Medizin und Gesundheitswesen

Medizinisches Netz in Städten und Gemeinden Im alten Tibet gab es nur zwei öffentliche medizinische Anstalten mit primitiven Ausrüstungen in Lhasa. Heute sind medizinische Einrichtungen überall in den Städten und Gemeinden zu finden. Das autonome Gebiet verfügt über mehr als 1200 medizinische Anstalten, über 5200 Krankenbetten und fast 10 000 medizinische Fachleute. Durchschnittlich kommen auf je 1000 Personen 2,3 Betten und 2,1 Ärzte, was über dem durchschnittlichen Landesniveau liegt. Medizinische Einrichtungen ab Kreisebene sind meist mit Röntgengeräten, Elektrokardiographen, Ultraschallgeräten, Operationstischen und Krankenwagen ausgestattet.

Krankheitsvorbeugung und ärztliche Behandlung Die Regierung des Autonomen Gebiets Tibet folgt der Richtlinie „Vorbeugung an erster Stelle“ und verstärkt die allgemeine Untersuchung und die Bekämpfung endemischer Krankheiten und Infektionskrankheiten. Seit den 60er Jahren ist in Tibet kein Pocken-Fall mehr aufgetreten, und verschiedene endemische Krankheien und Infektionskrankheiten haben sich erheblich vermindert. Nach stationärer Behandlung sind mehr als 88% der Brucellosekranken geheilt worden, die Krankheit befindet sich jetzt im wesentlichen unter Kontrolle. Der endemische Kropf wird durch die Einnahme jodhaltigen Salzes und von Jodkapseln und -pillen bekämpft; die Erkrankungsziffer ist unter 8% gesunken. Medizinische Forschungsinstitute beschäftigen sich intensiv auch mit der Höhenkrankheit und haben dabei beachtliche Erfolge erzielt. Hinsichtlich der Rettung und Behandlung von Patienten, die an Höhen-Lungenödem, Höhen-Koma und chronischer Höhenkrankheit leiden, sind die tibetischen Mediziner international führend.
Systematische Impfungen gibt es in Tibet seit den 80er Jahren. Die Schutzimpfungen gegen spinale Kinderlähmung, Keuchhusten, Diphtherie, Wundstarrkrampf und Masern erreichten heite 85% aller Kinder. Ansteckende Krankheiten und die Kindersterblichkeit gingen in großem Maße zurück. Heute gibt es in Tibet mehr als 80 Sanitäts- und Quarantänestationen und -zentren. Mutterschutz und Kinderpflege finden ebenfalls verstärkte Beachtung. Im ganzen autonomen Gebiet bestehen 29 Stationen für Mutterschutz und Kinderpflege, 108 Krankenhäuser verfügen über Abteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe, 110 größere Gemeinden haben Abeilungen für Mutterschutz und Kinderpflege eingerichtet. Gebärmutterhals- und Scheidenentzündung sowie andere früher häufige Erkrankungen sind erfolgreich bekämpft. 50,8% der Gebärenden nehmen inzwischen neue Entbindungs-Hilfemethode an (in Lhasa 100%); die Sterblichkeitsrate der Schwangeren und Gebärenden sank von 50 Promille im Jahr 1959 auf 7 Promille, die Säuglingssterblichkeit ging von 430 Promille auf 91,8 Promille zurück.
Die ärztliche Behandlung von Angehörigen anderer nationaler Minderheiten ist allgemein kostenlos. Jahr für Jahr werden mehr Sondermittel eingesetzt, um die ärztliche Betreuung der Bauern und Hirten zu verbessern. Zur Zeit kann jeder Bauer und Hirte jährlich eine kostenlose ärztliche Betreuung im Wert von 15 Yuan in Anspruch nehmen. Je nach finanzieller Lage tragen die Bauern und Hirten einen Teil der Kosten für die medizinische Betreuung selbst. Die Kosten für die stationäre Behandlung schwerer Krankheiten und für Operationen trägt die Regierung.

Tibetische Medizin und Pharmazie Mit staatlichen Investitionen wurden das Krankenhaus des autonomen Gebiets für tibetische Medizin in Lhasa und weitere sechs Krankenhäuser für tibetische Medizin auf Bezirksebene gegründet. Außerdem verfügen manche Kreise über ein Krankenhaus für tibetische Medizin, und die meisten Krankenhäuser haben zumindest eine Abteilung für tibetische Medizin. Um die traditionelle tibetische Medizin weiterzuentwickeln, wurden das Institut für tibetische Medizin und das Forschungsinstitut für tibetische Medizin gegründet. Die Regierung unterstützt erfahrene alte Ärzte für tibetische Medizin, damit sie ihre wertvollen Erfahrungen niederschreiben können. Neu verlegt wurde das berühmte Werk der tibetischen Medizin „Medizinbuch in vier Bänden“. Zusammengestellt und publiziert wurden ferner Dutzende von Lehrbüchern und Fachwerken wie „Sämtliche Wandkarten für das Medizinbuch in vier Bänden“, „Medizinische Enzyklopädie ?Band tibetischer Medizin“, „Physiologie“, „Pathologie“, „Pharmakologie“, „Diätetik“ und „Neu bearbeitete tibetische Heilkunde“. Forscher haben mehr als 1000 Heilkräuter hinsichtlich deren medizinischen Zusammensetzung, Funktion, Verwendungsmodalität und Dosierung analysiert und dadurch die tibetische Medizin in Richtung Standardisierung und Verwissenschaftlichung weiterentwickelt. Heute gibt es im Autonomen Gebiet Tibet drei größere pharmazeutische Fabriken. Manche Krankenhäuser und Abteilungen für tibetische Medizin stellen auch selbst Arzneien her. Eine lange Tradition haben Arzneien wie „Trodru aus 70 Ingredienzien“ und „Changjor“, deren einzigartige Heilwirkungen bei vielen Krankheiten durch Analysen und klinische Anwendungen bestätigt werden konnten.