Guilin

Der Satz ,"Guilins Berge und Flüsse übertreffen alle Schönheiten dieser Welt" ist fast jedem in China bekannt. Und wer in Guilin gewesen ist, der findet diese Wertschätzung nicht übertrieben.

Guilin liegt am Ufer des Lijiang-Flusses im Nordosten des Autonomen Gebiets Guangxi der Zhuang-Nationalität. Mit ihren klaren Gewässern, grünen Bergen, bizarren Karsthöhlen und Felsformationen ist die Landschaft um Guilin seit jeher im ganzen Land als unvergleichlich in ihrer Schönheit bekannt. Daher wird Guilin als Chinas ,,Touristenstadt Nr. 1" bezeichnet. Im letzten Jahr kamen insgesamt 1,5 Millionen ausländische Touristen hierher. April bis Oktober ist die beste Zeit für Touristen. Die Landschaft dort ist bei Regen besonders reizvoll.

Guilin ist auch eine bekannte alte Kulturstadt. Im Jahre 214 v. Chr. ließ der erste Qin-Kaiser, Ying Zheng, bekannt als Qin Shi Huang, hier eine Präfektur mit dem Namen Guilin errichten. Im selben Jahr wurde auf Anweisung des Kaisers der Lingqu-Kanal ausgehoben. Dieser 38 km lange Kanal, durch den die Flüsse Lijiang und Xiangjiang miteinander verbunden sind, spielt noch heute für die Bewässerung eine wichtige Rolle.

Geografisch befindet sich Guilin in dem auf recht ungewöhnliche Art und Weise entstandenen Mittelabschnitt eines Karstgebietes. Viele Berge um Guilin erheben sich unmittelbar aus der offenen Ebene, ragen steil empor und sind ihrer äußeren Gestalt nach alle völlig verschieden. Manche Hügel sind wie Dampfbrötchen geformt, andere wie Sägezähne, einige wie Bambussprossen, ein Berg sogar wie ein Kamelhöcker, was der Landschaft ein abwechslungsreiches Aussehen von eindrucksvoller Schönheit verleiht.

Viele Massive in Guilin haben sehr romantische Namen. Zu ihnen gehören der Xiangbishan-Berg (Elefantenrüssel-Berg), Yueyashan-Berg (Mondsichel-Berg), Fuboshan-Berg (der die Wellen besänftigende Berg), Huashan-Berg (Pferdegemälde-Berg), Diecaishan-Berg (Berg der farbigen Schichten) und der Duxiufeng-Berg (Gipfel der Alleinstehenden Schönheit).

In Guilin gibt es viele bizarre Karsthöhlen verschiedenster Größe, da fast jeder Berg unterhöhlt ist. Die zwei bekanntesten sind die Qixingyan-Höhle (Sieben-Sterne-Höhle) und die Ludiyan-Höhle (Schilfrohrflöten-Höhle). In der Qixingyan-Höhle sieht man vielfältige Stalaktiten, Stalagniten, Steinvorhänge und Tropfsteinsäulen, die im Licht vieler bunter Lampen einen farbenprächtigen Anblick bieten. Die Ludiyan-Höhle sieht wie eine Tasche aus. Hier wächst Schilfrohr, aus dem man Flöten bauen kann, daher rührt auch ihr Name.

"Der Fluss ist wie ein grünes Haarband und die Berge am Ufer so blau wie Haarnadeln aus Jade." Mit diesen Versen lobte der Dichter Han Yu aus der Tang-Zeit diese wunderbare Gegend. Der Lijiang-Fluss entspringt im Mao'er-Gebirge in Nord-Guangxi und erstreckt sich 437 km südwärts durch Guilin, Yangshuo und Zhaoping und mündet bei Wuzhou in den Xijiang-Fluss. Die 83 km lange Strecke zwischen Guilin und Yangshuo erinnert mit ihrer faszinierenden Berg- und Flusslandschaft an ein riesiges Rollbild.

Über den Lijiang-Fluss existiert im Volksmund eine Sage: Im Altertum war Guilin eine gebirgige Gegend. Die Verkehrslage war sehr ungünstig. Um diese Situation zu ändern, ging ein tapferer junger Mann der Zhuang-Nationalität von einem Berggipfel aus in den Himmelspalast und stahl dort eine heilige Peitsche, mit der man Berge versetzen konnte. Wieder in die irdische Welt zurückgekommen, schwang er eines Nachts die Peitsche und schlug damit kräftig auf die Berge, die sich alsbald in Tiere verwandelten und in Richtung Meer auf- und devongaloppierten. Als die Tiere Guilin erreichten, ging gerade die Sonne auf und sie wurden wieder in Berge verwandelt. Die Peitsche fiel von den Bergen und verwandelte sich in einen Fluss. Dieser Fluss soll der heutige Lijiang-Fluss sein.

Wer nach Guilin kommt, muss unbedingt Xingping besuchen. Xingping liegt am Ostufer des Lijiang-Flusses, 63 km von Guilin und 27 km von Yangshuo entfernt. Schon im Altertum war Xingping der größte Marktflecken am Ufer des Lijiang-Flusses. Bekannt ist Xingping aber vor allem durch seine bildschöne Landschaft. An beiden Seiten des Flusses sieht man bizarre Berge wie beispielsweise den Pferdehals- oder den Fünf-Finger-Berg. Die Seitenansicht des Fünf-Finger-Berges ähnelt einem Mädchen, das sich gerade kämmt. Auf der Rückseite des neuen chinesischen 20-Yuan-Geldscheins sieht man eine Abbildung dieses Berges. Eine Bootsfahrt auf dem Lijiang ist, als würde man eine Gemäldegalerie des Lijiang-Flusses durchqueren.

Neben der wunderschönen Naturlandschaft verfügt Guilin aber auch über viele historische Stätten und Kulturdenkmäler, die auf Touristen nach wie vor eine große Anziehungskraft ausüben. Zu ihnen gehören u.a. das Gunanmen-Tor (das Alte Südliche Stadttor Guilins aus der Tang-Zeit), die Huaqiao-Brücke (Blumen-Brücke) aus der Song-Zeit und die Wangcheng (,,Königs-Stadt") aus der Ming-Zeit. Letztere befindet sich im Zentrum Guilins und diente früher als Residenz des Jingjiang-Königs. Die Stadtmauer ist noch heute gut erhalten.

Das Dorf Yueling im Kreis Guanyang ist heute ebenfalls eine touristische Attraktion. In diesem 700 Jahren alten Dorf gibt es ein altes öffentliches, aus Stein gebautes Badebecken, das noch heute benutzt wird. Niemand weiß, wann genau es gebaut wurde.

(China im Bild/China.org.cn, 10. Dezember 2004)