungswesen basiere, und eine weitere bedeutende Maßnahme zur Reform des Verwaltungssystems und der Standortverteilung bzw. der Struktur der Hochschulen sei. Er wies darauf hin, daß eines der wichtigen Kennzeichen für den Entwicklungsstand der Hochschulbildung eines Landes sei, ob dieses Land über Hochschulen der Weltklasse verfüge; derartige Hochschulen könnten die umfassende Stärke eines Landes widerspiegeln. Die Reform sei der einzige Weg für die Hochschulbildung Chinas. Neben der Aufstockung der Ausgaben für das Bildungswesen müsse man verstärkt Reformen durchführen, die bestehenden Ressourcen im Bildungswesen rationell readjustieren und verteilen sowie deren Nutzeffekte voll zur Geltung bringen. China reformiere nun das Verwaltungssystem und die Standortverteilung bzw. die Struktur der Hochschulen, was eine wichtige Entscheidung sei und einen wichtigen Einfluß auf die Reform und die Entwicklung des Bildungswesens Chinas ausüben und eine gute Grundlage für die Schaffung des Hochschulsystems Chinas im 21. Jahrhundert schaffen werde. Gleichzeitig würden diese Reform und die Readjustierung gute Chancen und Bedingungen für die Verbesserung der Effizienz der Hochschulbildung Chinas und die Gründung von Universitäten der Weltklasse bieten.

    Die alten Hochschulen seien durch eine dezentralisierte Verwaltung durch Ministerien, Kommissionen bzw. Lokalregierungen, eine übermäßig wiederholte Einrichtung gleicher Fachrichtungen, eine unrationelle Standortverteilung und Struktur gekennzeichnet; es gäbe zu viele Hochschulen mit gleichen Fachrichtungen; sie könnten der Entwicklung des sozialistischen Marktwirtschaftssystems und den regionalen Wirtschaften nicht entsprechen.

    Zhou Yuanqing, Vizeminister für Bildungswesen, sagte, daß innerhalb von etwa drei Jahren ein Rahmen des neuen Hochschulsystems etabliert werden sollte, der durch eine zweistufige Verwaltung, Arbeitsteilung und Verantwortungsteilung vonseiten der Zentralregierung und der Provinzregierungen gekennzeichnet sein werde; die Zentralregierung sei für die Makrosteuerung und die Provinzregierungen seien in der Hauptsache für eine einheitliche Planung zuständig; die Makrosteuerung durch die Zentralregierung sei mit der Verwaltung durch die Provinzregierungen organisch verbunden.

    Die Prinzipien zur Reform: Gemeinsamer Aufbau, Readjustierung, Zusammenarbeit und Zusammenlegung

    Der gemeinsame Aufbau der Hochschulen soll durch Provinzen und Ministerien oder durch Städte und Ministerien oder durch Provinzen, Städte und Ministerien oder durch verschiedene Ministerien sowie durch Provinzen und Städte durchgeführt werden. Die Readjustierung bedeutet, daß die Hochschulen, die direkt unter der Verwaltung der Ministerien und Kommissionen stehen, unter die Verwaltung der Provinzregierungen gestellt werden; die Hochschulen, die den Ämtern für Fachbereiche bei den Provinz- und Stadtregierungen unterstehen, werden unter die Verwaltung durch die Abteilungen für Bildungswesen bei den Provinz- und Stadtregierungen gestellt. Mit der Zusammenarbeit ist die universitätsinterne Zusammenarbeit in den Bereichen Lehrtätigkeiten, wissenschaftliche Forschung, wissenschaftlich-technische Erschließung, Netzwerke, Bücher- und Informationsaustausch und Dienstleistungen gemeint, damit die Hochschulen die Ressourcen gemeinsam nutzen und ihre Stärken gegenseitig ergänzen können. Die Zusammenlegung bezieht sich auf die Zusammenlegung einiger Hochschulen, die fachlich aufs engste miteinander verknüpft sind, zu neuen Hochschulen, die gemäß gewisser Prinzipien erfolgt, damit verschiedene Fachrichtungen ihre Stärken gegenseitig ergänzen und die neuen Hochschulen ein gutes Klima für Lehrtätigkeiten und einen angemessenen Umfang realisieren.

    Heute nehmen die 31 Provinzen, regierungsunmittelbaren Städte bzw. autonomen Gebiete und über 50 Ministerien und Kommissionen an der Reform der 640 Hochschulen teil. 290 Hochschulen werden zu 122 neuen Hochschulen zusammengelegt.

    Außer von den Abteilungen für Bildungswesen und einigen wenigen Abteilungen in speziellen Branchen verwalten keine anderen zentralen Behörden mehr Hochschulen. Die meisten ihnen unterstehenden allgemeinen Hochschulen werden den Lokalregierungen übergeben. Die folgenden allgemeinen Hochschulen werden von den zentralen Behörden finanziert und von den zentralen Abteilungen direkt verwaltet: Eine kleine Zahl von wichtigen Hochschulen, die die gesamte Lage der Entwicklung des Staates betreffen; ein Teil der Fachhochschulen von hohem Niveau, die Fachkräfte für das ganze Land, die großen Regionen oder für die Branchen mit harten Arbeitsbedingungen heranbilden; die Hochschulen, die die besonderen Interessen des Staates betreffen.

    Um den Mangel in ländlichen Gebieten und grundlegenden Industriebetrieben an Fachkräften zu beheben, muß in jeder der meisten Städte auf Bezirksebene eine allgemeine Hochschule, mindestens eine Technische Hochschule, eingerichtet werden.