Zwei neue Sehenswürdigkeiten in der Verbotenen Stadt

Jeder Tourist, der Beijing besucht, hat auch die Verbotene Stadt in seinem Programm. Dieser Anfang des 15. Jahrhunderts erbaute Kaiserpalast ist jedoch bis heute nicht in allen Bereichen für Besucher zugänglich.

Vor einigen Jahren entschied die chinesische Regierung, die Verbotene Stadt umfassend zu sanieren. Die Renovierung wurde auf 20 Jahre angesetzt. Im Prozess der Sanierungsarbeiten sollten auch neue Sehenswürdigkeiten hinter den hohen roten Mauern für Touristen zugänglich gemacht werden.

Die Verbotene Stadt liegt im Zentrum der chinesischen Hauptstadt. Während der Kaiserzeit diente sie als Residenz der kaiserlichen Familie. Der Baukomplex nimmt eine Fläche von 720.000 Quadratmetern ein und umfasst insgesamt 9000 Hallen und Räume.

Bis heute ist über die Hälfte der Verbotenen Stadt für Touristen gesperrt. Auf knapp 400.000 Quadratmetern Fläche stehen viele Gebäude, die seit dem Sturz der Monarchie nicht restauriert wurden. Bevor Touristen sie besuchen können, müssen sie zunächst umfassend wiederhergestellt werden.

Im Jahr 2002 wurde das historisch einmalige Projekt zur Sanierung der Verbotenen Stadt eingeleitet. Die erste Phase der Renovierung soll bis 2008 abgeschlossen werden. Bis dahin werden die Restaurierungsarbeiten an den wichtigsten Gebäuden entlang der zentralen Achse des Gebäudekomplexes abgeschlossen. Das gesamte Projekt soll im Jahre 2020 fertiggestellt werden.

Zwei Jahre nach Beginn des Sanierungsprojektes öffnete im Oktober 2005 die Halle der Militärischen Tapferkeit ihre Pforten.

Diese Halle steht an der linken Seite des Hauptplatzes vor der Halle der Höchsten Harmonie. Früher empfingen hier der Kaiser seine Mandarine. Später baute man die Halle zu einer kleinen kaiserlichen Bücherei und Druckerei um. Während der Qing-Dynastie wurde ein großer Teil der kaiserlichen Enzyklopädie in dieser Halle zusammengestellt und gedruckt.

Bei der Verzierung der Halle ist viel Blattgold verwendet worden. Dazu pressten die Handwerker das Gold zu 0,12 bis 0,15 Mikrometer dünnen Blättern. Erst dann wurden das Blattgold an den Säulen, den Balken und an den Rahmen der Halle aufgebracht.

Die Reiseleiterin Zhang Xiaoyue erzählte, dass man bei der Sanierung neue Technologien anwandte:

"Bei der Sanierung der Halle der Militärischen Tapferkeit wurde Holz aus Nordostchina verwendet. Die Dachziegel kommen aus einem südwestlichen Vorort von Beijing. Und bei der Restaurierung der Malereien werden keinen chemischen Farben eingesetzt. Es werden Farben aus natürlichen Materialien zusammengestellt, weil diese Farben länger halten."

Seit der Restaurierung werden in der Halle der Militärischen Tapferkeit Malereien und Kalligraphien sowie alte Bücher aufbewahrt und ausgestellt. Wang Pei, der gerade die neu eröffnete Halle der Militärischen Tapferkeit besucht, beschreibt seinen Eindruck:

"Ich besuche zum ersten Mal diese Halle. Als ich sie betrat, hatte ich den Eindruck, dass dies ein riesiges Studierzimmer mit unzähligen Büchern ist."

Die Restaurierung der Halle der Militärischen Tapferkeit war ein wichtiger Probelauf für das gesamte Sanierungsprojekt. Nach dem erfolgreichen Abschluss dieses Tests laufen nun auch die Sanierungsarbeiten in anderen Teilen der Verbotenen Stadt auf Hochtouren. Bald soll eine Halle im Nordosten des Kaiserpalasts den Besuchern zugänglich gemacht werden. Die Halle heißt Juanqinzhai. Früher vergnügte sich dort der Kaiser und wurde von diversen Künstlern unterhalten. Die Restaurierung der Halle soll bis 2006 abgeschlossen sein.

Die Juanqinzhai-Halle ist im Vergleich zu anderen Hallen der Verbotenen Stadt recht klein. Experten halten die Malereien an der Zimmerdecke jedoch für sehr wertvoll. In der Qing-Dynastie waren Wandmalereien als Dekoration im Kaiserpalast üblich. Malereien an der Decke waren jedoch eine Seltenheit. Nach Ansicht von Experten ließen sich die Künstler von den Deckenfresken in westlichen Kirchen inspirieren. Die chinesischen Künstler verzichteten bei ihren Deckenmalereien auf ihre traditionelle chinesische Maltechnik und nutzten stattdessen die perspektivische Darstellung westlicher Malerei. In historischen Dokumenten der Qing-Dynastie findet sich auch einiges über die Geschichte der Deckenmalerei in China.

Daraus geht hervor, dass der jesuitische Missionar Giuseppe Castiglione westliche Maltechniken nach China brachte. Mit Unterstützung der Qing-Kaiser versuchten sich einige chinesische Schüler von Castiglione an der künstlerischen Bemalung der Decke der Juanqinzhai-Halle. Die gesamte Decke wurde mit üppigen grünen Blättern und purpurroten Blumen verziert. Die Decke ist so gestaltet, dass in der Mitte eine große purpurne Blume umgeben von zahlreichen kleineren Blumen zu sehen ist. Die Blätter und Blumen zeigen eindeutig westliche Bildmerkmale und wirken recht plastisch.

Xu Wenjing wirkte an der Restaurierung der Deckenmalereien mit. Sie erzählte:

"Die Juanqinzhai-Halle ist ein fantastisches Kunstwerk. Diese Deckenmalerei ist in der chinesischen traditionellen Malerei ohne Beispiel. Sie weist einen stark europäischen Stil auf."

Sieben Experten aus China, den USA und Italien arbeiten derzeit an der Restaurierung der Juanqinzhai-Halle. In naher Zukunft, wenn ihre Arbeit beendet ist, soll die Halle für die Öffentlichkeit geöffnet werden.

Reisetipp:

Die Verbotene Stadt liegt im Zentrum von Beijing. Sie können mit der U-Bahn bis zum Eingang der Verbotenen Stadt fahren. Der Eintritt kostet in der Hochsaison, also von April bis Oktober, umgerechnet 6 Euro. In der übrigen Zeit zahlen Sie 4 Euro. Im Winter ist die Verbotene Stadt zwischen 8 Uhr 30 und 16 Uhr 30 geöffnet, im Sommer sogar bis 17 Uhr. Zu einem Besuch der Verbotenen Stadt sollten Sie recht früh aufbrechen, um die vielen Sehenswürdigkeiten in der Verbotenen Stadt in aller Ruhe besichtigen zu können.

(China.org.cn, 11. April 2006)