Die Hafenstadt Tianjin

Die Hafenmetropole Tianjin liegt etwa eine Autostunde östlich der chinesischen Hauptstadt Beijing. Bereits vor 1.300 Jahren war Tianjin eine belebte Anlaufstelle für zahlreiche Schiffe. Zu einer richtigen Stadt entwickelte sich Tianjin aber erst vor sechs Jahrhunderten. Im Schatten der kaiserlichen Hauptstadt Beijing war die Hafenstadt fast bedeutungslos. Vor 160 Jahren gewann Tianjin dank zunehmender Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit der Außenwelt an Bedeutung.

Lu Xi erforscht seit Langem die Geschichte der Stadt Tianjin. Er skizziert die Geburt einer neuen Metropole in Nordchina: "Seit Beginn des Opiumkriegs im Jahre 1840 kamen immer mehr ausländische Abenteurer, Kaufleute und Missionare nach Tianjin, um hier ihr Glück zu suchen. Sie gründeten Firmen und Banken und bauten Kirchen und Gärten im ausländischen Stil. Auch viele mächtige chinesische Persönlichkeiten zogen nach Tianjin. Sie kauften große Grundstücke, waren im Immobiliengeschäft tätig oder bauten Fabriken."

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Tianjin zu einer belebten nordchinesischen Großstadt am Bohai-Meer. Die Altstadt ist der historische Stadtkern Tianjins. Hier entstand die typische Tianjiner Volkskunst. Die Altstadt Tianjins war vor Jahrzehnten auch das wirtschaftliche und politische Zentrum der Stadt.

Wie in vielen anderen chinesischen Städten gibt es auch in Tianjin einen Trommelturm. Vor Jahrhunderten zeigte der Trommelschlag die Zeit für die ganze Stadt an. Bereits früher gab es allerlei Geschäfte rund um den rund 500 Jahre alten Trommelturm. Heute ist das Gebiet eine Fußgängerzone. Fast alle Läden sind in traditionellen Gebäuden untergebracht. Besucher finden hier ideale Souvenirs aus Tianjin.

Im Stadtzentrum von Tianjin gibt es rund 1.000 gut erhaltene Gebäude und Gärten im ausländischen Baustil, die seit 1840 nach und nach errichtet wurden. Die Innenstadt gleicht einem Freilichtmuseum der internationalen Architektur. In fünf Straßen sind die kulturhistorisch wertvollsten ausländischen Gebäude zu finden. Für Herrn Wang Yeming, Chef des Tourismusamts des Stadtteils Heping, sind die Gebäude ein touristisches Highlight: "Es gibt mindestens 230 wertvolle alte Gebäude im ausländischen Baustil, die sich auf fünf Straßen in Tianjins Stadtzentrum verteilen. Wir haben die Gebäude in unser neues Reiseangebot aufgenommen. Ein Bummel durch diese Straßen ist wie eine Reise zurück in die Zeit vor hundert Jahren."

In Tianjins Stadtkern findet man vielerorts folkloristische Ateliers. Die Neujahrsbilder aus Tianjin genießen im In- und Ausland einen guten Ruf. Es ist eine lange Tradition, zum Frühlingsfest, dem chinesischen Neujahr nach dem Mondkalender, Neujahrsbilder aufzuhängen oder an die Wände zu kleben. Motive der Neujahrsbilder waren früher vor allem Schutzgötter und Fabelwesen, die der Familie das ganze Jahr hindurch Glück und Segen bringen sollten.

Gefüllte Dampfnudeln, sogenannte Mantou, sind der typische Tianjiner Imbiss. Den sollte jeder Tianjin-Besucher einmal probieren. Zu empfehlen ist hier ganz besonders das wohl berühmteste Mantou-Restaurant in China "Goubuli" in der Stadtmitte. Die Füllungen der Tianjiner Dampfnudeln sind äußerst vielfältig. Neben Klassikern wie Schweinefleisch und Lamm werden sie auch mit Hühnerfleisch, Pilzen, Meeresfrüchten und Gemüse gefüllt. Da Tianjin eine Hafenstadt ist, sind auch die Fischgerichte und Meeresfrüchte in der Stadt besonders zu empfehlen.

Sehenswert ist auch der Haihe-Fluss, der sich durch Tianjin schlängelt. An seinem Oberlauf fließen neun Nebenarme zusammen und bilden damit den 1.000 Kilometer langen Haihe-Strom, einem der mächtigsten Flüsse des nordchinesischen Flachlands. Die Promenade am Haihe-Fluss ist ein einzigartiges Tourismushighlight. Aber auch eine Bootstour auf dem Haihe-Fluss steht auf dem Reiseprogramm vieler Tianjin-Besucher weit oben. Vor Jahrzehnten erstreckten sich ausländische Geschäfte und Konsulate an beiden Ufern des Flusses. Die Promenade selbst ist daher zu einem Freilichtmuseum internationaler Baustile geworden. Während der Bootsfahrt kann es vorkommen, dass man sich wie auf einer Bootsfahrt durch eine europäische Stadt fühlt. Die Stadtverwaltung hat inzwischen das alte russische und italienische Viertel komplett renovieren lassen. Das französische Viertel wird zur Zeit renoviert.

In den letzten Jahren schossen auch moderne Gebäude an der Promenade wie Pilze aus dem Boden. Nirgendwo erfährt man das Nebeneinander von moderner und historischer Architektur stärker als an der Promenade des Haihe-Flusses. Nicht nur chinesische Besucher oder Touristen aus Übersee werden vom Haihe-Fluss angezogen. Auch die Bewohner Tianjins spazieren gerne an seinen Ufern entlang. Denn hier erfahren sie das Neuste über ihre Heimatstadt.

Den Plänen nach soll sich die Tourismuszone am Haihe-Fluss bis zur Meeresmündung erstrecken. Besucher werden dann per Boot bis zum Meer fahren können, um einen schönen Ausblick auf das Meer zu genießen.

Auch in der Umgebung Tianjins gibt es viel Sehenswürdiges. Zu empfehlen ist zum Beispiel ein Besuch des Panshan-Berg, der sich in einem Vorort von Tianjin befindet und ein idealer Erholungsort ist. Besonders sehenswert sind die Kiefern und Bäche auf dem Panshan-Berg.

Ein regelrechtes Urlaubsparadies im Sommer ist die Tanggu-Bucht. Die Strände der Tanggu-Bucht ziehen jedes Jahr zahlreiche Muschelsucher und Krabbenfänger an. Urlauber können günstig Boote von Fischern mieten, um aufs Meer hinauszufahren. Ein neuer Urlaubstrend in der Bucht ist, auf dem Meer Drachen steigen zu lassen. Der Blick auf einen blauen Himmel mit bunten Drachen und weißen Möwen ist ein einmaliges Erlebnis.

In der Ortschaft Yangliuqing südwestlich der Stadtmitte werden seit mehr als 300 Jahren die bekanntesten Holzschnitt-Neujahrsbilder gemacht. In der Qing-Dynastie, der letzten chinesischen Monarchie, beschäftigten die mehr als 300 Werkstätten in Yangliuqing über 3.000 Arbeiter. Heute sind nur noch ein paar Familien auf die seit Generationen überlieferte Kunst der Neujahrsbilder spezialisiert.

In der Neujahrsbildergalerie in Yangliuqing gewinnt man einen Überblick über die Herstellung von Holzschnitten als Neujahrsbilder. Seit mehr als 60 Jahren bereichern die Künstler die Motive ihrer Bilder. Von Legenden und Mythen über Naturlandschaften bis hin zu aktuellen gesellschaftlichen Bezügen.

(CRI/China.org.cn, 20. Juli 2004)