Bambus-Aufzeichnungen zeugen von Blütezeit der Qin

Archäologen in der zentralchinesischen Provinz Hunan haben 36.000 Bambuspapier-Abschnitte geordnet und dabei einen detaillierten Einblick in das Leben der Qin-Dynastie (221-206 v.Chr.) gewonnen.

Bei etwa 35.000 der kostbaren historischen Aufzeichnungen handele es sich um offizielle Skripte aus der Zeit von vor 2200 Jahren. Sie deckten die Bereiche Politik, Militär, Ethnizität, Wirtschaft, Recht, Kultur, Geografie und Verwaltung ab, sagte Zhang Chunlong, Forscher am Archäologischen Institut der Provinz Hunan.

Die Qin-Dynastie sei eine Periode der nationalen Einigung, des Baus der Großen Mauer, der kulturellen und wirtschaftlichen Blüte, aber auch der Tyrannei unter der Herrschaft des Gründers Ying Zheng gewesen, sagte Zhang.

Die meisten Historiker sehen in Ying Zheng einen der brutalsten Tyrannen der chinesischen Geschichte. Millionen Bauern wurden unter ihm in die Fronarbeit getrieben und mussten die knapp 5000 Kilometer lange Chinesische Mauer sowie seinen gigantischen Kaiserpalast und ein Mausoleum errichten.

Eine Kurzanalyse der Bambuspapier-Abschnitte belegt, dass die Menschen in der Qin-Dynastie bereits Zugang zu einem Postdienst und wahrscheinlich sogar einem Postexpressdienst hatten. Daneben mussten sie jedoch auch mit Zuchthausstrafen rechnen und konnten oft Bodenpacht und andere Schulden nicht bezahlen.

Zahlreiche Abschnitte tragen die Worte "Wucher", "Bezahlung" und "Strafzoll". Das deute auf ein rigides politisches System und eine grausame Rechtsordnung hin, meinte der Historiker Wu Rongzeng.

Rund 1000 Bambuspapier-Abschnitte weisen keinerlei Bezeichnungen auf. Doch die leeren Abschnitte seien deshalb nicht weniger interessant, sagte ein Forscher. Es gelte zu klären, ob sie überhaupt nicht beschriftet wurden, die Schrift von Insekten zerfressen wurde oder im Laufe der Jahrhunderte verblasste.

Die Freilegung jedes einzelnen der 36.000 Abschnitte ist abgeschlossen. Derzeit arbeiten die forscher an der Trocknung und Bleichung, um das Originalaussehen wiederherzustellen und die Haltbarkeit zu verbessern. Der Restaurierungsprozess dauert noch bis Ende dieses Jahres.

Die Streifen aus Bambuspapier waren im Juni 2002 aus einem alten Brunnen in West-Hunan gefunden worden.

(China.org.cn, China Daily, 31. März 2005)