Ein Bummel durch den historischen Stadtkern von Tianjin

Die Stadt Tianjin liegt in südlicher Richtung eine Autostunde von Beijing entfernt. Die Hafenstadt hat eine Geschichte von rund 600 Jahren. Viele entscheiden sich für eine Reise nach Tianjin, weil die Stadt nicht weit von Beijing entfernt liegt und man dort viel erleben kann. Zum Beispiel kann man lokale Opernaufführungen besuchen, Werkstätten für Neujahrsbilder besichtigen, Antiquitäten kaufen oder unter Denkmalschutz stehende Gebäude besichtigen.

Wie in vielen Städten in China gibt es auch in Tianjin einen Konfuziustempel. In diesem Tempeln wird der große Denker Konfuzius verehrt und seine Philosophie gelehrt. In der Feudalzeit war der Konfuziustempel zugleich Sitz der ranghöchsten Lehranstalt in der Region. Heute gibt es in China etwa 300 Konfuziustempel, die noch gut erhalten sind. Dazu gehört auch der Konfuziustempel in Tianjin.

Der Konfuziustempel ist der größte Altbaukomplex im historischen Stadtkern von Tianjin. Die Dächer der Gebäude in der Tempelanlage sind mit goldenen Ziegeln gedeckt. Dies zeugt vom hohen Rang des Tempels.

Die stellvertuende Kuratorin des Museums im Konfuziustempel Chen Tong erzählte, dass man beim Besuch des Konfuziustempels einen Überblick über das alte chinesische System der Prüfungen und Mandarine (chinesische Beamte) gewinnt:

"Früher war eine Karriere als Mandarin nur möglich, wenn man ein Studium im Konfuziustempel absolvierte. Das Studium im Konfuziustempel, also der kaiserlichen Akademie, bereitete einen auf die kaiserliche Prüfung vor. Wer die kaiserliche Prüfung bestand, konnte als ranghoher Mandarin Karriere machen."

Im Frühling und Herbst finden im Konfuziustempel feierliche Opferzeremonien für Konfuzius statt. Diese Tradition lebt bis heute fort. Die Opferzeremonien geschehen nach einem strengen Ritual. Alle Details des Zeremonieprogramms sind präzise beschrieben und werden streng eingehalten.

Unweit des Konfuziustempels steht der Trommelturm. Er hatte die gleiche Funktion wie ein Glockenturm, denn in China wurden Trommeln und Glocken genutzt, um die Zeit bekannt zu geben. Und meistens waren auch Trommeln und Glocken in dem selben Gebäude untergebracht. Der Trommelturm wurde im 14. Jahrhundert während der Ming-Dynastie errichtet. Die Reisebegleiterin Yin Hua beschrieb, dass der Trommelturm in der Geschichte mehrmals zerstört und wieder aufgebaut wurde:

"Im Jahre 1900 drang die Armee der acht Kolonialmächte in Tianjin ein. Ein Jahr später wurden die Stadtmauern von Tianjin niedergerissen. Der Trommelturm wurde zwar nicht völlig abgerissen, aber beträchtlich beschädigt. Der Schaden war so schwer, dass der Turm zusammenzubrechen drohte. Erst im Jahre 1921 wurde der Turm wieder aufgebaut. Der neue Turm sah sogar noch viel schöner und größer aus als der alte. Die Dächer wurden mit grünen Ziegeln gedeckt. Seit der Gründung der Volksrepublik erlebt Tianjin einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung. Die engen Straßen waren wegen der wirtschaftlichen Entwicklung nicht mehr zeitgemäß. Deshalb musste auch der Glockenturm weichen. Im Jahre 1952 wurde der Turm komplett abgebaut. Das Gebäude, das man heute im Stadtzentrum von Tianjin sieht, wurde erst im Jahr 2000 an der ursprünglichen Stelle wiedererrichtet."

Yin erklärte, dass sich die Architekten und Arbeiter beim Bau des neuen Trommelturms streng an das Original hielten. Das Fundament des Turms wurde verstärkt. Und die Höhe des Turms wurde von drei auf fünf Stockwerke aufgestockt. Die eiserne Glocke, die früher im Turm hing, wurde durch eine drei Tonnen schwere Bronzeglocke ersetzt.

Die Peking-Oper findet in Tianjin stets ein großes Publikum. Ein idealer Ort für den Besuch einer Peking-Oper ist das Guangdong-Gildenhaus. Vor rund 300 Jahren kamen Händler aus den südchinesischen Provinzen Guangdong und Fujian mit Schiffen herauf in den Norden, um Geschäfte zu machen. Die Hafenstadt Tianjin war für sie ein guter Handelsplatz. Schon bald kamen sie auf die Idee, in Tianjin ein Gildenhaus zu errichten.

Der wichtigste Teil des Gildenhauses ist das Theater. Es ist eines der wenigen Theater, das noch gut in seinem traditionellen chinesischen Stil erhalten ist. Das Theater bietet auf zwei Etagen Platz für 700 bis 800 Menschen. In der ersten Etage befinden sich die Logen. Das ganze Theater ist zum großen Teil aus Holz. Dazu erklärte Reisebegleiterin Xu Meimei:

"Es heißt, dass jeder der drei Hauptträger des Theaters aus einem Baum gefertigt wurde. Dazu musste der Baum mindestens 40 bis 50 Meter lang sein, bevor er gefällt und nach Tianjin transportiert wurde."

Frau Xu erläuterte, dass die Bühne an drei Seiten offen gestaltet wurde, damit auch die an den Seitenrängen sitzenden Zuschauer eine gute Sicht haben.

Reisetipp:

Der Konfuziustempel, der Trommelturm und das Guangdong-Gildenhaus befinden sich alle nicht weit voneinander im historischen Stadtkern von Tianjin. Der Eintritt in das Gildenhaus und den Trommelturm kostet jeweils umgerechnet 1 Euro, für den Eintritt in den Konfuziustempel sind umgerechnet lediglich 80 Cent zu bezahlen.

(China.org.cn, 11. April 2006)