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Chinas Bankwesen in der Reform

Ein Arbeitsplatz in einer staatseigenen Bank wurde einst als "Goldene Reisschüssel" -- eine stabile und lebenslange Einkommensquelle -- bezeichnet. Aber heute sind Personalabbau und Entlassungen ein allgemeines Phänomen, während die Staatsbanken sich bemühen, ihren Reformzeitplan einzuhalten.

"Von 1998-2002 haben die vier staatseigenen Geschäftsbanken etwa 45.000 Filialen geschlossen, davon etwa 1.800 Filialen auf Kreisebene, außerdem haben sie 250.000 Angestellte entlassen", berichtet Tang Shuangning, stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Kontrolle und Verwaltung des chinesichen Bankwesens, der Bankenaufsicht Chinas.

Die vier Banken sind die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), die Agricultural Bank of China (ABC), die Bank of China (BOC) und die China Construction Bank (CCB).

Personalabbau, Erhöhung der Effizienz und Börsennotierung sind drei wichtige Maßnahmen zur Reorganisation der Banken. Einem Verantwortlichen der CCB zufolge ist derzeit die ganze Bankbelegschaft -- von den Leitern der verschiedenen Abteilungen der Hauptniederlassung bis zu allen Angestellten der Filialen auf verschiedenen Ebenen -- mit einer "beispiellosen" Personalumstrukturierung konfrontiert. Ende August 2003 wurden sechs Abteilungsleiter der Hauptverwaltung zurückgestuft, während neun Angestellte niederen Rangs befördert wurden. Diese Reform in der Beschäftigungsstruktur ist auch in einigen Filialen auf Provinzebene testweise durchgeführt worden, was auch Veränderungen in den Bereichen Beschäftigungs-, Lohn- und Arbeitssystem gebracht hat.

"Arbeitslosigkeit ist jetzt eine reale Gefahr für unfähiges Managementpersonal, ganz zu schweigen von einfachen Angestellten. Filialen, die keine Gewinne machen können, werden wahrscheinlich in naher Zukunft geschlossen werden", sagte er abschließend.

Jiang Jianqing, dem Präsidenten der ICBC zufolge ist seine Bank entschlossen, Filialen, die rote Zahlen schreiben, zu schließen. Die ICBC hat Ende 2002 nahezu 20.000 Filialen geschlossen und allein im Jahr 2000 landesweit etwa 70.000 Angestellte entlassen.

Nachdem sie im Jahr 2002 141 Filialen geschlossen und 5.200 Angestellte freigesetzt hatte, plante die BOC im letzten Jahr, erneut 88 Filialen zu schließen und weitere 5.000 Angestellte zu entlassen. Einem Verantwortlichen der Personalabteilung der BOC zufolge lagen die meisten geschlossenen Filialen in dicht bevölkerten Gebieten und die Entlassenen waren meistens älter und schlecht geschult.

Im Zuge des Personalabbaus haben einige Banken begonnen, mit ihren Angestellten Jahresverträge zu unterzeichnen. Dabei werden diejenigen, die den Erwartungen des Arbeitsplatzes nicht gerecht werden können, entlassen.

Es scheint, dass die Tage der "Goldenen Reisschüssel" zu Ende gegangen sind. Am 24. Oktober 2003 veröffentlichte der Asian Banker, eine Zeitschrift aus Singapur, eine Liste mit 300 asiatischen Banken, die im Jahr 2003 als die Top-Handelsbanken der Region galten. Die BOC rangierte an 100. Stelle, die ICBC an 157. Stelle und die ABC und CCB an 176. Stelle.

Ein Analyst des Asian Banker sagte, dass die Zeitschrift ihre Rangordnung auf vier Kriterien, nämlich die konventionelle Vermögenskalkulation -- finanzielle und Operationskennziffern, die Vermögensqualität, die Verbesserung der Gewinnspannen und das Vermögen im Vergleich zum vorhergehenden Jahr basiert habe.

Wenn nur die Vermögensgröße gemessen würde, würden die vier Banken einen Platz unter den 10 Top-Banken Asiens einnehmen. Die Rangordnung der "stärksten Banken" spiegelt jedoch die schwache Leistung der Staatsbanken in der Rentabilität wider.

Das Problem liegt vor allem darin, dass die staatseigenen Banken immer noch marode Staatsunternehmen mit Krediten versorgen müssen. Im September 2003 belief sich die Summe der notleidenden Kredite auf 18,7% aller Bankkredite Chinas. Die notleidenden Kredite der vier größten Banken machten 21,4% aller ihrer vergebenen Kredite aus.

Im Vergleich dazu hatten die in China operierenden ausländischen Banken deutlich geringere Außenstände. Die Citi Bank und die Hong Kong and Shanghai Banking Corp. (HSBC) registrierten einen Anteil von 2,7% bzw. 3% an notleidenden Krediten. Die notleidenden Kredite lasten schwer auf den chinesischen Banken, insbesondere auf den vier staatseigenen Kommerzbanken, und schwächen ihre Konkurrenzfähigkeit auf dem Markt.

In Übereinstimmung mit den Zusagen zur WTO-Mitgliedschaft, soll das Land bis zum Jahr 2006 sein Bankwesen nach außen öffnen und ausländischen Banken erlauben, mit ihren chinesischen Konkurrenten fair zu konkurrieren.

"Wenn wir die Konkurrenzfähigkeit der chinesischen Banken durch die Durchführung tiefgehender Reformen bis zum Jahr 2006 nicht erhöhen können, wird die Kluft zwischen ihnen und den ausländischen Banken größer werden", warnt Tang.

Größere Aufmerksamkeit wird der wahren Absicht hinter dem großangelegten Personalabbau der vier Staatsbanken geschenkt: Sie möchten an die Börse gehen. Im Mai 2000 schlug Zhou Xiaochuan, ehemaliger Vorsitzender der Kommission für Kontrolle und Verwaltung des chinesischen Wertpapiermarktes, der Börsenaufsicht Chinas, in einem Artikel, der in der Volkszeitung (Renmin Ribao) veröffentlicht wurde, vor, dass staatseigenen Banken erlaubt werden sollte, sich an der Börse zu notieren. Dies war der erste Aufruf eines hochrangigen Beamten für die Börsennotierung der chinesischen Banken.

Kurz danach erklärte Dai Xianglong, ehemaliger Präsident der Chinesischen Volksbank (Zentralbank): "Staatseigenen Banken wird erlaubt, sich umzustrukturieren und zu staatseigenen Holdingbanken zu werden." Seither ist die Börsennotierung eines der wichtigsten Ziele der chinesischen Banken geworden. Ihre notleidenden Kredite haben die vier staatseigenen Geschäftsbanken jedoch aus dem Rennen geschlagen, da sie eine der wichtigen Voraussetzungen, dass der Anteil an notleidenden Kredite nicht mehr als 10% am Gesamtvolumen aller gewährten Kredite einer Bank betragen darf, nicht erfüllen.

Erfreulicherweise sind die notleidenden Kredite der vier größten Banken in den Jahren 2002 und 2003 zurückgegangen. Alle vier Banken haben Pläne für einen Börsengang ausgearbeitet. Die CCB, z. B. hat im Februar 2003 dem Staatsrat ihren Plan zur Börsennotierung zur Überprüfung vorgelegt. Er wurde jedoch nicht genehmigt, da die Bank nicht ausreichend vorbereitet war.

Auch die BOC hat Vorbereitungen für ihren Plan einer Börsennotierung im Jahr 2005 getroffen. Um die Erfüllung des Plans zu gewährleisten, verkündete die Bank im März 2003, die notleidenden Kredite vor Ende 2004 auf 15% aller gewährten Kredite zu reduzieren, während sie die Eigenkapitalrendite auf 8% und ihre Gesamtkapitalrentabilität auf 0,7% sowie die Gewinne nach Steuern auf 20 Mrd. Yuan (2,42 Mrd. US$) zu steigern.

Die ICBC hat bekannt gegeben, die Börsennotierung zwischen 2006 und 2007 anzuvisieren. Die ABC betonte lediglich „große Anstrengungen“ zur Reduzierung ihrer notleidenden Kredite unternehmen zu wollen. Experten sind der Ansicht, dass die Unentschiedenheit der ABC in Sachen Börsennotierung in erster Linie an ihrem schlimmen Vermögenszustand liegt.

(CRI/ China.org.cn, 14. April 2004)

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