Der Guandi-Tempel in Zhangpu

Am Strand von Zhangpu in der südchinesischen Küstenprovinz Fujian steht ein kleiner Tempel zur Verehrung Guanadis.

Guandi heißt auf Deutsch soviel wie "Kaiser Guan" und ist die ehrenhafte Bezeichnung für eine Person der chinesischen Geschichte, die auf Grund ihrer Treue und Aufrichtigkeit in den Rang einer Gottheit erhoben wurde.

Der Tempel besteht nur aus drei Räumen, und er wäre damit nichts besonderes, wäre da nicht das mit viel Liebe geschmückte Dach. Der Hauptfirst besteht aus drei Lagen. Im Detail erkennt man lauter kleine Drachen, die sich um Päonien schlängeln. In der Mitte des Firsts spielen zwei Drachen mit einer Perle. Die Dachschwingungen fungieren gleichsam als Bühnen, besitzt mit einer Menge von Figuren in typischen Opernkostümen: Soldaten und Zivilisten, Männer und Frauen, sie alle scheinen nur darauf zu warten, dass Trommeln und Gongs ertönen, um mit der Aufführung zu beginnen. Unter jeder dieser "Bühnen" lässt sich der Name einer Oper erkennen. Diese Opern haben mit dem Helden Guan Yu zwar direkt nichts zu tun, aber in ihren Handlungen geht es um jene Tugenden, die Guan Yu vor 1800 Jahren in sich vereinte: Treue, Redlichkeit und Offenheit.

Der Name Guandi geht zurück auf eine Person namens Guan Yu. Heute lässt sich nur noch schwer erkennen, was im Leben dieses Mannes wirklich passiert ist und was im Laufe der Zeit an Legenden in seine Biographie hineingewoben wurde. Guan Yu wurde als Sohn eines Schmiedes gegen Ende der Östlichen Han-Dynastie vor 1800 Jahren in der chinesischen Provinz Shanxi geboren. Schon als Kind sei er sehr kräftig gewesen und habe verschiedene Kampfkünste meisterhaft beherrscht. Dieses Talent setzte er immer dann ein, wenn es galt, das Recht der Schwachen zu verteidigen.

Die letzten Jahre der Östlichen Han-Dynastie waren von Unruhen und Aufständen geprägt. Verschiedene Feudalherren witterten die Chance, ihren Machtbereich zu vergrößern, und schreckten dabei vor keiner Gewalttat zurück. Die Folge waren zehnjährige Kriegswirren, die schließlich zu einer Dreiteilung des chinesischen Reiches führten. In dieser chaotischen Zeit der Kriegswirren, Lügen, Unterdrückung und Hoffnungslosigkeit galt Guan Yu als ein großer Held. Er war ein Idealist und glaubte an Gerechtigkeit und sein Geschick in den Kampfkünsten. Von seinen Anhängern wurde er geliebt und von seinen Feinden respektiert. Für die Schwachen bedeutete er Hoffnung, für die Bösen Unschlagbarkeit.

Nach seinem Tod wurde das Leben Guan Yus immer mehr verklärt. So wurde er zunächst postum in den Fürstenstand erhoben und später gar als Kaiser verehrt. Landauf, landab, wurden Guandi-Tempel errichtet. Oft baute man einen Guanyu-Tempel direkt neben einem Tempel zur Verehrung von Konfuzius. Guan Yu stieg zu einem der größten Idole der chinesischen Geschichte auf. Auch Chinesen im Ausland standen in der Verehrung nicht zurück und bauten Guandi-Gedächtnistempel oder stellten Hausaltäre mit seinem Bildnis auf. Der bekannteste Guandi-Tempel steht heute in der Heimatprovinz des Helden, der Provinz Shanxi.

(China.org.cn, 4. Juli 2005)