Zeit : 27. - 30. September
Ort : Sophiensaele
Alte Geschichten, neu erzählt von Lu Xun
Regie: Lin Zhaohua
Die Geschichte von Schwertschmieden und von der Reparatur
des Himmels, die alte Peking Oper-Geschichte vom Flug
auf den Mond, die Wortschwälle des Lishui, der alle Geschichten
gleichzeitig erzählt: alte mythische Stoffe aus den Tiefen
des chinesischen Denkens bilden die Grundlage von Lu Xuns Bühnenstück.
Sie rühren an Essentielles, sind voller symbolträchtiger
Bilder und haben einen großen Verweishorizont - das macht
sie neu, lesbar und aktuell.
In seiner Umsetzung von Lu Xuns Stück setzt sich Lin Zhaohua
mit dem Prozess des Wiederaufrufens, des Erinnerns auch auf inszenatorischer
Ebene auseinander. Er hat sieben Geschichten ausgewählt und
daraus ein Gewebe der Texte und Stimmen komponiert, die sich überlagern,
lose miteinander verknüpfen und neue Assoziationsräume
eröffnen. Ort der Handlung ist ein Bühnenraum Beckettscher
Prägung - ein zeitloser Ort, durch den sich schwarz gewandete
Schauspieler einzeln, allein bewegen. Ein Schmelzofen kocht, Maschinenlärm
erfüllt den Raum. Historische Motive und Elemente aus der Peking
Oper scheinen auf, Stimm- und Klangfragmente ordnen sich zu immer
neuen Strukturen, Videoprojektionen zeigen chinesische Alltagsszenen.
Alte Geschichten, neu erzählt: In der für
ihn typischen Synthese von Tradition und Experiment erzählt
Lin Zhaohua Geschichten, die letztendlich erst im Kopf des Betrachters
entstehen. Damit macht er deutlich, daß Erinnerung niemals
vollständig und objektiv sein kann. Sie ist immer individuell
und auf den Moment bezogen: Im Gedächtnis bleibt nur, was man
versteht und was in der Gegenwart Sinn erhält.
Was bedeutet es, wenn Gestern und Heute verschmelzen? Was entsteht
Neues?