Wachsendes Interesse an Deutschlandreisen

Deutschland, das ungefähr 10 Flugstunden von China entfernt liegt, wird zusehends ein begehrtes Reiseziel unter chinesischen Urlaubern. Immer mehr Chinesen, vor allem Besserverdienende und jüngere Leute, planen eine Deutschlandreise. Sie wollen in einer Gruppe oder auf eigene Faust die Märchenstraße erkunden oder die Geburtsorte so berühmter Persönlichkeiten wie Johann Wolfgang Goethe, Karl Marx oder Johann Sebastian Bach besuchen. Vor ein paar Jahren war eine Deutschlandreise, die etwa 2.000 Euro kostet, für chinesische Privatreisende noch kaum denkbar.

Das wachsende Interesse chinesischer Urlauber an Deutschland kommt in erster Linie aus dem immer reger werdenden Austausch zwischen China und Deutschland. In einem Interview mit Radio International sagte der Leiter des Beijinger Büros der Deutschen Zentrale für Tourismus e.V. (DZT), Xu Shengli: „Die chinesische Volkswirtschaft hat sich im März und April 2004 gut entwickelt. Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und Europa und insbesondere mit Deutschland werden immer reger. Im Durchschnitt wuchs die Zahl der chinesischen Besucher in Deutschland im ersten Quartal 2004 um rund 10 Prozentpunkte.“

Die deutsche Tourismusindustrie will nun den chinesischen Markt intensiver erschließen. Durch Messen und Werbung sollen so chinesische Urlauber gewonnen werden. Das Beijinger DZT-Büro beteiligt sich dieses Jahr an mehreren Messen und Veranstaltungen in China, um das Reiseland Deutschland bekannter zu machen. Xu Shengli: „Wir werden in diesem Jahr an vielen Messen und Ausstellungen teilnehmen. Wie etwa der Dienstleistungsmesse und der Tourismusmesse in Shanghai. Darüber hinaus bieten wir auch eine chinesischsprachige Broschüre mit einem Umfang von etwa 100 Seiten an. Zielgruppen sind die Besserverdienenden und jüngere Leute, die Fremdsprachen beherrschen und individuell nach Deutschland reisen möchten.“

Durch eine erfolgreiche Marketingstrategie und vor allem einen engeren Austausch zwischen beiden Ländern wird der Strom chinesischer Besucher nach Deutschland voraussichtlich weiter zunehmen. Xu Shengli: „Wir erwarten eine sehr dynamische Steigerung im 2. Jahresquartal. Der erste Höhepunkt liegt in den Monaten Juli und August, wenn in China Sommerferien sind. Im Sommer bekommt der Tourismus außerdem noch einen weiteren Impuls, da dann einige Fluggesellschaften neue Verbindungen nach Europa anbieten. Der zweite Höhepunkt in diesem Jahr wird voraussichtlich die erste Oktoberwoche, die sogenannte ‚Goldene Woche’.“

Das Beijinger Büro der DZT ist im November 2001 eröffnet worden. Es ist die zweite Vertretung der DZT in China. Das erste Büro in China wurde 1996 in Hongkong eröffnet.

Für die deutsche Tourismusindustrie ist der chinesische Markt sehr attraktiv. Statistiken zufolge sind die Besucher aus der Volksrepublik mit 468.000 Übernachtungen hinter den USA und Japan der drittwichtigste Überseemarkt für Deutschland weltweit. Nach einer Prognose der World Tourism Organisation werden bis zum Jahr 2020 ca. 100 Millionen Chinesen jedes Jahr ins Ausland reisen.

Seit 2002 gehört Deutschland zu den so genannten ADS-Zielländern. Diesen Ländern billigt die Volksrepublik China einen besonderen Status, den ‚Authorized Destination Status’ (ADS) zu. Bürger der Volksrepublik dürfen als Urlauber im Rahmen einer Touristengruppe nur in ADS-Länder reisen.

Mit Inkrafttreten des Abkommens, das auf Initiative des deutschen Wirtschaftsministeriums und der chinesischen Tourismusbehörde zustande kam, können Bürgerinnen und Bürger der Volksrepublik China nun in einer begrenzten Anzahl von Reisebüros Reisen nach Europa buchen. Deutschland spielt dabei eine Pionierrolle.

Am 15. Februar 2003 reiste die erste chinesische Touristengruppe nach Deutschland. Diese erste offizielle Reisegruppe chinesischer Urlauber hat bei den Medien beider Länder großes Interesse geweckt. Im Dezember letzten Jahres hat der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder in China das erste chinesisch-deutsche Joint-Venture im Tourismusbereich, TUI-China, eröffnet.

(CRI/China.org.cn, 10. Mai 2004)