Das Mengding-Gebirge in Sichuan

In China wird seit mindestens 2000 Jahren Tee getrunken. In der westchinesischen Provinz Sichuan hat der Teeanbau eine lange Tradition. Das Mengdingshan-Gebirge in Sichuan wurde vor rund 1000 Jahren als Ort für eine kaiserliche Teeplantage ausgewählt. Die hier gepflückten Teeblätter wurden ausschließlich als Tributzahlungen an den Kaiserhof geliefert.

Am westlichen Rand des Sichuan-Beckens liegt die Stadt Ya'an. Von dort sind es noch 15 Kilometer bis zum mit üppigen Teepflanzen bewachsenen Mengdingshan-Gebirge.

Von der Tang-Dynastie vor rund 1300 Jahren bis zur Qing-Dynastie wurden die im Mengdingshan-Gebirge gepflückten Teeblätter als Tribute an den Kaiserhof geliefert. Der Kaiser trank täglich Tee aus den Blättern des Mengdingshan-Gebirges. Zudem wurden die Teeblätter als Opfergabe bei wichtigen Zeremonien des Reichs verwendet. Im Volksmund heißt es, will man den besten Tee auf Erden zubereiten, müsse man Teeblätter aus dem Mengdingshan-Gebirge nehmen und Wasser von der Zhongling-Quelle des Jinshan-Kloster im ostchinesischen Zhenjiang.

Aber warum ist der Tee aus dem Mengdingshan-Gebirge so vorzüglich? Der Grund liegt vor allem in der geographischen Lage und den idealen Wetterbedingungen im Westen von Sichuan. Die Gegend, in der sich das Gebirge befindet, wird auch als "Himmlischer Trichter in Westsichuan" bezeichnet. Diese Metapher beschreibt das Klima hier auf anschauliche Weise. Das Wetter in der Region ist sehr regnerisch. Das Gebirge ist deshalb das ganze Jahr über in leichten Nebel eingehüllt. Dies sind idealste Naturbedingungen für den Teeanbau.

Der Legende nach soll der Stammesführer Shen Nong den Tee als erfrischendes Getränk entdeckt haben. Der Anbau von Tee im Mengdingshan-Gebirge geht jedoch auf den Arzt Wu Lizhen aus der Westlichen Han-Dynastie zurück. Im Jahre 53 vor unserer Zeitrechnung pflanzte er in dem Gebirge sieben Teebäume. Die Blätter der heute 2000 Jahre alten Bäume haben immer noch ein dezentes und erfrischendes Aroma. Man nennt sie deshalb auch die göttlichen Blätter.

In der Teeplantage befindet sich der Huangcha-Garten. Den Überlieferungen nach soll der Arzt Wu Lizhen in diesem Garten gelebt und Tee angebaut haben.

Die Plantage wird von mehreren Familienbetrieben bewirtschaftet. Sie pflücken die Teeblätter und verarbeiten sie anschließend. Während des Verarbeitungsprozesses färben sich die Blätter von zartem Grün in ein leichtes Gelb. Nimmt man einige dieser Blätter in die Hand, spürt man die Wärme der Blätter durch das mehrmalige Mixen und Rühren. Und das dezente Aroma der Blätter haftet noch eine ganze Weile an der Hand.

"Wir arbeiten immer noch nach der traditionellen Verarbeitungsmethode. Zuerst trocknen wir die Teeblätter mit der Glut von trockener Holzkohle. Wir nehmen trockene Holzkohle dazu, weil sie wenig eigenes Aroma hat und deshalb den Duft des Tees nicht beeinflusst. Man muss auch beachten, beim Trocknen der Teeblätter kein Makeup zu tragen. Denn es besteht die Gefahr, dass der Tee den Duft der Schminke aufnimmt. Unsere Plantage liegt auf einer Höhe von 1400 Metern über dem Meeresspiegel. Es ist nebelig und regnerisch hier. Zudem gibt es hier keine Schädlinge, so dass wir keine Pestizide einsetzen müssen", sagt Peng Mingxiu, die seit ihrem 19. Lebensjahr auf der Plantage arbeitet.

Im Mengdingshan-Gebirge werden zwei verschiedene Teesorten produziert: grüner und gelber Tee. Huangya, oder gelber Spross heißt der gelbe Tee, der entsteht, wenn die Blätter während des Vorbereitungsprozesses gären. Die Blätter dafür werden im Frühjahr gepflückt. Durch einen sorgfältigen Prozess werden diese Blätter zu Huangya Blättern verarbeitet. Die Huangya-Blätter strömen den Duft des Frühlings aus, heißt es.

In den Gipfeln des Mengdingshan-Gebirges befindet sich das Tiangai-Kloster oder Kloster des Himmlischen Deckels. In diesem Kloster werden gleich mehrere historische Persönlichkeiten verehrt. Da ist zum einen der Arzt Wu Lizhen, der im Mengdingshan-Gebirge Tee anpflanzte, zum zweiten der Präfekt-Vorsteher der Nördlichen Song-Dynastie, Lei Jianfu, der den Teeverarbeitungsprozess reformierte, und zum dritten der Teeforscher der Tang-Dynastie, Lu Yü. Die Wände der Halle, in der Figuren der drei legendären Persönlichkeiten der chinesischen Tee-Kultur verehrt werden, sind mit Malereien geschmückt. Die Malereien erzählen von der Geschichte des Teeanbaus und von volkstümlichen Überlieferungen. Hinter der Halle befindet sich ein Wald aus steinernen Stelen, auf denen Gedichte und Prosatexte aus verschiedenen Dynastien über die Landschaft des Mengdingshan-Gebirges und über den Tee eingraviert sind.

Serviert wird der Tee hier in einer Tasse, die etwas kleiner als eine Handfläche ist. Die Einheimischen haben eine ganz eigene Art, den Tee zu trinken. Dazu nehmen sie mit einer Hand die Untertasse, mit der anderen nehmen sie den Tassendeckel von der Tasse. Mit diesem Deckel schieben sie die an der Teeoberfläche schwimmenden Blätter nach hinten. Dann schlürfen sie den Tee aus der Tasse, ohne dass Teeblätter in den Mund gleiten.

Der Mengdingshan-Tee ist ein Hochgebirgstee und hat einen längeren Wachstumszyklus. Dadurch enthalten die Blätter eine Menge aktiver Enzyme, Phenole und Vitamine, die sehr gesund sind.

Reisetipps

Auf einer Reise ins Mengdingshan-Gebirge sollten Sie zuerst nach Chengdu fahren. Von dort fahren Busse zum Mingshan-Kreis, in dem sich das Mengdingshan-Gebirge befindet. Die Kosten für eine Reise zum Mengdingshan-Gebirge sind nicht hoch. Tee ist selbstversändlich das beste Reisemitbringsel. Die besten Teeblätter sind jene, die im Frühjahr, am besten noch vor April, gepflückt werden.

(China.org.cn, 23. November 2005)