Yading - das letzte Shangri-La

Das Landschaftsgebiet Yading des Kreises Daocheng im Süden des Autonomen Tibetischen Bezirkes Garze in der Provinz Sichuan befindet sich in der Mitte des Hongduan-Gebirges südlich der Qinghai-Tibet-Hochebene. Obwohl Yading nicht so bekannt ist wie die Berge Taishan und Huangshan, der Lijiang-Fluss in Guilin und das Tal von Jiuzhaigou, zieht dieses Gebiet mit seiner eigenartigen und vollständig erhaltenen Naturlandschaft und seiner besonderen tibetischen religiösen Kultur seit 1979 immer mehr chinesische, englische, amerikanische und japanische Wissenschaftler an. Im Jahre 1996 reiste Li Yuan, ein amerikanischer Fotograf chinesischer Abstammung, nach Yading, und machte zahlreiche Bilder von dieser Landschaft. In den folgenden Jahren organisierte er im In- und Ausland mehrmals eine Fotoausstellung, die beim Publikum großen Anklang fand. Er sagte: "Die Landschaft in Yading erinnert Besucher an die Schweiz vor 1000 Jahren: In der Umgebung ragen hohe schneebedeckte Berge empor, im Bergtal ist es das ganze Jahr über wie im Frühling. überall sieht man dichte Urwälder, grünes Grasland und bunte Blumen, dazu zwitschern die Vögel. Die Menschen leben in einer idyllischen Landschaft mit blühenden Feldern, ruhigen Dörfern und prächtigen Sakralbauten. Shambala, das Land der Fabel, liegt meiner Meinung nach nirgendwo anders als hier."

Am 10. Juli 2004 wurde Yading von der UNESCO in die Liste der Naturschutzgebiete im Rahmen des Programms "Mensch und Biosphäre" (MAB) auf genommen.

Der amerikanische Forschungsreisende Joseph Rock (ursprünglich ein Österreicher) war der erste Mann der Welt, der den Schleier um dieses geheimnisvolle Gebiet gelüftet hat. Von 1926 bis 1930 reiste er zweimal durch Yading. Im Juni 1931 veröffentlichte er seine Erlebnisse in Text und Bildern in der amerikanischen Zeitschrift "National Geographic" und erregte damit die Aufmerksamkeit vieler Leser.

In Yading kann man nicht nur die bildschöne Naturlandschaft bewundern, sondern auch viele alte historische Stätten sehen. "In Yading gibt es alles, was du dir vorstellen kannst, und noch viel mehr dazu", sagte der Fotograf Li Yuan.

Der Kreis Daocheng liegt zwischen 6032 Meter und 2000 Meter Höhe. Die Kreisstadt liegt 3750 Meter über dem Meeresspiegel. Hier leben Tibeter, Naxi, Hui und Han-Chinesen. Hohe Berge ragen empor, der höchste davon ist der 5020 Meter hohe Haizi. Sein Massiv bedeckt 3287 Quadratkilometer. Hier sieht man heute noch viele alte Gletscher, die während der Bildung des Himalaya-Gebirges entstanden sind.

In Daocheng gibt es 1145 Gebirgsseen, die im Sonnenschein wie glänzende Perlen aussehen. Das Seewasser ist so klar, dass man drinnen Fische schwimmen sieht. Jeder dieser Gebirgseben ist ein Paradies für die Vögel. Rings um jeden See wachsen im Sommer üppige Gräser und Blumen.

Vom September bis zum November ist die beste Reisezeit in Daocheng. Die Natur ist während dieser Jahreszeit besonders faszinierend. Die drei schneebedeckten Berge Xiannairi, Yangmaiyong und Xianuoduoji werden von den Tibetern als heilige Berge verehrt. Der Xiannairi-Berg im Norden ist 6032 Meter hoch.

Das Ökosystem in Daocheng ist heute das am vollständigsten erhaltene in China. überall sieht man an Berghängen dichte Urwälder, Quellen, Wasserfälle. Dazu gibt es Schluchten und Flüsse, Seen und Gletscher. Auf dem grünen Grasland weiden Schafe und Rinder rings um die Zelte der Hirten.

(China.org.cn, China im Bild, 9. November 2005)