Geschichte China
ist ein vereinigter Nationalitätenstaat, Tibet ist von alters her ein unabtrennbarer
Bestandteil Chinas. Schon früher hatten die Vorfahren der heutigen Tibeter
mit der Han-Bevölkerung im zentralen Gebiet Chinas Beziehungen hergestellt.
Im Laufe der Zeit vereinigten sich viele Stämme auf dem Tibet-Hochplateau
zur jetzigen tibetischen Nationalität.
Die Tubo-Nationalität Anfang des 7. Jahrhunderts trat Chinas Geschichte in
eine neue Periode ein. Die Tang-Dynastie (618-907) begründete eine starke
einheitliche Staatsgewalt und beendete die 300jährige chaotische Spaltung
im zentralen Gebiet Chinas. Gleichzeitig vereinigte der tibetische Nationalheld
Songtsan Gampo auf dem Tibet-Hochplateau über zehn Stämme und Sippen.
Er gründete die Tubo-Dynastie, deren Hauptstadt Lhasa wurde. Songtsan
Gampo strebte danach, mit der Tang-Dynastie freundschaftliche Beziehungen herzustellen
und fortgeschrittene Produktionstechniken sowie politische und kulturelle Errungenschaften
des Han-Volkes in Tibet einzuführen. Er schickte zweimal Gesandte nach Changan
(das heutige Xian), um dem Tang-Kaiser den Vorschlag einer ehelichen Verbindung
zu unterbreiten, und heiratete dann im Jahr 641 die Tang-Prinzessin Wencheng.
Die Prinzessin war eine Nichte des Kaisers Taizong und damit ein Mitglied der
kaiserlichen Familie. Songtsan Gampo übernahm so dann Produktionstechniken
wie die Papierherstellung und den Gebrauch von Steinmühlen, er schickte Kinder
von Adligen nach Changan zum Studium, stellte Han-Gelehrte in Tibet an und
pflegte freundschaftliche Beziehungen mit der Tang-Dynastie in den Bereichen Politik,
Wirtschaft und Kultur. Der Tang-Kaiser Gaozong verlieh Songtsan Gampo den Titel
Fuma Duwei (Fuma bedeutet Schwiegersohn des Kaisers, Duwei
ist ein alter Beamtentitel) und belohnte ihn mit dem Rang eines Königs
der Länder des Westmeeres. Später verlieh Gaozong ihm noch den
Titel Geschätzter König. Die von Songtsan Gampo begründete
Onkel-Neffen-Beziehung zwischen der Tubo- und der Tang-Dynastie währte
über 200 Jahre. Im Jahr 710 verheiratete sich die Tang-Prinzessin Jincheng
mit dem tibetischen König Tride Tsugtan. Sie brachte eine große Menge
Brokat sowie technische Bücher und Gebrauchsgegenstände nach Tibet mit.
Auf ihre Initiative kamen buddhistische Mönche aus Yutian, dem heutigen Xinjiang,
und anderen Gebieten nach Tibet, um hier Tempel und Klöster zu bauen und
Sutren zu übersetzen. Im Jahr 821 schickte der Tubo-König Triral
Panchen dreimal hintereinander Gesandte nach Changan mit dem Vorschlag,
ein Bündnis zu schließen. Tang-Kaiser Muzong ließ seinen Kanzler
und verschiedene Minister mit der Gesandtschaft von Tubo verhandeln. Im nächsten
Jahr schickte das Tang-Reich Gesandte nach Tubo, wo das Bündnis geschlossen
wurde. Es gibt drei Stelen mit Inschriften über das Bündnis, eine davon
vor dem Jokhang-Kloster in Lhasa. Spaltung
des Gebiets Tibet Im Jahr 842 spaltete sich die Tubo-Dynastie wegen innerer Zerwürfnisse
und Machtkämpfe innerhalb der königlichen Familie sowie wegen der von
Sippen und Stämmen und von Offizieren. Viele lokale Regime wurden dort errichtet.
Diese Regime, die je ein Gebiet besetzt hielten, kämpften gegeneinander.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen dauerten über 400 Jahre. Vereinigung
Tibets mit China in der Mitte des 13. Jahrhunderts Anfang des 13. Jahrhunderts
gründete der mongolische Führer Dschingis Khan (1162-1227) im Norden
Chinas das mongolische Reich. 1247 traf der tibetische Führer der Sekte Sakyapa,
Sapan Gongar Gyamcan, mit Go Tan, einem Sohn des mongolischen Königs, in
Liangzhou (heute Wuwei, Provinz Gansu) zusammen, mit dem er die Bedingungen für
eine Eingliederung Tibets ins mongolische Reich aushandelte. Das lokale Regime
Sakya wurde errichtet. Ab 1271 nannten die Mongolen ihre Herrschaft Yuan-Dynastie,
und im Jahr 1279 vereinigte sie China und gründete eine einheitliche Macht.
Tibet wurde zu einem Verwaltungsgebiet Chinas, das direkt von der zentralen Regierung
der Yuan-Dynastie verwaltet wurde. Als Kublai Khan (1215-1294) im Jahr 1260
auf den Thron kam, wurde Pagpa, der Dharmakönig der Sykyapa-Sekte des tibetischen
Buddhismus, sein Staatslehrmeister. Im Jahr 1264 gründete Kublai
eine Kommission für die Verwaltung Tibets. Pagpa wurde zum Leiter dieser
Institution und zum Statthalter Tibets ernannt. 1265 verlieh Kublai Khan Pagpa
die Titel Großer Dharmakönig und Kaiserlicher Lehrmeister,
und auf Pagpas Vorschlag ernannt er den Beamten für die Verwaltungsangelegenheiten
Tibets und 13 Wanhu-Vorsteher. 1268, 1287 und 1334 schickte die Yuan-Regierung
Beamte nach Tibet, um dort die Zahl der Mitglieder aller Haushalte zu überprüfen,
15 Poststationen zu errichten, eine Verkehrslinie von Tibet nach Dadu (heute Beijing)
einrichten zu lassen und die Frondienste in Tibet zu regeln. Seit
alters untersteht Tibet der Zentralregierung Seit Tibet Mitte des 13. Jahrunderts
dem Territorium der Yuan-Dynastie offiziell angegliedert wurde, stand es stets
unter der Verwaltung der Zentralregierung, ungeachtet der Wechsel der Dynastien.
Mitte des 14. Jahrhunderts verfiel die Sakya-Lokalmacht allmählich. Im Jahr
1354 übernahm die Pagdu-Kagyupa-Sekte mit Changchub Gyaltsan (Regierungszeit
1354-1371) an der Spitze die Herrschaft über die meisten Gebiete Tibets.
So entstand das feudal-theokratische Pagdu-Lokalregime. Die Zentralregierung der
Yuan-Dynastie erkannte die Lokalregierung an und verlieh Changchub Gyaltsan den
Titel Dasitu (Lokalbeamter). Nach der Gründung der Ming-Dynastie
im Jahr 1368 wurde eine Belehnungspolitik durchgeführt, und den Anführern
der religiösen Sekten wurden Titel wie Gottkönig, König
der Gesetze und Großer Kaiserlicher Lehrer verliehen.
Die Erbfolge mußte vom Kaiser genehmigt werden. Damals erstarkte die Gelugpa-Sekte,
der die beiden Großen Lebenden Buddhas, der Dalai Lama und der Panchen Lama,
angehörten. Der 3. Dalai Lama Sonam Gyatso (1544-1588) brachte dem Ming-Hof
Gaben dar und bekam den Titel Dorjichang (Vajradhara Dalai Lama).
Die Zentralregierung der Ming-Dynastie behielt die Ämter und Rangstufen der
Yuan-Dynastie größtenteils bei. Für die militärische und
zivile Verwaltung wurden in der Mitte und im Ostteil des heutigen Tibet zwei Unterhauptquartiere
eingerichtet (in Dbus-Gtsang und Mdo-Khams) sowie in Ngari die Kommandantur
E-Li-Si. Gleichzeitig errichtete das Pagdu-Regime ein System von Kreisvorstehern
(Dzongbon). Der Ming-Hof übergab allen Anführern öffentliche Funktionen,
so daß sie sowohl Dzongbon als auch ernannte Beamte der Zentralregierung
waren. Im Jahr 1644 wurde die Ming-Dynastie von der Qing-Dynastie abgelöst,
die die Kontrolle über Tibet verstärkte. Die Politik der Zentralregierung
bezüglich einer souveränen Verwaltung Tibets wurde weiter vervollkommnet.
Der Qing-Kaiser Shunzhi (1644-1661) lud den 5. Dalai Lama mehrmals in die Hauptstadt
ein, wo er ihm 1653 in Form einer goldenen Urkunde und eines Goldsiegels den Titel
Dailai Lama, Bewahrer der Vajra verlieh. Im Jahr 1713 verlieh der
Kaiser Kangxi (1662-1722) dem 5. Panchen Lobsang Yeshe den Titel Panchen
Erdini. Von da an herrschten die Dalai Lamas über Lhasa und die meisten
Gebiete Tibets und die Panchen Lamas über Xigaze und die anderen Gebiete.
Im Jahr 1727 entsandte der Qing-Hof einen Hochkommissar nach Tibet, der als Vertreter
der Zentralregierung die lokalen Behörden überwachte. Zu dieser Zeit
wurden die Grenzen zwischen Tibet, Sichuan, Yunnan und Qinghai offiziell festgelegt.
Gleichzeitig ernannte die Qing-Zentralregierung verdiente tibetische Beamte zu
Galoins (Verwaltungsbeamte für Tibet). Später, im Jahr 1750,
wurde das Präfektur-System abgeschafft und die tibetische Lokalregierung
Kasha gegründet. Fortan regelten der Hochkommissar und der Dalai
Lama gemeinsam die tibetischen Angelegenheiten. Im Jahr 1793 erließ die
Qing-Regierung eine 29-Punkte-Vorschrift über die Amtsbefugnisse der Hochkommissare
in Tibet, die Reinkarnationen der Dalai Lamas und Panchen Lamas sowie anderer
Lebender Buddhas, die militärischen Angelegenheiten an der Grenze, die auswärtigen
Angelegenheiten, die Finanzverwaltung, die Gabendarbringung und Verwaltung der
Klöster und über weitere Fragen. Diese 29-Punkte-Vorschrift regelte
über hundert Jahre lang die lokale Verwaltung in Tibet, sie hatte den Standard
von Gesetzen. Im Jahr 1911 brach in China die Xinhai-Revolution aus, die zur
Gründung der Republik China (1912-1949) führte, in der sich Han, Mandschuren,
Mongolen, Hui, Tibeter und andere Nationalitäten vereinigten. Die Zentralregierung
führte die Verwaltung in Tibet weiter auf der in den Dynastien Yuan, Ming
und Qing gelegten Basis durch. Im Jahr 1912 richtete die Zentralregierung das
Amt für mongolische und tibetische Angelegenheiten ein (1914 umbenannt in
Rat für mongolische und tibetische Belange, das verantwortlich
war für die lokalen Angelegenheiten in Tibet. Ferner setzte die Zentralregierung
Beamte in Tibet ein. 1927 wurde in Nanjing die Nationalregierung der Republik
China gebildet, und zwei Jahre später setzte die Regierung eine Mongolisch-Tibetische
Kommission ein, die für die administrativen Angelegenheiten von Tibetern,
Mongolen und anderen nationalen Minderheiten zuständig war. Im Jahr 1940
errichtete die Nationalregierung der Republik China in Lhasa eine Vertretung der
Mongolisch-Tibetischen Kommission als ständiges Organ der Zentralregierung
in Tibet. Die tibetische Lokalregierung wählte mehrmals Beamte zur Teilnahme
an den Abgeordneten-Versammlungen der Nationalregierung der Republik China aus.
Während der Republik China gab es Unruhen im Inneren und Inovasionen von
außen, was die Zentralregierung schwächte. Trotzdem akzeptierten der
Dalai Lama und der Panchen Erdini weiterhin die ihnen von der Zentralregierung
verliehenen Titel. Als der 14. Dalai Lama Lhamo Dondrup 1940, sieben Jahre nach
dem Tod des 13. Dalai Lama, die Nachfolge antrat, wurde dies vom Vorsitzenden
der Nationalregierung der Republik China genehmigt. Die
Gründung des neuen Tibets Im Jahr 1949 wurde die Volksrepublik China gegründet.
Ausgehend von den historischen und aktuellen Verhältnissen beschloß
die Zentrale Volksregierung Richtlinien zur friedlichen Befreiung Tibets. Am 23.
Mai 1951 unterzeichneten die Vertreter der Zentralen Volksregierung und der tibetischen
Lokalregierung das Abkommen der Zentralen Volksregierung und der tibetischen
Lokalregierung über Maßnahmen zur friedlichen Befreiung Tibets,
ein 17-Punkte-Abkommen, das im wesentlichen aus zwei Inhalten bestand: Einerseits
bekräftigte es die Forderungen der Zentralen Volksregierung an die tibetische
Lokalregierung, die Volksbefreiungsarmee beim Einmarsch in Tibet aktiv zu unterstützen,
die Landesverteidigung zu verstärken, die Kräfte des Imperialismus zu
vertreiben, alle auswärtigen Angelegenheiten der Region Tibet von der Zentralen
Volksregierung einheitlich regeln zu lassen und die tibetischen Truppen Schritt
für Schritt in die Volksbefreiungsarmee einzugliedern. Andererseits wurde
darin versichert, keine Veränderungen des politischen Systems in Tibet und
der besonderen Stellung und Kompetenzen des Dalai Lama vorzunehmen, die Sitten
und Gebräuche der tibetischen Bevölkerung zu respektieren, die Religionsfreiheit
zu gewährleisten, gesellschaftliche Reformen durch Vereinbarungen mit der
tibetischen Führung durchzuführen und eine Politik der regionalen Autonomie
der Nationalitäten zu praktizieren. Der Dalai Lama und der Panchen Erdini
sandten dem Vorsitzenden der Zentralen Volksregierung, Mao Zedong, Telegramme,
in denen sie die Unterstützung des 17-Punkte-Abkommens zusagten und ihre
Entschlossenheit bekräftigten, die Einheit der Souveränität des
Vaterlandes zu verteidigen. Die geistliche und weltliche Bevölkerung Tibets
aller Ebenen und die tibetische Lokalregierung unterstützen das Abkommen
entschieden, hieß es im Telegramm des Dalai Lama. Von da an begann für
die tibetische Geschichte eine neue Phase. Im Jahr 1954 kamen der Dalai Lama
und der Panchen Erdini gemeinsam nach Beijing zur Teilnahme am 1. Nationalen Volkskongreß
der Volksrepublik China, auf dem der Dalai Lama zum Vorsitzenden und der Panchen
Erdini zum Mitglied des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses
gewählt wurden. Im Jahr 1956 wurde das Vorbereitungskomitee des Autonomen
Gebiets Tibet gegründet, dessen Vorsitz der Dalai Lama übernahm. Im
März 1959 entfesselten die meisten Galoins der tibetischen Lokalregierung
und eine reaktionäre Clique der Oberschicht eine bewaffnete Rebellion zur
Spaltung des Vaterlandes, zur Aufrechterhaltung der feudalistischen Leibeigenschaft
und zum Kampf gegen demokratische Reformen. Die Zentrale Volksregierung erteilte
der in Tibet stationierten Volksbefreiungsarmee den Befehl, die Rebellion entschieden
niederzuwerfen. Am 28. März gab Ministerpräsident Zhou Enlai Order,
die tibetische Lokalregierung aufzulösen. Mit den Befugnissen der Lokalregierung
wurde das Vorbereitungskomitee des Autonomen Gebiets Tibet betraut. Sodann entsprach
die Zentrale Volksregierung dem Willen des tibetischen Volkes, demokratische Reformen
durchzuführen und das feudale System der Leibeigenschaft abzuschaffen. Alle
Leibeigenen und Sklaven wurden befreit. Nach einer stabilen Entwicklung von einigen
Jahren wurde im September 1965 das Autonome Gebiet Tibet offiziell ins Leben gerufen. |