Literatur
und Kunst Das
Epos Biographie des Königs Gesar Dieses volkstümliche Heldenepos
im Sing- und Erzählstil ist die längste Heldenepos der Welt. Gesar war
der legendäre König des Reiches Ling. Das Epos handelt von zahlreichen
Heldengestalten mit Gesar an der Spitze. Über Jahrhunderte wurde es mündlich
weitergegeben. In Lhasa, Xigaze und im Bezirk Dege in der Provinz Sichuan gab
es in Holzplatten geschnittene Texte des Epos, und außerdem existierten
einige handgeschriebene Kopien. Die Geschichte um die Gestalt von Gesar beschäftigten
Maler, Holzschnitzer und Bildsticker. Auch als Drama und für Gesang und Tanz
wurde das Epos bearbeitet. Für das Studium des Epos wurde ein spezielles
Forschungsinstitut in Tibet gegründet, das zu den kulturellen Schwerpunktprojekten
des Staates zählt. Seit 1979 hat man insgesamt 180 Gesangs- und Erzählversionen,
55 in Holz geschnittene Kopien und über 3000 Kassetten von Tonaufnahme der
von Volkskünstlern erzählten und gesungenen Geschichten gesammelt. Voraussichtlich
können 80 Bände mit etwa einer Million Verszeilen oder 15 Millionen
chinesischen Schriftzeichen zusamengestellt werden. Bislang sind 20 Bände
veröffentlicht. Tibet-Theater
Das tibetische Theater ist eine Form der Aufführung von Geschichten durch
Gesang und Tanz. Überlieferungen nach wurde es Anfang des 15. Jahrhunderts
von dem Mönch Thangtong Gyalpo erschaffen. Später fanden mit Unterstützung
des 5. Dalai Lama regelmäßig Theaterfeste im Kloster Drepung statt.
Bei den Aufführungen werden Singen, Tanzen und akrobatische Geschicklichkeiten
miteinander verbunden. Die acht traditonellen tibetischen Theaterstücke sind
Prinzessin Wencheng, Prinz Norsang, Drowa Sangmo,
Sukyi Nyima, Nangsa Oinbum, Padma Obar, Donyo
und Dondrup und Trimed Kundan, deren Inhalte meistens historischen
Ereignissen, geschichtlichen Aufzeichnungen und Geschichten aus buddhistischen
Sutren entstammen. Gesang
und Tanz Die Tibeter sind großartige Sänger und Tänzer. Meistens
tanzt man in Tibet nach bekannter Volksmusik. Es gibt sowohl gemächliche
Tänze voller Grazie, als auch lebhafte bis ungestüme Tänze. Zu
den bekanntesten der vielen tibetischen Tanzformen zählen der Tanz im Kreis,
bei dem zum Takt mit den Füßen gestampft wird, der Steptanz, der wegen
der Wechsel im Rhythmus ein hohes Maß an Konzentration erfordert, der Tanz
Dage (Lobgesang) im Stil des Kaiserhofs, der anmutige Xianzi-Tanz,
zu dem die Xianzi, eine Art chinesischer Geige, gespielt wird, der Reba-Tanz zum
Klang von goldenen Glocken und Silbertrommeln, der Riesentrommeltanz (Westtibet)
und der Hüfttrommeltanz (Osttibet). Bildende
Kunst Tibetische Maler und Bildhauer haben seit alters vorzügliche Kunstwerke
geschaffen. Die traditionelle tibetische bildende Kunst läßt sich,
was die verwendeten Materialien und die Art der Gestaltung betrifft, in folgende
Kunstwerke unterglieder: -- Wandmalereien Sie schmücken Klöster und
Paläste, und ihre Motive umfassen neben Buddhas und einer Vielzahl von religiösen
Szenen, auch Schilderungen aus dem wirklichen Leben wie Bauarbeiten und andere
Tätigkeiten, Krieg, Jagd, Gesang und Tanz und Sportwettkämpfe. Und immer
wieder haben die Künstler mit viel Phantasie das Himmelreich und die Hölle
sowie Götter und Dämonen dargestellt. -- Statuen Mit unterschiedlichsten
Materialien wie Metall, Ton, Stein, Holz, Zanba, Yakbutter und Muschelschalen
schufen und schaffen tibetische Künstler Figuren von Buddhas, Yamaraja, Wächtern
und Vajra. -- Thangkas Dies sind gestickte oder gemalte Rollbilder aus Seide
oder anderem Stoff oder aus Papier. Im Kloster Changzhug von Lhoka gibt es ein
mit Perlen eingelegtes Thangka. -- Schnitzereien Schnitzereien und Reliefs
finden sich oft auf Felswänden, Sutrenplatten und Steinplatten, aber auch
auf Gegenständen aus Knochen oder Metall, auf Kultgeräten und an antiken
Bauten. Darunter gibt es Schnitzereien im Kaiserhofstil sowie volkstümliche
Schnitzereien in einem freien und unbefangenen Stil. In den meisten Fällen
sind die Darstellungen je nach der Art des Materials kräftig, fließend
und geschickt ausgeführt. -- Masken Es gibt Masken von Menschen, Göttern
und Tieren. Neben Masken für tibetische Opern kennt man die sogenannten Qam-Masken
für religiöse Tänze und Masken von Figuren aus Volksgeschichten.
Bei den Menschenmasken werden die Gesichtszüge und Mienen der unterschiedlichen
Figuren sehr betont dargestellt, damit man sofort erkennen kann, ob es sich um
einen raffgierigen oder humorvollen Charakter handelt. Tiermasken sind meistens
Darstellungen von Hirschen, Yaks, Schafen und Vögeln. -- Kunstgewerbe
Volkstümliche Bauwerke, Gewänder, Möbelstücke, Werkzeuge und
andere Gebrauchsartikel werden mit verschiedenen Mustern bemalt, bestickt oder
eingeschnitzt. Schürzen, Wandteppiche, Teppiche, Silberschüsseln, Messerschneiden,
Weinkannen und Sättel werden mit Bildern und Mustern in leuchtenden Farben
geschmückt. -- Skulpturen aus Yakbutter Sie werden vor allem während
des Laternenfestes in Lhasa und anderen Orten hergestellt, und zwar sowohl in
Klöstern als auch von der einfachen Bevölkerung. Zuerst wird die Yakbutter
mit Eiswasser gleichmäßig geknetet, dann werden verschiedene Mineralfarbstoffe
hinein gemischt. Mit der so vorbereiteten Butter werden auf Holzplatten Blumen,
Gebäude, Tiere, Menschen- und Buddhafiguren geformt. |