Kulturwesen
Tibetische Kultur Die Kultur der tibetischen Nationalität ist bis in die
Zeiten der Reiche Tubo und Zhang Zhung vor mehr als tausend Jahren zurückzuverfolgen.
Die chinesische Regierung fühlt sich seit jeher dem Schutz und der Entwicklung
der tibetischen Kultur verpflichtet. Seit den 80er Jahren legt die Regierung des
autonomen Gebiets den Schwerpunkt auf die Weiterführung und Entwicklung der
hervorragenden Traditionen der nationalen und volkstümlichen Kultur und auf
die Bewahrung der kulturellen Vollständigkeit. Sie hat zahlreiche Experten
eingesetzt, um das Kulturerbe der tibetischen Nationalität auf allen Gebieten
zu retten. Die tibetische Kultur hat sich nicht zuletzt durch eine ständige
Assilimierung kultureller Errungenschaften anderer Nationalitäten Chinas
und der Welt entwickelt. In allen Bereichen, ob Dichtkunst oder Theater, bildende
Kunst oder Fotografie und Film, gibt es heute bedeutende Werke. Aufführungen
von tibetischem Gesang und Tanz sowie tibetischen Opern und Ausstellungen von
Kulturschätzen sowie von Werken der bildenden Kunst und der Fotografie finden
in allen Landesteilen Chinas und vielen Ländern der Welt statt. So erfährt
man im In- und Ausland immer mehr über den Stil und Stand der heutigen tibetischen
Kultur. Das autonome Gebiet verfügt jetzt über 10 Profi-Ensembles
und mehr als 150 Ensembles von Amateuren. Es gibt sechs Klubs für künstlerische
Bestätigungen, eine Kunstfachschule, ein Forschungsinstitut für Kunst,
eine Ausstellungshalle und über 650 Fimvertriebs- und vorführstellen.
Das Herzstück der Bibliothek des Autonomen Gebiets Tibet ist fertiggestellt.
Ein Tibet-Museum befindet sich im Bau. Zum Verband der Literatur- und Kunstschaffenden
des Autonomen Gebiets Tibet gehören neun Vereine für Schriftsteller,
Dramatiker, Tänzer, Volkskünstler, Quyi-Spieler (Quyi ist eine volkstümliche
Form der Gesangs- und Vortragskunst und umfaßt Balladensingen, Geschichtenerzählen,
komische Dialoge und Reime zu Bambusklapperbegleitung) und Fotografen sowie Kalligrafen.
Von den fast 1000 Mitgliedern gehören über 50 auch dem nationalen Verband
der Literatur- und Kunstschaffenden Chinas an. In den letzten Jahren wurden in
Tibet eine Dolmetscher- und Übersetzergesellschaft, ein Brauchtumsverein
und eine Forschungsgesellschaft für die gegenwärtige Kultur des autonomen
Gebiets gegründet.
Alte Schriften und Literatur Vor den 60er Jahren wurden tibetische und chinesische
alte Schriften und Werke der Literatur weder systematisch gesammelt und geordnet
noch veröffentlicht. Die Folge war, daß vieles verloren ging. 1985
gründete die Tibetische Akademie der Sozialwissenschaften den ihr angehörigen
Verlag für alte Bücher tibetischer Sprache und das tibetologische Lektorat
für Literatur chinesischer Sprache, deren Aufgabe das Sammeln, Ordnen, Zusammenstellen
und Herausgeben tibetischer und chinesischer alter Schriften und Literatur ist.
Inzwischen wurden über 200 Bücher mit einer Auflage von über eine
Million Exemplaren verlegt, darunter einzigartige Kostbarkeiten wie handschriftliche
Werke. Archäologie und Ausgrabungen Die aus der Steinzeit stammenden
Funde in Tibet wurden alle nach dem Jahr 1951 entdeckt. Bis heute stieß
man auf fünf Fundstätten der Altsteinzeit, auf 28 der Mittelsteinzeit
und auf 20 der Jungsteinzeit. Ferner entdeckte man über 20 Gräberansammlungen
mit mehr als 2000 Gräbern aus der Tubo-Zeit. Fundstätten aus der Altsteinzeit
sind Sure im Kreis Tingri, Zhuluole im Kreis Xaintza, Zabu im Kreis Rutog und
Hor im Kreis Burang; Überreste aus der Mittelsteinzeit fanden sich in Ngaqu,
Xaintza, Shuanghu und Bangoin in Nordtibet sowie in Nyalam, in Rudog im Bezirk
Yali und in Karub im Kreis Qamdo; zu den Fundstätten aus der Neusteinzeit
gehören Karub in Qamdo, Yunxin, Hongguang, Jumu und Jialama in Nyingchi,
Baibung und Maniweng in Medog, das Dorf Qugong in Norden von Lhasa, das Dorf Qingba
im Kreis Nedong und Zaba im Bezirk Ngari.
Denkmalschutz Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre wurde in Tibet eine Untersuchungsgruppe
für Kulturschätze eingesetzt, die sich mit Ruinen, alten Bauten, Grabstätten,
Gedenksteinen und Felsenschnitzereien beschäftigte. Danach erfolgte die Gründung
einer speziellen Institution für die Kulturdenkmalverwaltung. Seither wurden
Tausende gesammlter Kulturgegenstände registriert, darunter sind seltene,
auf Pattrablättern geschriebene Sutren, ein mit Perlen geschmücktes
Thangka, das sich heute im Kloster Changzhug befindet, kaiserliche Belehnungsedikte
für tibetische Beamte von allen Zentralregierungen seit der Yuan-Zeit, andere
kaiserliche Edikte, Spiegel, vergoldete Urkunden, mit Inschriften versehene Tafeln,
kaiserliche Belohnungen wie Jewelen und andere Gegenstände, Papiergeld aus
der Yuan-Zeit, Akten und Briefe, die jede tibetische Regierung und die Oberhäupter
aller tibetischen Bezirke der Zentralregierung vorlegten, sowie zahlreiche Stein-
und Bronzeabreibungen, Wandmalereien und Ahnentafeln. Um die wertvollen Kulturgegenstände
zu schützen, hat die chinesische Regierung in den Jahren 1961, 1982 und 1988
insgesamt 13 Kulturdenkmäler des Autonomen Gebiets zu Schwerpunkten des nationalen
Denkmalschutzes erklärt. Die tibetische Regierung hat weitere elf Kulturdenkmäler
als Schwerpunkte des Denkmalschutzes auf der Gebietsebene festgelegt. Heute
sind die restaurierte denkmalgeschützten Sehenswürdigkeiten für
in- und ausländische Touristen zugänglich. Die geschützten religiösen
Denkmäler sind das ganze Jahr hindurch für Pilger geöffnet. Die
Abteilungen für Denkmalschutz haben inzwischen verschiedene Ausstellungen
tibetischer Kulturgegenstände in Ländern und Gebieten Asiens, Europas
und Amerikas veranstaltet.
Forschung in Tibetologie Außer dem Chinesischen Institut für Tibetologie,
das 1986 in Beijing gegründet wurde, gibt es heute in Tibet und anderen Landesteilen
mehr als 50 tibetologische Forschungsinstitutionen. Sie befassen sich mit zahlreichen
Themen wie den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungsstrategien
in Tibet, der tibetischen Geschichte, alten Sutren und religiösen Schriften.
Diese Institute geben in Tibetisch, Chinesisch und Englisch über 30 Zeitschriften
heraus, darunter Studien zu Tibet, Der tibetische Buddhismus,
Die Gesellschaftsentwicklung in Tibet, Erforschung tibetischer
Kunst, Kultur auf dem Schneeland, Chinas Tibetologie
und Chinas Tibet. Im Zuge umfangreicher Untersuchungen von den
50er bis 70er Jahren haben Tibetologen eine große Menge von Dokumenten und
Materialien gesammelt und die Forschungsbereiche immer mehr ausgeweitet. Sie umfassen
heute Politik, Wirtschaft, Nationalitäten, Geschichte, Religion, Philosophie,
Sprache und Schriften, Literatur, Kunst, Geographie, Erziehung, Rechtswesen, Archäologie,
Sitten und Gebräuche, Medizin und Arzneien, Zeitrechnungsmethoden, Qigong
und kunstgewerbliche Technologien. Bis Ende 1994 wurden über 1000 wissenschaftliche
Abhandlungen und Dutzende von akademischen Monographien veröffentlicht sowie
mehr als 30 Werke übersetzt und herausgegeben. Allein im Autonomen Gebiet
Tibet arbeiten mehr als 10 tibetologische Forschungsinstitutionen wie die Akademie
für Sozialwissenschaften und die Tibetologengesellschaft Tibets. Der tibetischen
Akademie für Sozialwissenschaften unterstehen Forschungsinstitute für
Nationalitäten, Religion, Sprachen und Schriften sowie für Informationen
und der Verlag für alte Bücher in tibetischer Sprache.
Kulturaustausch mit dem Ausland Seit den 80er Jahren kommt es mehr und mehr zum
Kulturaustausch zwischen Tibet und dem Ausland. Durch gegenseitige Besuche, den
Austausch von Büchern und Materialien, unterschiedliche Aufführungen
und Symposien wurde die Zusammenarbeit mit ausländischen Kulturkreisen, Forschungsinstituten
und Organisationen verstärkt. Die Gesellschaft des Autonomen Gebiets Tibet
für den Kulturaustausch hat Gastvorstellungen von Gesangs- und Tanzensembles
und Opern-Ensembles in Ländern und Gebieten wie den USA, Kanada, Großbritannien,
Frankreich, Deutschland, Italien, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden,
Nepal, Singapur sowie Hong Kong, Macao und Taiwan organisiert sowie Ausstellungen
von Kulturgegenständen, Fotoausstellungen, Ausstellungen der bildenden Kunst
und Filmwochen in Japan, Italien und Ländern Südostasiens vermittelt.
Tibetische Kulturexperten und buddhistische Gelehrte sind mehrmals auf Einladung
zu Gastvorträgen nach Österreich, Frankreich, Thailand, Norwegen und
Sri Lanka gereist. Das Autonome Gebiet Tibet hat Vereinbarungen über gemeinsame
wissenschaftliche Forschungen und kulturellen und akademischen Austausch mit Organisationen
von Ländern wie Ungarn, Kanada, Deutschland, Italien und Österreich
getroffen und mehr als 130 Wissenschaftler aus 14 Ländern und Gebieten in
Tibet empfangen, die hier Forschungen betrieben und über Kooperationsprojekte
sprachen. 1987 fand in Ungarn das Internationale Symposium über Tibetologie
statt, an dem sich auch Gelehrte aus Tibet beteiligten. Auch was die naturwissenschaftliche
Forschung und die Forschung in manchen Grenzwissenschaften betrifft, wird die
Zusammenarbeit des Autonomen Gebiets Tibet mit entsprechenden ausländischen
Institutionen und internationalen Organisationen weiter ausgebaut.
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