Das Ily-Tal in Xinjiang

Das Ily-Tal im nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang ist eines der attraktivsten Reiseziele in der Region - mit idyllischer Landschaft wie aus dem Bilderbuch und einzigartigen Sitten und Gebräuchen der dort lebenden nationalen Minderheiten.

Das Ily-Tal befindet sich im Nordwesten des Autonomen Gebiets. Wenn man von Ily aus etwa 60 Kilometer weiter nach Westen fährt, ist man an der kasachischen Grenze.

In Ily leben etwa 20 ethnische Gruppen miteinander. Zentrum ist der Basar, wie der Markt auch von den Uiguren genannt wird. Der Basar in Yining, dem Zentrum der Ily-Region – ist ein Treffpunkt und Schauplatz verschiedener Kulturen sowie Bräuche der unterschiedlichen ethnischen Gruppen.

Wie gesagt, Yining ist das politische und wirtschaftliche Zentrum der Gegend. Russische Architektur hat das Stadtbild von Yining beträchtlich beeinflusst. Wer auf der Straße in Yining flaniert, der spürt sicherlich oft einen Hauch russischen Flairs.

Die Ily- Region ist bekannt durch den Ily-Fluss, etwa 16 Kilometer südlich der Stadt Yining. Der Fluss entspringt im Tianshan-Gebirge. Aus diesem Gebirge, das wörtlich übersetzt Gebirge des Himmels heißt – fließt der Strom nach Westen durch das Ily-Tal und mündet schließlich in den Balkhasch-See in Kasachstan. Am Ily-Fluss gewinnt man einen perfekten Blick auf die abwechselungsreiche Landschaft an beiden Ufern – die herrlichen mit Schnee bedeckten Gipfel und die üppigen Wälder. Für Maler, Regisseure und Fotografen gibt es kaum einen anderen Ort, als die Ily-Brücke, wenn man beeindruckende Bilder von einem Sonnenuntergang braucht.

Besucher können von der Ily-Brücke aus per Bus zu einem weiteren Ziel fahren – zum Sayram-See im Westen des Tianshan-Gebirges. Nach 2 Stunden Busfahrt ist man dann dort – am wunderschönen Sayram-See. "Sayram" kommt aus der kasachischen Sprache und bedeutet "Segnen". Der See liegt etwa 2000 Meter über dem Meeresspiegel und ist der am höchsten gelegene See in Xinjiang. Der See ist 450 Quadratkilometer groß und im Durchschnitt 85 Meter tief, und die durchschnittliche Wassertemperatur liegt bei 5 Grad Celsius.

Das ruhige und kristallklare See-Wasser erstreckt sich bis in die Ferne. Wenn man am Ufer steht und auf den See hinaus schaut, dann scheint es, als ob am Horizont Himmel und See nahtlos ineinander übergehen...

Rund um den See liegen große Weiden für kasachische und mongolische Hirten. Auf dem riesigen Grasland stehen Jurten, überall grasen Schafe und Kühe.

Die Gegend um den Sayram-See wird jeden August zu einem Meer der Freude und Fröhlichkeit, wenn die Mongolen ihr traditionelles Nadam-Fest veranstalten. Leute in traditioneller Tracht kommen auf den Markt am See und beteiligen sich an Unterhaltungs- und Sportwettbewerben - wie Ringen, Bogenschießen und Pferderennen. Egal, ob Einheimische oder Touristen, alle haben beim Nadam-Fest Riesen-Spaß. Die freundliche und ausgelassene Stimmung beim Nadam ist einladend – und ansteckend.

Unweit des Sayram-Sees findet sich eine andere Sehenswürdigkeit, die wir Ihnen sehr gerne empfehlen möchten – und zwar das "Obst-Tal". Das Tal ist ein enger Pass und verbindet Ily mit der überigen Welt. Das Tal ist nicht nur durch seine reizvolle Landschaft bekannt. Wie der Name verrät, hat sich das Tal als Obst-Garten einen Namen gemacht. Besonders wachsen hier viele Apfelbäume. Und Apfel aus dem Obst-Tal gehört zu den wichtigsten Exportgütern Ilys.

Wir fahren aus dem Obst-Tal mit dem Bus weiter in Richtung Nordwesten. Unser Ziel ist die Altstadt Huiyuan. Die Stadt wurde in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts erbaut und war in der Qing-Dynastie das Verwaltungszentrum von ganz Xinjiang.

Vier Prachtstraßen führen aus dem Stadtzentrum zu den vier Stadttoren in alle vier Himmelsrichtungen. An jeder Ecke der über 5 Meter hohen Mauern steht ein Wachturm, und genau in der Mitte der Glocken- und Trommelturm. Auf dem Turm gewinnt man einen Überblick über die ganze Altstadt.

Das alte Verwaltungszentrum Huiyuan selbst ist eine verkleinerte Ausgabe der von hier ganz weit im fernen Osten liegenden kaiserlichen Hauptstadt Beijing. Und im Osten von Huiyuan, also ein paar Schritte näher dran am kaiserlichen Beijing, lag die Residenz des Garnisonsgenerals. Die Wohnzimmer, die Büros, die Gärten und die Korridore - alles ist im Originalzustand erhalten.

Früher war Ily weniger bekannt als andere Reiseziele in Xinjiang, denn die Region lag tief eingeschlossen im Tianshan-Gebirge und hatte kaum Verbindung mit der Außenwelt. Und auch wenn bis heute keine Eisenbahn in das Ily-Tal führt - eine Reise nach Ily ist nicht kompliziert. Wer erst einmal in Urumqi, der Hauptstadt des Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang, gelandet ist, kann von dort aus entweder weiter fliegen nach Yining oder mit dem Bus dorthin fahren.

(China.org.cn, 26. April 2004)