Die Religionen

Die meisten in Tibet lebenden Menschen sind Buddhisten, nur etwa 2000 bekennen sich zum Islam und etwa 600 zum Christentum.

Der tibetische Buddhismus Ab dem 7. Jahrhundert verbreitet sich der Buddhismus, aus Zentralchina und Nepal kommend, im damaligen Tubo, wo er zuerst beim Adel und später im ganzen Volk seine Anhänger fand. Er vermischte sich mit der ursprünglichen tibetischen Religion, der Bon-Religion, und so entstand die tibetische Form des Buddhismus, der Lamaismus, der dem Mahayana- (?Großes Fahrzeug)Buddhismus zuzurechnen ist.
Der tibetische Buddhismus besitzt Eigenarten, die der Buddhismus des chinesischen Binnenlandes nicht kennt, wie zum Beispiel die Reinkarnation der „Lebenden Buddhas“ Dalai Lama und Panchen Erdini. In einem langen Entwicklungsprozeß sind viele Sekten entstanden, so die Rote Sekte (Nying mapa), die Blumen-Sekte (Sakyapa), die Weiße Sekte (Kagyupa) und die Gelbe Sekte (Gelugpa), welche letztere -- vom Reformator Tsongkhapa gegründet -- die mächtigste und einflußreichste Sekte des tibetischen Buddhismus wurde.

Glaubensfreiheit wird geachtet und geschützt Es ist eine grundlegende Politik der chinesischen Regierung, die Glaubensfreiheit zu achten und zu schützen. Wie in den anderen Gebieten Chinas, so wird diese Religionsfreiheit auch im Autonomen Gebiet Tibet praktiziert. Jeder Bürger hat die Freiheit, sich zu einer Religion zu bekennen oder keiner Regligion anzugehören. Er hat die Freiheit, heute Atheist zu sein und morgen einer Religionsgemeinschaft beizutreten oder umgekehrt. Innerhalb einer Religion hat er die Freiheit, sich dieser oder jener Sekte anzuschließen.
Nach der friedlichen Befreiung Tibets haben die Organe aller Ebenen die Religionspolitik der Glaubensfreiheit gewissenhaft befolgt und damit bei der geistlichen und weltlichen Bevölkerung Anerkennung gefunden. Unter dem Schutz der Verfassung und der Gesetze des Staats genießt die tibetische Bevölkerung die volle Freiheit zur Entfaltung religiöser Aktivitäten.
Während der „Kulturrevolution“ (1966-1976) erfuhr die Religionspolitik in Tibet ebenso wie in anderen Landesteilen Chinas Rückschläge. Die Stätten und Einrichtungen, in denen die Gläubigen den religiösen Aktivitäten nachgingen, wurden schwer beschädigt. Nach dem Ende der „Kulturrevolution“ wurde die Politik der Glaubensfreiheit in Tibet wieder umfassend in die Tat umgesetzt. Religionsorgane wurden wiederhergestellt bzw. neu gegründet, zahlreiche Stätten für religiöse Aktivitäten wurden neu gebaut. Heute gibt es in Tibet über 1400 Gebetsstätten, so daß die Bedürfnisse der Gläubigen nach einer normalen Religionsausübung im wesentlichen befriedigt sind. Der Staat hat über 220 Mio. Yuan für den Wiederaufbau und für die Renovierung religiöser Stätten zur Verfügung gestellt. Renoviert wurden u.a. das im 7. Jahrhundert gebaute Kloster Jokhang, das im 8. Jahrhundert von den Tubo-Herrschern gebaute Kloster Tsug-gyeng und die vier bekanntesten Klöster Gelugpa-Sekte Drepung, Sera, Ganden und Tashilhunpo. 55 Mio. Yuan wurden allein in die Renovierung des Potala-Palastes investiert, die fünf Jahre dauerte. Für die Renovierung der Stupas und Opferhallen des 5., 6., 7., 8., und 9. Panchen Lama wurden 6,7 Mio: Yuan, 111 kg Gold, über 2000 kg Silber sowie eine Menge Perlen und Jewelen bereitgestellt. Nach dem Ableben des 10. Panchen Erdini im Januar 1992 stellte der Staat für den Bau eines Stupa und einer Opferhalle im Kloster Tashilhunpo weiteres Geld zur Verfügung. Ferner genehmigte die Zentralregierung, daß das Komitee für die demokratische Verwaltung des Klosters Tashilhunpo, des Hauptklosters der Panchen Lamas, zuständig ist für die Suche und Anerkennung der Reinkarnation des 10. Panchen Lama.

Religiöse Aktivitäten sind unabhängig Die tibetischen Religionsgemeinschaften organisieren selbständig und unabhängig die verschiedenen religiösen Aktivitäten. Die Buddhistische Gesellschaft Tibet, ein Zweig der buddhistischen Gesellschaft Chinas, hat ein Institut für buddhistische Lehre gegründet sowie Kurse für das Studium der buddhistischen Sutras in verschiedenen Klöstern und Tempeln eingerichtet. Jedes Jahr werden außerdem Lebende Buddhas und Novizen zur Fortbildung an die Chinesische Akademie für Buddhismus nach Beijing geschickt. Im Jahr 1984 hat die Regierung des autonomen Gebiets der Buddhistischen Gesellschaft Tibet das im Archiv in Lhasa aufbewahrte Werk „Gangyur“ geschenkt und eine Druckerei für buddhistische Schriften in Lhasa eingerichtet, wo dann Holzdruckstöcke hergestellt und das Werk in Tibetisch neu gedruckt wurde. Somit konnten die Sutras den buddhistischen Klöstern innerhalb und außerhalb Tibets zur Verfügung gestellt werden. 1985 gründete die Buddhistische Gesellschaft die in Tibetisch erscheinende Zeitschrift Der Tibetische Buddhismus. Heute gibt es im ganzen autonomen Gebiet über 34 000 buddhistische Mönche und Nonnen. Mehrere hunderte Persönlichkeiten des Buddhismus werden zu Abgeordneten der Volkskongresse und Mitgliedern der Politischen Konsultativkonferenzen des Chinesischen Volkes sowie zu Vorstandsmitgliedern der buddhistischen Gesellschaften aller Ebenen gewählt. Manche bekleiden auch Ämter in den Lokalregierungen. Die buddhistischen Organisationen und religiösen Persönlichkeiten in Tibet entwickelten freundschaftliche Beziehungen zu ausländischen Regligionsgemeinschaften. Besuche und Gegenbesuche, gemeinsame Forschungsarbeiten und ein reger wissenschaftlicher Austausch mit Buddhisten aus Dutzenden von Ländern sind an der Tagesordnung.