Geographie Die
Volksrepublik China ist in 23 Provinzen, fünf autonome Gebiete und vier regierungsunmittelbare
Städte eingeteilt. Das Autonome Gebiet Tibet, in dem die Tibeter die größte
Nationalität sind, ist eines der fünf autonomen Gebiete.
Lage
und Fläche Das Autonome Gebiet Tibet liegt am südwestlichen Rand Chinas
und im Südwesten des Qinghai-Tibet-Hochplateaus. Es grenzt im Norden an das
Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang und an die Provinz Qinghai, im Osten an die
Provinz Sichuan, im Südosten an die Provinz Yunnan, im Süden und im
Westen an Burma, Indien, Bhutan, Sikkim und Nepal. Die Gesamtlänge der Grenzlinie
zwischen diesen Ländern und Tibet beträgt knapp 4000 km. Das autonome
Gebiet hat eine Fläche von 1,22 Mio. qkm, die 12,8% der Gesamtfläche
des ganzen Landes ausmacht. Topographie
und Gebirge Tibet nimmt den größten Teil des Qinghai-Tibet-Hochplateaus
ein. Es liegt durchschnittlich 4000 m über dem Meeresspiegel und wird als
Dach der Welt bezeichnet. Topographisch läßt sich Tibet
in drei Regionen unterteilen: das nordtibetische Hochplateau, das von den Gebirgsketten
Kunlun, Tanggula; Gangdise und Nyaingentanglha umschlossen ist und zwei Drittel
der Gesamtfläche des Autonomen Gebiets Tibet einnimmt; die Täler in
Südtibet, die zwischen dem Gangdise und dem Himalaya liegen und vom Yarlung
Zangbo und seinen Nebenflüssen durchzogen sind; das östliche Gebiet
mit hohen Bergen und tiefen Schluchten, das einen Teil des Hengduan-Gebirges darstellt. Der
Himalaya an der südlichen Seite des Tibet-Hochplateaus besteht aus vielen
in Ost-West-Richtung verlaufenden Gebirgsketten, deren Hauptteil sich an der Grenze
zu Indien und Nepal befindet. Die Gesamtlänge des Himalaya ist 2400 km, die
Breite 200-300 km und die durchschnittliche Höhe 6000 m über dem Meeresspiegel.
Der höchste Gipfel der Welt, der Qomolangma, ragt mit 8848,13 m im Mittelabschnitt
des Himalaya an der Grenze zwischen China und Nepal empor. In seiner Umgebung
gibt es vier weitere Gipfel mit einer Höhe von über 8 000 m und 38 Gipfel
mit einer Höhe von über 7 000 m. Flüsse
und Seen Im Autonomen Gebiet Tibet gibt es mehr als 20 Flüsse mit einem Einzugsgebiet
von über 10 000 qkm und über 100 Flüsse mit einem Einzugsgebiet
von über 2000 qkm. Die größten Flüsse sind der Jinshajiang,
der Nujiang, der Lancangjiang und der Yarlung Zangbo. Mehrere der Flüsse
Tibets fließen in Nachbarländer, wo sie ihre bekannten Namen Ganges,
Indus, Brahmaputra, Mekong, Salween und Irawadi erhalten. Tibets Flüsse führen
in der Regel sehr viel Wasser von guter Qualität und mit wenig Sandgehalt. Der
Yarlung Zangbo, der größte Fluß Tibets, entspringt im Kreis Zhongba
am nördlichen Fuß des Himalaya und fließt durch das Gebiet Lhoyü
nach Indien, wo er als Brahmaputra genannt wird. Innerhalb Chinas hat der Yarlung
Zangbo eine Länge von 2057 km und ein Einzugsgebiet von 240 000 qkm. Dieses
Einzugsgebiet liegt über 4500 m ü.d.M. Somit ist der Yarlung Zangbo
der höchstgelegene Fluß der Welt. Die größte Schlucht
des Yarlung Zangbo mit einer Tiefe von 5382 m ist die tiefste Schlucht der Welt.
Die engste Stelle des Schluchtgrundes mißt nur 74 m, die breiteste Stelle
200 m. Die Schlucht hat eine Gesamtlänge von 370 km. Auf dem ausgedehnten
Tibet-Hochplateau befinden sich mehr als 1500 große und kleine Seen. Die
Seen mit einer Fläche von über 1000 qkm sind der Nam Co, der Serling
Co und der Zhaxinam Co; 47 Seen haben je eine Fläche von über 100 qkm.
Die Seen haben eine Gesamtfläche von 24 183 qkm und nehmen etwa ein Drittel
der Gesamtfläche aller Seen Chinas ein. Das Tibet-Hochplateau ist damit nicht
nur das größte Gebiet Chinas, in dem so viele Seen konzentriert sind,
sondern auch das Hochplateau mit den meisten Seen und der größten Seefläche
der Welt. Es gibt mehr Salzwasserseen als Süßwasserseen. 17 Seen, die
alle eine Fläche von mehr als 50 qkm haben, liegen über 5000 m ü.d.M. Klima
Wegen seiner vielfältigen Topographie hat Tibet auch ein besonderes Hochlandklima.
Im Nordwesten ist es kalt und trocken und im Südosten warm und feucht. Ferner
gibt es verschiedene regionale Klimata, und auch je nach Höhenlage sind die
Unterschiede sehr ausgeprägt. Fünf Kilometer weiter, und das Wetter
ist schon anders, sagt man in Tibet. Oder: In einem Tag kann es vier
Jahreszeiten geben. Verglichen mit den meisten Gebieten Chinas ist die
Luft in Tibet dünner, die Sonnenscheindauer länger, die durchschnittliche
Temperatur niedriger und die Niederschlagsmenge geringer. Auf dem Tibet-Hochplateau
enthält jeder Kubikmeter Luft nur 150 bis 170 g Sauerstoff, dies entspricht
62% bis 65,4% des Sauerstoffgehalts der Luft ebener Gebiete. Die Strahlungsenergie
ist um ein Drittel bis um das Doppelte höher als in ebenen Gebieten auf dem
gleichen Breitengrad. Die Sonnenscheindauer von Lhasa ist die höchste des
Landes: 3021 Stunden im Jahresdurchschnitt. Die Jahrestemperaturunterschiede sind
geringer, doch die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht größer
als in anderen Landesteilen. Die durchschnittliche Jahrestemperatur und die Temperatur
des heißesten Monats liegen in Lhasa und Xigaze 10 bzw. 15 Grad Celsius
unter denen von Chongqing, Wuhan und Shanghai, die auf dem gleichen Breitengrad
liegen. Der Jahrestemperaturunterschied beträgt in Lhasa, Qamdo und Xigaze
18-20 Grad Celsius; die Temperatur in dem über 5000 m ü.d.M gelegenen
Gebiet Ngari liegt im August am Tage bei über 10 Grad Celsius, während
sie in der Nacht bis unter 0 Grad Celsius absinkt. Tibet kennt Regenzeiten
und Trockenzeiten, und wenn es regnet, dann meistens in der Nacht. Die Jahresniederschlagsmenge
sinkt von 5000 mm in der Tiefebene im Südosten allmählich auf 50 mm
im Nordwesten. Die Niederschlagsmenge von Oktober bis April macht nur 10-20% der
Gesamtmenge des Jahres aus. Verwaltungsgliederung
Dem Autonomen Gebiet Tibet unterstehen die Stadt Lhasa und sechs Bezirke. Es gibt
ein stadtunmittelbares Gebiet, eine Stadt auf Kreisebene, 71 Kreise, eine Ortschaft
der Kreisebene und ein Sonderverwaltungsgebiet. Lhasa, eine Stadt mit einer
Geschichte von 1300 Jahren, ist die Hauptstadt des Autonomen Gebiets Tibet und
sein politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum. Sie befindet sich
am Nordufer des Flusses Lhasa, eines Nebenflusses des Yarlung Yangbo, und liegt
3658 m ü.d.M. Lhasa hat eine Fläche von 30 000 qkm und zählt 400
000 Einwohner. Der eigentliche Stadtbezirk umfaßt 544 qkm, die städtische
Bevölkerung zählt 140 000 Menschen. In Lhasa leben Angehörige von
vielen Nationalitäten, vor allem Tibeter, Han und Hui. Die Tibeter machen
87% der Einwohner aus. Landwirtschaft und Viehzucht in den Vororten von Lhasa
sind relativ gut entwickelt; es gibt mehrere neu eingerichtete Produktionsbasen
für Gemüse und Fleisch. Die Schwerpunktindustrieunternehmen des Gebiets
konzentrieren sich ebenfalls in Lhasa. In der Stadt gibt es über 10 000 Geschäfte. Seit
der friedlichen Befreiung Tibets im Jahr 1951 und besonders seit Beginn der Reform
und Öffnung im Jahr 1979 hat sich das Antlitz der Stadt Lhasa sehr geändert.
Im Stadtbezirk entstanden zahlreiche moderne Bauwerke im nationalen Stil wie das
Lhasa-Hotel, die Volkskongreßhalle, die Tibet-Universität, eine Sporthalle,
ein Volkskrankenhaus, das Lhasa-Kino, eine Ausstellungshalle für Volkskunst
und ein Freizeitzentrum für Kinder. Der Ausbau der Infrastruktur geht zügig
voran. Lhasa verfügt über programmgesteuerte Telefonanschlüsse
und eine Satellitenbodenstation. Straßen führen von Lhasa in alle Richtungen
des autonomen Gebiets, und die Straßen im Stadtbezirk sind asphaltiert.
Auch ein Abwassersystem wurde angelegt. In Yangbajain wurde das größte
Erdwärmekraftwerk Chinas erbaut. Die abgegebene Energie der natürlichen
Erdwärme erreicht 107 000 Kilokalorien pro Sekunde. In Lhasa gibt es mehr
als 200 historische Sehenswürdigkeiten und über 20 bereits erschlossene
Touristenziele. Weitere 30 Touristenziele stehen auf dem Ausbauplan. Touristische
Attraktionen sind die bekannten Bauwerke, u.a. das Kloster Jokhang, der Ramoche-Tempel,
der Potala-Palast, die Klöster Ganden, Drepung und Sera sowie der Norbu Linka,
die einstige Sommerresidenz der Dalai Lamas. Der See Nam Co, die heiße Dezhong-Quelle
und die Naturschutzgebiete Lhünzhub und Maizhokunggar sind weitere Anziehungspunkte.
Die Straße Barkhor, die sich im Zentrum der Altstadt von Lhasa befindet,
ist von Pilgern und Touristen belebt. Das traditionelle Antlitz der Altstadt ist
gut erhalten. Verkaufsläden reihen sich aneinander, und auf der Straße
werden vielfältige Waren verkauft wie verschiedene kunsthandwerkliche Gegenstände
und Nationaltrachten. |