Ausbau der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen
von Professor Yin Tongsheng, Beijinger Fremdspachenuniversität

Der chinesisch-deutsche Handel nimmt ohne starkes Auf und Ab stetig zu. 1972, als die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten hergestellt wurden, betrug das gesamte Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern 274 Millionen US-Dollar. 2000 stieg es auf 19,69 Milliarden US-Dollar. Von 1972 bis 2000 wuchs das Handelsvolumen um das 72fache. Nach Angaben der deutschen Seite ist die Bundesrepublik Deutschland der fünftgrößte Abnehmer chinesischer Waren, nach Hongkong, Japan, USA und Singapur, blieb jedoch der viertgrößte Lieferant nach Hongkong, Japan und USA, während China der zweitgrößte Handelspartner der Bundesrepublik Deutschland in Asien ist.

2001 stattete Bundeskanzler Schröder seinen dritten China-Besuch seit seinem Amtsantritt 1998 ab und betonte, China sei für Deutschland der wichtigste Markt in Asien. Allein im Rahmen seines China-Besuchs unterzeichneten Wirtschaftsvertreter Verträge in Höhe von etwa 10 Milliarden Euro.

Beide Seiten streben nach langfristig angelegter wirtschaftlicher Kooperation. Dafür hat das am 24. Oktober 1979 unterzeichnete Wirtschaftsabkommen zentrale Bedeutung, es wurde 1984 um weitere 10 Jahre verlängert. Eine gemischte Regierungskommission unter Beteiligung von Unternehmen beider Seiten soll jährlich Bilanz der Zusammenarbeit ziehen und Empfehlungen für die Intensivierung geben. Das Ablehnen des Sicherheitsrates Deutschlands und der Bundesregierung, U-Boote und Fregatten an Taiwan zu liefern und die Aktivitäten der chinesischen Einkaufsdelegationen in Deutschland haben sehr zum Ausbau des beiderseitigen Handelsverkehrs beigetragen.

Die Kooperationsbereiche werden ständig ausgebaut und die Kooperationsformen werden ausgeweitet. Sie reichen von Verarbeitung des importierten Materials, Verarbeitung nach den gelieferten Mustern und Entwürfen und Montieren der gelieferten Einzelteile über die kooperative Produktion, Kompensationsgeschäfte, gemeinsame Forschung, gemeinsame Entwicklung, gemeinsame Lieferungsangebote und die Zusammenarbeit durch Bereitstellung von Arbeitskräften bis zu Joint-Ventures und gemeinsamer Dienstleistung in dritten Ländern. Zwei Drittel der Projekte sind auf Maschinenbau konzentriert.

Anfänglich beschränkten sich die Kooperationsbeziehungen auf Herstellung bestimmter Markenartikel nach den gelieferten Mustern und Entwürfen. Seit 1975 begann der Lizenzhandel. Er ging dann in die Kooperationsproduktion über. Auf der Grundlage des Lizenzhandels und der Kooperationsproduktion haben sich Joint Ventures entwickelt. Im April 1981 wurde die Tianjin Liming Cosmetics Joint Industrial Company, das erste Gemeinschaftsunternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung eingerichtet. Ende 2000 gab es insgesamt 2290 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung in China, mit einem gesamten Investitionsvolumen von 13 Milliarden DM, vor allem auf den Gebieten der Maschinen-, Kosmetika-, Textil-, und Getränkeproduktion.

Seit der deutschen Einheit haben betriebliche Umstrukturierungen in Produktion und Absatz sowie die konsequente Abkehr vom Clearinghandel zu einem drastischen Rückgang der Handelsbeziehungen der neuen Bundesländer mit China geführt. Anfang März 1993 bekräftigten beide Seiten anlässlich des Chinabesuchs des neuen Bundeswirtschaftsministers Doktor Günter Rexrodt die Interessen an der Erweiterung von Außenhandel und wirtschaftlicher Zusammenarbeit zwischen ostdeutschen und chinesischen Unternehmen. Beide Seiten werden ihre Zusammenarbeit auf dem Gebiet Maschinenbau, Eisenbahn, Schiffbau, Ausrüstungen für die Elektrifizierung, Steuertechnik, Bergwerkausrüstungen und chemische Industrie verstärken. Bei dieser Gelegenheit hat China eine Einkaufsliste vorgelegt. Die Waren im Gesamtwert von 150 Millionen US-Dollar sollen in den neuen Bundesländern gekauft werden. Außerdem wurden dabei Abkommen unterzeichnet, in denen Airbusse im Wert von 1,5 Milliarden DM und Waren auf dem Gebiet der Energie im Gesamtwert von 10 Milliarden DM von China gekauft werden.

Was die Kapitalinvestition betrifft, so sind die bundesdeutschen Unternehmen etwas zurückhaltend gewesen, weil sie fürchteten, dass die gesetzlichen Regelungen für diese Auslandsinvestitionen noch nicht komplett seien. Mit der Unterzeichnung des chinesisch-bundesdeutschen Vertrags über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen von 1983 sind die staatlichen Rahmenbedingungen für Joint Ventures völkerrechtlich abgesichert worden.

Heute ist die Bundesrepublik Deutschland der größte Investor Europas in China. Besonders hervorzuheben sind die Aktivitäten der VW AG in China. 1985 wurde die von VW zu 50 Prozent mitgetragene Shanghaier VW GmbH fertiggestellt. Seit Beginn der Probemontagen wurden immer mehr Shanghaier Santana-Wagen gebaut. 2000 wurden in VW Shanghai insgesamt 200.000 Wagen erzeugt. Neben dem Santana-Projekt zählen dazu die 1988 vereinbarte Lizenzfertigung des Audi 100 und der Joint-Venture-Vertrag zur Herstellung der Golf- und Jetta-Klasse mit der ersten Automobilfabrik in Changchun.

In Deutschland arbeiten 2001 auch mehr als 300 Vertretungen chinesischen Außenhandels und Industriegesellschaften, zum Beispiel Vertretung des Chinesischen Rates zur Förderung des Internationalen Handels (CRFIH), der Bank of China, der Chinesischen Treuhandgesellschaft, Buntmetall GmbH, des Eisen- und Stahlwerkes Baoshang. China hat auch Joint Ventures und Gesellschaften mit ausschließlich chinesischem Kapital in der Bundesrepublik Deutschland gegründet. Die größten sind das Westeuropäische Handelszentrum, Sunry-Import & Export GmbH. Deutsche Sinochem GmbH, die Seetransportfirma Sinorick, die Letex-Gesellschaft, The Investigation and Technological Corporation, China Technology Trade-Deutschland GmbH und das Restaurant Sichuan.

Die erfolgreiche Zusammenarbeit beschränkt sich nicht nur auf die Großprojekte. Es bestehen auch große Chancen für die mittelständischen Unternehmen mit der ihnen eigenen Flexibilität. 1987 beteiligte sich China als herausgehobenes "Partnerland China" mit der Ausstellung seiner modernsten Produkte, zum Beispiel eines Erdsatelliten, einer Weltraumrakete vom Typ "langer Marsch" an der Hannover-Messe.

Auch die entwicklungspolitische Zusammenarbeit hat sich dynamisch entwickelt. 1979 hat die Bundesregierung China als Entwicklungsland anerkannt, 1982 technische Hilfe gewährt. 1985 hat die Bundesrepublik Deutschland die finanzielle Zusammenarbeit mit China aufgenommen, indem sie China 50 Millionen DM Kredit zur Verfügung stellte. Am 4. Oktober 1988 wurde das neue Abkommen über die finanzielle Zusammenarbeit unterzeichnet. Die Bundesrepublik Deutschland stellte China einen Kredit in Höhe von 200 Millionen DM zur Verfügung. 1989 wurde vereinbart, dass die Bundesrepublik Deutschland China für den Bau der U-Bahn in Shanghai einen Kredit von 460 Millionen DM, für die Daimler-Benz-Lastwagenproduktion in der Inneren Mongolei 120 Millionen DM gewährte. Von 1985 bis 2000 hat die Bundesrepublik Deutschland China insgesamt 3,97 Milliarden DM zur Verfügung gestellt.

Hier spielen die Banken eine wichtige Rolle. Viele deutsche Banken unterhalten Repräsentanzen in Beijing. Sie bemühen sich, den chinesischen und deutschen Handelspartnern Darlehen und Know-how zur Verfügung zu stellen, den Kreis der Kooperationspartner zu ermitteln, Begleitung und Beratung bei Geschäftsverhandlungen anzubieten und bei der Information, Ausbildung der chinesischen Fachkräfte mitzuwirken. Die Bank of China und die Chinesische Treuhand- und Investitionsgesellschaft gaben mit Hilfe der deutschen Bank Anleihen heraus.

(China.org.cn)