Provinz Guizhou: ein verborgenes Paradies

Verglichen mit seinem Nachbar, der Provinz Yunnan, ist der Tourismus in der südwestchinesischen Provinz Guizhou noch nicht so weit entwickelt und dies trotz einer sehr reizvollen natürlichen Landschaft und dem ursprünglichen Lebensstil der lokalen Minderheiten Miao und Tong.

In der Vergangenheit hatten Reisebüros für die Provinz Guizhou lediglich eine Reise im Angebot und zwar zum bekannten Huangguoshu-Wasserfall. So waren andere Teile der Provinz mit ihren unzähligen touristisch reizvollen Orten eine Art verborgenes Paradies.

Mittlerweile hat die Tourismusbehörde von Guizhou entschieden, für die anderen Sehenswürdigkeiten der Provinz Werbung zu betreiben. Infolgedessen haben zahlreiche Reisebüros neue Reisen, meistens Vier-Tages-Reisen, zu den fünf schönsten Orten der Provinz in ihr Programm aufgenommen.

Die Anreise erfolgt über die Provinzhauptstadt Guiyang. Im Reiseprogramm enthalten sind u.a. der Besuch des Hongfeng-Sees und des Dorfes Tianlong Tunbao.

Hongfeng-See

Der unter dem Namen "Perle des Hochplateaus" bekannte See, bei dem es sich um einen in den 1950ern künstlich angelegten See handelt, befindet sich 25 Kilometer von der Stadt Guiyang entfernt.

Der See ist in die vier Teile Nord-, Süd-, Zentral- und Nebensee unterteilt, wobei jeder der Teile des Sees seine ganz eigenen Reize zu bieten hat. Zu den "Drei Wundern" des Sees gehören die einzelnen Inselgruppen im Norden, die Berge nahe des Südteils und die Buchten des Nebensees.

Um den See zu erkunden, besteht entweder die Möglichkeit, mit einem großen Boot für zehn Personen zum Preis von 15 Yuan (1,8 USD) pro Person zu fahren oder ein Vier-Mann-Schnellboot zu mieten.

Bei der Fahrt durch ein enges, rund 60 Meter breites, Tal, passiert man die drei untereinander verbundenen Jiangjun-Höhlen (Kapitäns-Höhlen). Bei einem hohen Wasserstand dringt Wasser in die Höhlen und die Höhlen werden auf einer Strecke von 1.400 Metern für die Boote befahrbar.

Auf den Inseln im See sind einige Minderheitendörfer angesiedelt. Dort sind z.B. die "Diaojiao Lou" (Hängende Häuser) der Miao und die Steinhäuser der Bouyei-Minderheit zu bewundern.

Fisch ist das Hauptnahrungsmittel am See, so dass es viele Restaurants gibt, die gute aber sehr teure Fischmenüs für rund 200 Yuan (ca. 19 €) anbieten.

Trifft man in den Dörfern auf Miao oder Tong, wird man zur Begrüßung zum Trinken von Alkohol aus einem Stierhorn eingeladen. Vom Anfassen des Stierhornes ist abzuraten, da sonst das gesamte mit Alkohol gefüllte Horn in einem Zug ausgetrunken werden muss.

Im Herbst ist die beste Reisezeit, dann finden nämlich abends Volkstänze und Feste am Lagerfeuer statt.

Das Dorf Tianlong Tunbao

Die Bevölkerung des Dorfes trägt Kleider im Stil der Ming-Dynastie (1368-1644) und spricht auch die Sprache dieser Zeit. Es handelt sich dabei um keine Show, sondern tatsächlich um das echte Leben.

Der Ort Tianlong ist der einzige Ort Chinas, an dem die Lebensweise der Ming-Dynastie aufrecht erhalten wird. Zur damaligen Zeit bildeten sich in Yunnan einige Rebellengruppen, so dass der Kaiser zu deren Kontrolle 300.000 Soldaten nach Guizhou entsandte. Danach mussten die Soldaten weiterhin in Guizhou bleiben. Sie bauten Militärbaracken, um die Rebellen fernzuhalten. Alle Häuser wurden aus Stein gebaut. Gleichzeitig entstand ein kompliziertes Netz aus Tunneln und Ausgängen.

Die Dorfbewohner bieten Unterkünfte zu sehr günstigen Preisen an.

In diesem Dorf wird man von den Bewohnern nicht zum Trinken von Alkohol wie in den anderen Dörfern aufgefordert. Die Bewohner bieten eher Reis an. Während des Essens taucht häufig eine lokale Frau mit einem Schöpflöffel aus Holz auf, um wieder und wieder Reis in die halbleere Schale zu geben. Diese Tradition wird "paofan" (Reiswerfen) genannt.

Neujahrsfeier

Neben den wunderschönen Sehenswürdigkeiten sind auch die lokalen Sitten und Bräuche in Guizhou äußerst interessant. Genau wie vor mehreren Tausend Jahren feiert die Miao-Minderheit noch heute den 10. Monat des Mondkalenders als Beginn des neuen Jahres. Je nach Dorf dauert Silvester bei den Miao fünf, neun oder 13 Tage (nur ungerade Tage).

Jede Familie schlachtet am Silvesterabend ein Schwein und bereitet dieses als Suppe zu. Um Mitternacht wird dann zu Ehren der Ahnen eine Opferzeremonie abgehalten.

(Shanghai Star/Übersetzt von China.org.cn, 19. November 2004)