Suzhou in der Provinz Anhui (1)

Geographisch gesehen bildet der Fluss Huaihe die Grenze zwischen Nord- und Südchina. Der Fluss verläuft von Westen nach Osten und teilt die ostchinesische Provinz Anhui in einen flachen Norden und einen hügeligen Süden.

Während der Süden der Provinz für seine vielen Seen und Flüsse bekannt ist, kennt man den nördlichen Teil als Schauplatz vieler historischer Ereignisse.

Vor 2200 Jahren kam es in Anhui zu einer blutigen Schlacht zwischen zwei Armeen. Nach dem Sturz der Qin-Dynastie (221-202 v.Chr.) rangen die beiden ehrgeizigen Führer eines Bauernaufstands - Liu Bang und Xiang Yu um die Alleinherrschaft über das Reich.

In einer nebeligen Nacht wurde das Lager von Xiang Yu von feindlichen Truppen eingekesselt. Die in der Falle sitzenden Soldaten hörten von ihren Belagerern Volkslieder aus ihrer Heimat. Xiang Yus Soldaten wurden daraufhin von Heimweh geplagt. In ihrer Verzweiflung legten viele Soldaten ihre Waffen nieder und versuchten zu fliehen. Xiang Yu konnte eine Massenflucht nicht verhindern. Seine Armee brach binnen Minuten zusammen. Nun standen noch zwei Alternativen zur Auswahl: entweder Kapitulation oder Selbstmord.

Im Kessel gefangen war auch Xiang Yus Konkubine Yu Ji. Von ihr Abschied zu nehmen fiel Xiang Yu extrem schwer. Yu Ji soll eine außerordentlich schöne Frau gewesen sein. Sie war es auch, die auf die Idee kam, durch ihren eigenen Selbstmord ihren Geliebten dazu zu bewegen, die Einkreisung zu durchbrechen. Und so stürzte sie sich ruhig ins Schwert.

Xiang Yu gelang es, mit neuem Mut die feindliche Einkreisung zu durchbrechen. Doch nach all den militärischen Niederlagen der Vergangenheit betrachtete er sich weiterhin als Versager. Und vor allem der Gedanke, dass sich seine Geliebte ins Schwert stürzte, quälte ihn permanent. Nach langem Leiden fasste Xiang Yu schließlich den Entschluss, Selbstmord zu begehen.

Das Grab der schönen Konkubine Yu Ji befindet sich in Suzhou. Rund um das Grab wurden Dutzende Birnen- und Pfirsichbäume gepflanzt, die im Frühling in voller weißer Blüte stehen.

Die Geschichte von Xiang Yu und Yu Ji wurde von verschiedenen chinesischen Dramatikern in Opern thematisiert. Die Tragödie wurde somit über die Jahrhunderte als Klassiker der chinesischen Oper überliefert.

Ganz in der Nähe von Suzhou liegt das Dorf Gaixia. Dort kam es vor 2200 Jahren zur blutigen Schlacht zwischen Xiang Yus Truppen und Liu Bangs Armee. Die Schlacht bezeichnen Militärstrategen als "eine der weltweit bemerkenswertesten Schlachten in der Antike" oder als "Waterloo des Ostens". In Gaixia hatte Xiang Yu seine Truppen stationiert. Heute sind noch die Ruinen von den Behausungen der Truppen zu sehen. Die Ruinen sind etwa 340 Meter lang und 240 Meter breit. Archäologen haben bei den Ruinen Dachziegel und Münzen aus der Zeit vor 2200 Jahren ausgegraben.

Nördlich von Suzhou liegt das Dorf Dangshan. Bekannt ist das Dorf für seine
großen Birnenplantagen. Die Birnen sind Mitte September reif. Der älteste Birnenbaum ist über 180 Jahre alt. Im April eines jeden Jahres findet in Dangshan das Birnenblüten-Fest statt. Während der Festtage sind folkloristische Darbietungen.

Das kulinarische Highlight einer Reise nach Suzhou ist das Hühnerfleisch der Gemeinde Fuli. Diese Gemeinde befindet sich 30 Kilometer nördlich von Suzhou. Das Hühnerfleisch wird auf ganz besondere Art zubereitet. Dazu wird das rohe Fleisch eines Hahnes nach dem Schlachten mit Zucker überzogen. Anschließend brät man das Fleisch in Sesamöl. Das gebratene Fleisch wird anschließend in kräftiger Brühe zusammen mit 13 Gewürzen gekocht.

(China.org.cn, 26. Mai 2005)