Bambussterben bringt Pandas in Gefahr

Der im Naturschutzgebiet Piankou, dem größten Pandareservat in Mianyang (Provinz Sichuan), lebende Große Pandabär sieht sich angesichts des selten blühenden Pfeilbambus und dessen Sterben in diesem Winter Hunger ausgesetzt.

70 Prozent des Bambus, der dem Panda als Hauptnahrungsmittel dient, verblüht und stirbt nach der Blütezeit ab. Erst nach rund 10 Jahren können die neuen Pflanzen erst als Lebensmittel der Pandas gelten.

Das periodische Massenblühen und anschließende Sterben sind für das Pflanzenreich ungewöhnlich, jedoch bei allen Bambusarten ein natürliches Phänomen.

Bislang blühte der gesamte Pfeilbambus im Piankou-Naturschutzgebiet auf einer Höhe von 2.700 Metern über dem Meeresspiegel, so Huang Lishuang, Leiter der Verwaltungsabteilung des Naturschutzgebiets. Laut jüngster Beobachtungen, erstreckt sich das Blütegebiet jetzt bis auf rund 2.500 Meter über dem Meeresspiegel. In beiden Gebieten ist der Panda zuhause.

Der blühende Bambus erstreckt sich über eine Fläche von insgesamt 20 bis 25 Prozent des Lebensraums der Pandabären.

Laut Li Zuobin, Direktor der Abteilung für Wald- und Tierschutz bei der Stadtverwaltung Mianyang, machen wildlebende Pandabären in Mianyang 25 Prozent der Gesamtzahl Chinas aus. Neben einem sicheren Lebensraum dient das Piankou-Naturschutzgebiet auch als Korridor zwischen den fünf unterschiedlichen Pandaarten und wichtige Schutzzone für die genetische Vielfalt der Arten.

Gravierendster Einflussfaktor für Pandabären sei die Isolierung des Lebensraums, betont Li.

Li erklärte weiter, dass der Pfeilbambus auch in mehreren Pandagebieten zwei benachbarter Kreise blühte.

Zwei Studien, die Anfang des Jahres durchgeführt wurden, zufolge, befindet sich der vorwiegende Lebensraum des Pandas in Piankou im Bambuswald auf einer Höhe von 2.600 bis 3.200 Meter über dem Meeresspiegel. Eine jüngste Untersuchung hat allerdings ergeben, dass die Mehrheit der Tiere auf unter 2.700 Meter umgesiedelt und nur noch eine kleine Gruppe in einer höheren Waldregion zuhause ist. Da für diesen Winter mit einem Bambussterben gerechnet wird, werden alle Pandas gezwungen sein, ihren Lebensraum in niedrigere Regionen zu verlegen oder möglicherweise sogar das Reservat ganz zu verlassen.

Sollte dies der Fall sein, steige auch die Wahrscheinlichkeit der Verletzung der Pandabären, prognostiziert Huang Lishuang. Im angrenzenden Gebiet auf 1.600 Meter über dem Meeresspiegel leben Menschen, was die Gefahr von Krankheiten, zufälligen Vergiftungen sowie einen reduzierten Nahrungsvorrat zur Folge hat.

Experten können die Folgen des Bambussterbens in solch einem großen Gebiet auf die Pandabärenpopulation nicht absehen.

Das Forstwirtschaftsamt der Provinz hat die lokale Bevölkerung zur Berichterstattung bei Sichtung eines Pandas angehalten. Darüber hinaus führen Mitarbeiter des Amtes regelmäßige Kontrollgänge durch. Die Häufigkeit der Patrouillengänge, die sich auf die Region um den blühenden Bambus spezialisiert hat, hat sich von einmal pro Quartal auf einmal pro Monat erhöht.

Für den Fall eines kranken oder verletzten Pandas wird sofort ein Rettungsteam zu Hilfe eilen. Dieses wird das Tier behandeln und anschließend wieder in die Freiheit entlassen. Bei einer schwereren Krankheit oder Verletzung wird das Tier eingefangen und in das Schutz- und Forschungszentrum für Pandabären in Wolong oder die Panda-Aufzuchtsstation in Chengdu gebracht.

Laut Li, wurde bislang kein einziger Panda aufgefunden, der an Krankheit oder Hunger litt.

Das Blühen des Pfeilbambus werde nicht zum Aussterben des Großen Pandas führen, meint Zhang Hemin, Direktor des Wolong-Zentrums. Denn es handele sich hier um ein natürliches Phänomen.

Zhang ist der Auffassung, dass dieses Phänomen auf Dauer die Pandabären stärken wird. Obwohl die Pandabären in Piankou an das Verspeisen von Pfeilbambus gewöhnt sind, stünden auch noch andere Nahrungsmittel zur Verfügung. Je stärker die Tiere sich neuen Nahrungsquellen anpassten oder näherten, desto robuster sei auch das genetische Erbmaterial der nachfolgenden Generationen.

Bereits 1983 ereignete sich im Wolong-Zentrum und 1975 in den Minshan-Bergen ein Bambussterben. Viele Pandas starben während des Bambussterbens in den Minshan-Bergen, da unzählige Bambusarten gleichzeitig blühten und dann durch Kulturpflanzen ersetzt wurden.

In den 1980-ern ließen jedoch nur sehr wenige Pandabären im Wolong-Zentrum ihr Leben, was auf das Vorhandensein anderer Bambusarten und eine Änderung der Fressgewohnheiten zurückzuführen ist.

Bambus ist zu 99 Prozent das Hauptnahrungsmittel der Pandas. Der Nährgehalt der Pflanze ist nur gering, so dass der Panda rund 57 Prozent seines Tages fressen muss, um seinen Nährstoffbedarf zu decken. Unter normalen Bedingungen gibt es Bambus in Hülle und Fülle. Doch die große Fluktuation des Nahrungsangebotes macht sie verwundbar.

(China.org.cn, 28. Dezember 2004)