Der Daming-See in Jinan

Ein Aufenthalt in Jinan, der Provinzhauptstadt von Shandong, wäre nicht komplett ohne einen Ausflug an den Daming-See in Jinans altem Stadtkern. Das Flair des Sees, die großflächigen Lotosblumenfelder und die lokale Folklore machen den Daming-See zu einem der wichtigsten Reiseziele der Stadt Jinan. Jährlich gehen im Durchschnitt 1,5 Millionen Besucher am Ufer des Sees spazieren.

Der Daming-See wurde erstmals vor rund 1400 Jahren zur Zeit der Nördlichen Wei-Dynastie urkundlich erwähnt. Damals analysierte der Geologe Li Daoyuan in seinem Werk über die Fluss- und Wasserlandschaft Chinas die Entstehung des Sees und beschrieb dessen Lage.

Der See wird von zahlreichen Quellen wie die Perlenquelle und die Baotu-Quelle gespeist. Das Land im Norden der Innenstadt liegt geographisch gesehen viel tiefer. So entstand allmählich der Daming-See. Heute nimmt der See mit einer Fläche von 46 Hektar ein Drittel der Altstadt ein.

Bereits in der Sui- und Tang-Dynastie vor 1200 Jahren wurde der Daming-See mit seinem Meer an Lotusblumen zu einem begehrten Ausflugsziel in Nordchina. Damals war der Daming-See als der Lotus-See bekannt. Heute wachsen auf fast einem Drittel des Sees Lotusblumen. Jedes Jahr blühen die Lotusblumen vom Frühsommer bis Anfang September.

Die Einheimischen glauben, dass es eine Lotus-Göttin gibt, die den Menschen Glück, Reinlichkeit und Frieden bringt. Jedes Jahr findet am 24. Tag des 6. Monats nach dem chinesischen Mondkalender ein Volksfest zur Verehrung der Lotus-Göttin statt.

Seit der Sui- und der Tang-Dynastie ist der Daming-See wegen seiner idyllischen Naturlandschaft und seiner Lotusblumen sehr bekannt. Mit der Zeit sind immer mehr Gebäude rund um den See entstanden.

In der Nördlichen Song-Dynastie ließ der Präfekt Zeng Gong am nördlichen Ufer des Sees ein hohes Tor aus Stein errichten. Das Tor wurde in der Yuan-Dynastie um den Huibolou-Turm erweitert. Von dort hat man einen perfekten Überblick über den ganzen See und die hügelige Landschaft im Süden und Norden der Stadt Jinan.

In der Nähe des Daming-Sees steht das 700 Jahre alte Beiji-Kloster, oder Kloster des Nordpols. Dieses taoistische Kloster wurde in der Yuan-Dynastie zur Verehrung des Nordgottes errichtet. Besucher können in diesem Kloster jahrhundertealte Wandmalereien bewundern. Die Malereien erzählen anschaulich vom Leben des Nordgottes.

Am südlichen Ufer des Daming-Sees wurde vor über 100 Jahren ein Garten im südchinesischen Stil angelegt. Im Garten Xiayuan befand sich ursprünglich auch die Provinzbibliothek.

Am Südufer des Sees steht auch die Ahnenhalle für den Dichter Xin Qiji, der in der Nördlichen Song-Dynastie in Jinan geboren und aufgewachsen war. Zu jener Zeit waren Nomadenvölker an der nördlichen Grenze dem Kaiserhof feindlich gesinnt. Da der Kaiser einen Krieg mit den Nomadentruppen befürchtete, gab er großes Gebiet seines Reiches auf und zog sich südlich des Jangtse zurück. Der Dichter Xin Qiji war einer der vielen Menschen, die das verlorene Gebiet wieder zurückgewinnen wollten. In seinen Gedichten äußerte er seine Hoffnungen und ermutigte die Menschen, das von den Feinden besetzte Land zu befreien. Später beteiligte sich Xin Qiji aktiv am Rebellenkampf. 1965 errichtete man ihm zu Ehren in seiner Heimatstadt Jinan eine Ahnenhalle.

(China.org.cn, 20. Juli 2005)