Der "Steinwald" in Lunan

Der sogenannte "Steinwald", eine sehr reizvolle Landschaft im Autonomen Kreis Lunan der Yi-Nationalität in der Provinz Yunnan, zieht unzählige Touristen an. Dieser Landstrich ist auch unter den Namen "Wunder der Schönheit auf Erden" und "Wald aus Jade" bekannt. Dieser "Wald" aus Felssäulen zieht sich über 26.000 Hektar hin. Die von den meisten Touristen besuchte Gegend des Steinwalds ist rund 80 Hektar groß.

Bizarre Figuren und Formen aus Stein – Säulen, Pilze, Vögel und andere Tiere, manche bis zu 30 m hoch, die kleinsten zwischen 5m und 10 m hoch – formieren sich zu Gruppen oder ragen einzeln in den Himmel. Je nach Standort und Wetterverhältnissen glaubt man plötzlich vor Gebäuden aus der Antike, vor erstarrten Meereswellen, oder vor vielen dicht nebeneinander mit dem Griff in den Boden gerammten Messern und Schwertern zu stehen. Bei Sonnenschein sind die Felsen grauweiß, bei Regen dagegen nahezu schwarz. Zerklüftetes Gestein formt sich zu einem Korridor mit "Dachfenstern"; man trifft auf Seen und unterirdische Höhlen. Auf einer Strecke von mehr als 1.700 m durchqueren die Besucher unterirdische Höhlen, steigen auf Gipfel und klettern an schroffen Felsenwänden entlang. Man hört unzählige Bäche rauschen, die sich durch das stark zerklüftete Gestein winden. Mitten im "Steinwald" stößt man schließlich auf einen klaren See.

Nationale Minderheiten, die in unmittelbarer Nachbarschaft des "Steinwaldes" wohnen, suchen diesen oft auf – besonders an traditionellen Festtagen. Wenn sich dann Tausende die Ringkämpfe, hier eine traditionelle Sportart, anschauen, geht es in dem sonst so stillen und geheimnisvollen "Steinwald" sehr lebhaft zu.

Über die Entstehung des "Steinwaldes" gibt es viele Sagen. Eine ist die vom „Schutzgeist, der das Hochwasser stauen wollte“. Demnach schleppte ein Schutzgeist vor langer Zeit viele Steine hierbei. Er kam damit bis zu dieser Stelle, als der Morgen heraufdämmerte. Er fürchtete, jemand könnte sein Geistergesicht sehen und verschwand. Die Steine ließ er hier liegen. So entstand der "Steinwald".

In Wirklichkeit ist der "Steinwald" eine spezielle Karsterscheinung. Anhand von Fossilien erkannte man, dass diese Gegend vor mehr als 200 Millionen Jahren von einem Meer überflutet war. Eine dicke Kalkschicht wurde abgelagert. Durch geotektonische Bewegungen wurde nicht nur das Meer zum Festland, sondern in der Kalksedimentschicht entstanden auch tiefe Spalten und damit Durchlässe für Wasser. Gesteinsschichtanalysen belegen, dass der "Steinwald" sich vor zwei Millionen Jahren herauszubilden begann. Damals lag das Gebiet von Lunan niedriger als heute, die Durchschnittstemperatur war jedoch viel höher. Zu dieser Zeit begannen die Lösungsvorgänge an den Kalkablagerungen. Sie gingen infolge hoher Temperatur und starker Niederschläge sehr rasch vor sich. Das Regenwasser rann durch die Spalten und versickerte im Kalkgestein. Durch die Korrosion entstanden immer größere Schichtfugen, Klüfte und Spalten; der "Steinwald" mit seinen wunderlich geformten Felsen bildete sich heraus. Das versickernde Wasser folgte den Klüften und Schichtfugen, höhlte die Erde weiter aus und bildete ein System von unterirdisch zirkulierendem Wasser – sogenannte Karstgerinne mit verschieden hohen Wasserspiegeln. Im Laufe der Zeit wurde die ganze Region infolge einer tektonischen Hebung angehoben. So entstand diese besondere Karstlandschaft.

(China Heute/China.org.cn, 19. August 2003)